ErziehungEltern dürfen Fehler machen: Darum wachsen Familien an Schwierigkeiten
Von Philippa Perry
15.4.2020
Kann ich meinen Eltern verzeihen? Darf ich eingestehen, dass ich als Mutter oder Vater Fehler gemacht habe? «Ja», sagt die Psychotherapeutin Philippa Perry – sie hat darüber ein Buch geschrieben.
«Dies ist kein Erziehungsbuch im engeren Sinn. Es geht darum, wie wir selbst erzogen wurden und welchen Einfluss das auf unsere Elternschaft hat, darum, welche Fehler wir machen werden – vor allem solche, die wir nie machen wollten –, und was wir dagegen tun können.»
Wenn man sich bewusst mache, dass die eigene Erziehung das Verhältnis zu den Kindern beeinflusse, könne man aus Fehlern lernen und sie wiedergutmachen, so Perry.
Perry will mit ihrem Buch, das in dieser Woche auch auf Deutsch erscheint, zeigen, wie man aus negativen Verhaltensmustern ausbrechen und mit impulsiven Gefühlen umgehen kann. Es ist ein gütiges und versöhnliches Buch, es soll Eltern lehren, gütig und versöhnlich mit sich selbst, den Kindern und den eigenen Eltern umzugehen.
«Bluewin» publiziert exklusiv das Kapitel «Lügende Eltern» als Vorabdruck. Es handelt sich hier um einen originalen Textauszug. Deshalb erfolgten keine Anpassungen gemäss «Bluewin»-Regeln.
Lügende Eltern
Manchmal hüten Familien Geheimnisse, die eigentlich Lügen sind. Sie selbst mögen das vielleicht gar nicht so sehen; sie denken womöglich, dass es nur darum geht, Informationen zurückzuhalten, die das Kind nicht braucht oder die ihm sogar schaden könnten.
Wenn aber eine Familie Informationen zurückhält oder es Lügen innerhalb der Familie gibt, wird dies Auswirkungen haben, auch wenn sich einzelne Familienmitglieder der wahren Situation nicht bewusst sind. Das liegt daran, dass wir körperlich spüren, wenn etwas nicht ehrlich und offen kommuniziert wird.
Wenn Sie Lügen erzählen – oder Informationen weglassen –, um Kinder vor der Realität zu schützen, schwächen Sie deren Instinkte. Sie sagen ihnen etwas, das nicht ihren Wahrnehmungen und Gefühlen entspricht. Diese Kinder fühlen sich irgendwie nicht wohl, und wenn sie dieses Unbehagen nicht artikulieren können, wird es sich wahrscheinlich in unangemessenem Verhalten äußern.
In meiner Ausbildung zur Psychotherapeutin sollte uns diese Fallstudie das Phänomen nahebringen:
Herr und Frau X suchten wegen ihres jugendlichen Sohnes A einen Psychotherapeuten, Dr. F, auf. A, so sagten seine Eltern, sei außer Rand und Band. Er schwänzte die Schule, experimentierte mit Drogen und Alkohol, war unfreundlich und unkommunikativ und hatte Geld aus der Tasche seiner Mutter gestohlen. Vom Therapeuten wollten sie Ratschläge, um ihn wieder in die Spur zu bringen.
Dr. F erklärte ihnen, dass Kinder in der Pubertät das Bedürfnis verspüren, sich von ihren Eltern zu lösen, sich einer anderen Gruppe anzuschließen oder eine neue zu gründen. Wenn sie das Gefühl haben, dass sie sich eine eigene Identität abgelöst von ihren Eltern geschaffen haben, müssen sie sich nicht mehr so stark abgrenzen, und die Dinge beruhigen sich. Die Xs bestanden darauf, dass das Verhalten ihres Sohnes darüber hinausgehe.
Dr. F bat sie, von As frühen Jahren zu erzählen. Die Art und Weise, wie die Xs beschrieben, was für ein glücklicher, normaler kleiner Junge A gewesen sei, klang gestelzt, nichtssagend und ohne Details. Die Xs warfen sich dabei geheimnisvolle Blicke zu. Dr. F fiel das auf. Er fragte: »Was verschweigen Sie mir?« Die Xs verstummten und sahen sich wieder an.
»Haben Sie sich immer gut verstanden?«, fragte Dr. F. »Damals waren wir nicht zusammen«, sagte Herr X endlich. Seine Frau warf ihm einen strengen Blick zu. »Sie lebten getrennt, als er klein war?« Dann kam alles heraus. Herr X war nicht As Vater, aber das wusste A nicht. Der leibliche Vater von A, sagte Frau X, habe »nichts getaugt«. Er hatte andere Frauen, war Alkoholiker und starb, als A achtzehn Monate alt war, bei einem Autounfall, den er betrunken verursacht hatte.
»A erinnert sich bestimmt nicht an ihn. Er war sowieso kaum da«, sagte Frau X.
»Er erinnert sich vielleicht nicht bewusst an ihn, aber körperlich hat er vermutlich gespürt, dass er anfangs da war und dann nicht mehr«, sagte Dr. F.
»Wir haben Angst, dass dieses Verhalten in seinen Genen liegt«, sagte Herr X. Verhalten sei eine Kommunikationsform, erklärte Dr. F, es habe eine Bedeutung. »Also, was sagt Ihnen As Verhalten?«
»Es ist, als würde er uns sagen, dass wir uns verpissen sollen«, sagte Herr X.
