Grosse Namen sollten uns ein Beispiel sein. Manche Voten von «very important persons» auf Social Media sind aber nicht über jeden Zweifel erhaben. Der Sprachpfleger korrigiert mit Strenge.
Von Mark Salvisberg
15.04.2021, 14:00
15.04.2021, 14:09
Mark Salvisberg
Wer kennt nicht den Twitter-Lapsus schlechthin: covfefe. Vor vier Jahren liess der damalige US-Präsident diese geheimnisvollen sieben Buchstaben am Ende eines Tweets stehen. Handelte es sich etwa um das Kürzel für communication over various fantastic electronics for elderly? Oder verlangte Trump nur stotternd nach einem Kaffee? VIP = viel Idiotisches posten? Wie auch immer – der Tweet wurde hunderttausendfach geteilt und fand ein weltweites Medienecho.
Bundesrätlicher Verschreiber
Etwas bescheidener geht es in der Schweiz zu. Unsere Bundespräsidentin twitterte vor rund zwei Wochen: «Die Natur besser schützen: Das will der Bundesrat – und das ist auch der Bevölkerung wichtig, wie schon die Abstimmungen über die Rothenturm- oder Alpeninitiative gezeigt haben.»
Einspruch. Rothenthurm schreibt man mit zwei th. Zudem fehlt der zweite Artikel; die beiden Initiativen gehören nicht zusammen, deshalb sollte er wiederholt werden: die Rothenthurm- oder die Alpeninitiative.
Präzision im Namen der Wissenschaft
Das Robert Koch-Institut (fälschlicherweise ohne Bindestrich geschrieben), ein grosser Name der Medizin, twitterte unlängst: «Wie häufig kommen besorgniserregende #SARSCOV2 Varianten #VOC - besonders #B117 - zur Zeit in Deutschland vor?»
Es zeigen sich drei Fehler: Nach #VOC und #B117 müsste statt des Bindestrichs jeweils ein Gedankenstrich stehen (auf der Windows-Tastatur Alt 0150; Mac: Alt Bindestrich). Ausserdem heisst es zurzeit (in einem Wort), denn dies bedeutet jetzt. Zur Zeit hingegen wird im historischen Kontext verwendet: die Kriege zur Zeit Karls des Kühnen. Im Weiteren braucht es zwischen Sars-Cov-2 und Varianten einen Bindestrich, weil Varianten ein deutsches Wort ist.
«Kurz-Schreibweise» für und
Dem Wort Kurznachrichtendienst wurde Sebastian Kurz kürzlich mit seinem Tweet gerecht. Der österreichische Bundeskanzler schrieb: «Wir sind auf den letzten Metern & eine Bestellung von Sputnik kann wahrscheinlich schon nächste Woche erfolgen.»
Eine krasse, weit verbreitete Unsitte, das Et-Zeichen (&) anstelle von und im Satzgefüge zu verwenden. Das Zeichen «&» ist eine Ligatur, das heisst eine Verschmelzung zweier Buchstaben (e und t). Damit werden Firmennamen oder ähnliche Begriffe verbunden: Müller & Co., Simon & Garfunkel; gelegentlich wird damit Gleichartiges verdeutlicht: LKW, Auto & Co. Im Schriftsatz als Sparvariante von und hat das Zeichen aber nichts zu suchen.
Nicht dass die Leserschaft dieser Kolumne nun zu meinem (Nicht-VIP-)Twitter-Account geht und diesen auf mögliche Fehler scannt. Aber mir dort zu folgen, um Sprachliches zu thematisieren, das wär doch was.
Zur Person: Mark Salvisberg war unter anderem als Werbetexter unterwegs. Der Absolvent der Korrektorenschmiede PBS überarbeitet heute täglich journalistische Texte bei einer Tageszeitung.
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