Kolumne am Mittag Für immer Kevin – das muss doch die Hölle sein

Von Gil Bieler

20.12.2019

Macaulay Culkin ist echt nicht zu beneiden. 
Macaulay Culkin ist echt nicht zu beneiden. 
Bild: Keystone

Kein Fan von Weihnachten? Dann reissen Sie sich einmal am Riemen! Was soll dann erst Schauspieler Macaulay Culkin sagen, der Kevin aus «Kevin – Allein zu Haus»?

Eigentlich frage ich mich nie, wie andere Leute Weihnachten feiern. Eigentlich. Aber einer will mir in diesen Tagen seltsamerweise nicht mehr aus dem Kopf gehen: Macaulay Culkin, das «Paradebeispiel eines gefallenen Kinderstars» (Gala.de). 

Selber bin ich schon nicht der grösste Weihnachtsfan unter der Sonne. Aber Kevin … pardon, Macaulay? Von allen Menschen, die mit First World Problems gestraft sind, muss ihm diese Jahreszeit wohl am meisten Kummer bereiten.

Das liegt natürlich an den beiden  Neunzigerjahre-Komödien «Kevin – Allein zu Haus» und «Kevin – Allein in New York», die den Kinderschauspieler in der Rolle des Kevin McCallister weltberühmt gemacht haben und mittlerweile so fest zu Weihnachten gehören wie der Missbrauch zur Katholischen Kirche.

Auf den zu frühen Ruhm folgte der Absturz mit Drogen und allem, doch das ist hinlänglich bekannt und ausserdem scheint er sich da wieder gefangen zu haben.

Ärger ohne Ende

Hier geht es um Weihnachten, und da versetze man sich nun einmal in den armen Macaulay hinein. In seinem Fall multiplizieren sich nämlich all die Ärgernisse, die schon unsereins die Freude an diesem Fest rauben können, ins Unendliche.

Schon die Familienverhältnisse: Der 39-Jährige lebt mittlerweile in Paris und New York, wissen gut unterrichtete Klatschportale, seine Eltern leben getrennt. Dann kommen noch sechs Geschwister dazu, die wohl kaum alle im selben Block wohnen … und seine Partnerin Brenda Song (noch aktuell, oder?) hat ja wohl auch noch Verwandtschaft. Reisestress pur.



Ganz zu schweigen von der Peinlichkeit, mit alten Kindheitserinnerungen konfrontiert zu werden. Unsereins muss ja höchstens leer schlucken, wenn Mama nach dem Festschmaus im elterlichen Heim glaubt, das Album mit den vergilbten Kindheitsfotos herauskramen zu müssen. Da droht Peeeeeiiiinliiicheeeees.

Doch Kevin … Herrgott nochmal, Macaulay? Der muss sich ganze Kindheitsfilme (!) anschauen, vor denen es einfach kein Entrinnen gibt. Die Familienfotos gibt's dann bloss noch als sadistische Zugabe obendrauf.

Hilfe im Gebet

Auch wird er bestimmt das ganze Jahr über mit Gifs und Memes aus den Kevin-Filmen genervt, aber zur Weihnachtszeit dürfte sein Handy glühen wie eines gewissen Rentiers Nase. Vielleicht ist er ja auch noch allergisch gegen Guetzli, was weiss ich, aber er tut mir auch so schon wirklich leid, der arme Kevin.

Doch dann stelle ich mir vor, wie er Kraft im Gebet sucht, wenn der Frust überhandzunehmen droht. Wie er auf die Knie sinkt, die Hände faltet, einen tiefen Seufzer ausstösst und dann murmelt: «Herr, lass es endlich Ostern werden, damit Bud Spencer mich aus dem TV-Programm herausprügelt.»

Amen, Bruder. Halte durch!

Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr bei «Bluewin» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.

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