SprachpflegerKommt alles anders, «als dass» man denkt?
Von Mark Salvisberg
11.11.2021
Wer einen Nebensatz mit «als dass» beginne, solle prüfen, ob dafür die Voraussetzungen gegeben seien, mahnt der Sprachpfleger. Peinlich oder korrekt? Das Nachstehende hilft beim Einordnen.
Von Mark Salvisberg
11.11.2021, 23:55
Mark Salvisberg
Als dass wird oft verwendet, wenn die Handlung im untergeordneten Satz eine Folge derjenigen des übergeordneten Satzes ist. Eine «folgenbezogene Verknüpfung» nennt dies der «Grammatik-Duden». Eine solche liege vor, wenn «eine konditionale Relation als Verhältnis zwischen einem faktischen Ausgangszustand und einem sich daraus ergebenden Folgezustand perspektiviert wird». Auweia! Kommen wir zum anschaulichen Teil.
Wo als dass richtig und häufig ist
Dieses Paar tritt öfter auf: Erscheint ein zu im Hauptsatz, ist im Nebensatz ein als dass nötig; es geht um Ursache und Wirkung, ausgedrückt wird etwas Irreales: Das alte Klavier war zu schwer, als dass wir es zu zweit hätten hochtragen können. (Also ein hohes Gewicht und seine Folgen.) Nächstes Beispiel: Es ist schon zu dunkel, als dass ich noch joggen gehen würde. (Ein weit fortgeschrittener Tag und seine Auswirkung.)
Ebenfalls korrekt ist als dass in Aussagen mit nichts / etwas / alles andere:Wenn ein Verkehrsteilnehmer stark alkoholisiert Auto fährt, so bedeutet dies nichts Geringeres, als dass er sich um Regeln und Risiko foutiert. «Bäckerei Montag geschlossen»: Niemand, der diese Worte an der Türe sieht, interpretiert sie anders, als dass die Bäckerei den ganzen Montag geschlossen ist. Alles andere, als dass die Entwicklung hin zum Elektroantrieb gegangen wäre, hätte überrascht. Als dass gilt auch bei einschränkenden Formulierungen dieser Art: Er wollte eigentlich nicht mehr sagen, als dass er etwas später nach Hause komme.
Als dass als No-Go
Nun zu den häufigsten Fehlern. Bei Ungleichheit steht lediglichals: Der Corona-Impfstoff verliert schneller seine Wirkung, als (nicht als dass) die Bundesbehörden gehofft hatten. Sie konnte nicht mehr sagen, als sie wusste. Geradezu ein Fehler-Klassiker ist das falsche als dass mit insofern: Ihr Nachfragen ist insofern berechtigt, als (nicht als dass) sie später über das Budget entscheiden muss. Auf insofern folgt immer nur als.
Auch diese intensivierende Formulierung lässt kein als dass zu: Die Lage ist so ernst, dass man nicht darüber hinwegsehen kann. Hingegen: Die Lage ist zu ernst, als dass man darüber hinwegsehen könnte.
In vielen Fällen lässt sich als dass durch eine stilistisch vorteilhaftere um-Formulierung ersetzen: Sie sind zu verschieden, um auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Die Lage ist zu ernst, um darüber hinwegzusehen.
Ich hoffe, dass Sie über die fremdwortlastige Einleitung (Ursache) hinweggesehen haben und deswegen nicht eingenickt sind (Wirkung).
Zur Person: Mark Salvisberg war unter anderem als Werbetexter unterwegs. Der Absolvent der Korrektorenschmiede PBS überarbeitet heute täglich journalistische Texte bei einer Tageszeitung.