»Sie haben A eine Lüge erzählt, eine riesige Lüge. Er weiß nicht, worum es geht, aber er hat womöglich das Gefühl, dass etwas nicht stimmt, und das verstört ihn«, meinte Dr. F.
»Wir haben nicht gelogen, wir haben es ihm nur nicht gesagt«, wehrten sich die Xs.
»Lügen durch Unterlassung«, anwortete Dr. F.
»Und was sollen wir tun?«, fragten die Xs.
»Ich werde Ihnen nicht sagen, was Sie tun sollen. Ich denke aber, dass das ein Teil des Problems sein könnte.«
Die Xs beschlossen, ihrem Sohn die Wahrheit zu sagen. Er war wütend. Er fand heraus, dass sein leiblicher Vater einen Bruder hatte, zog zu ihm, begann sich anzustrengen, brachte gute Leistungen in der Schule und ging auf die Universität.
Für seine Eltern erfüllte sich ihr Wunsch, dass ihr Sohn sich gut verhielt. Jetzt mussten sie nur noch den Bruch reparieren. Sie mussten die Wut ihres Sohnes verstehen, ihm eingestehen, dass sie ihm lieber das perfekte Bild einer perfekten Familie vorgegaukelt hatten, statt die Wahrheit zu sagen. Sie mussten die Auswirkungen anerkennen, die dies auf ihren Sohn gehabt hatte. Sie mussten sich entschuldigen und akzeptieren, welche Gefühle ihr Sohn in Bezug darauf hatte. Ich habe nie erfahren, ob das passiert ist, denn die Geschichte endete dort.
Wenn wir uns wünschen, etwas wäre nicht passiert, belügen wir unsere Kinder oft, indem wir ihnen nichts davon erzählen. Es ist ganz natürlich, wenn wir unsere Kinder vor schwierigen Gefühlen schützen wollen, aber hier sind nicht ihre Gefühle das Problem, sondern unsere Angst vor ihren Gefühlen. Deshalb ist es meiner Ansicht nach besser, dass sie zum Beispiel wissen, wenn Sie oder Ihr Partner Schwierigkeiten hatten und alles darangesetzt haben, sie zu lösen. Halten Sie Dinge, die die Welt Ihres Kindes betreffen, lieber nicht geheim. Wenn es sich Sorgen macht, können Sie es beruhigen. Wenn wir wichtige Informationen nicht weitergeben, und zwar in einer Form, mit der ein Kind umgehen kann, wird es die angespannte Atmosphäre ohnehin spüren und vielleicht noch schlimmere Erklärungen dafür finden.
Ich glaube nicht, dass es gut ist, Kinder zu belügen oder ihnen wichtige Informationen vorzuenthalten, also bin ich auch dagegen, schlechte Nachrichten zurückzuhalten, etwa den Tod von jemandem, der für die Familie wichtig war. Aber wir müssen dem Kind versichern, dass wir uns, obwohl wir jetzt furchtbar traurig sind und die Person nie vergessen werden, an ihren Verlust gewöhnen werden. Das Leben wird weitergehen, und man wird es auch wieder genießen können. Auch wenn ein Elternteil, der bisher im Haushalt der Familie gelebt hat, auszieht, muss darüber gesprochen werden, bevor es passiert. Die Kinder müssen die Pläne und die abgesprochenen Routinen kennen, die sie brauchen, um ihre Welt zusammenzuhalten – sie müssen, mit anderen Worten, beide Elternteile weiterhin regelmäßig und planbar sehen.
Es gibt wahrscheinlich immer eine altersgerechte Art, etwas zu kommunizieren. Zum Beispiel können Sie einem Kind sagen: »Mir geht es nicht gut, ich gehe zum Arzt, und mit etwas Glück wird es mir wieder besser gehen. Es tut mir leid, wenn ich abgelenkt wirke. Ich mache mir Sorgen wegen meiner Krankheit.« Das ist besser, als Ihren Krebs geheim zu halten. Wenn Ihr Kind adoptiert ist, sollten Sie es ihm von Anfang an in einer altersgerechten Art und Weise sagen. Sie ersparen ihm so den Schock, wenn es herauskommt.
Wir können Kinder nicht vor den unvermeidlichen Todesfällen und Katastrophen des Lebens schützen, aber wir können an ihrer Seite sein, mit ihnen fühlen und helfen, ihre Gefühle anzunehmen und einzuordnen, wenn sich die unvermeidlichen Katastrophen ereignen.
Alle Kinder brauchen die Gewissheit, dass sie wichtig und erwünscht sind und dass sie geliebt werden, nicht nur, indem Sie es ihnen hin und wieder sagen, sondern auch indem Sie ihnen Ihre Liebe zeigen. Ihr Gesicht muss aufleuchten, wenn Sie Ihre Kinder ansehen. Das Geben und Nehmen Ihrer Interaktionen, dass Sie Ihre Kinder in Ihr Leben einbeziehen und sich die Freiheit gönnen, Ihre Kinder zu genießen und Spaß mit ihnen zu haben – all das ist Ausdruck Ihrer Liebe. Es ist schwierig, dies alles mit ganzem Herzen zu tun, wenn Sie Informationen zurückhalten, die Ihre Kinder betreffen. Kinder haben ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren.
Wildkräuter sind nicht nur dekorativ – sie schmecken auch gut.
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Um gedeihen zu können, benötigt der Bärlauch nahrhaften Boden, genügend Feuchtigkeit und leichten Schatten. «Bärlauch gehört nicht ins Kräuterbeet», rät die Agraringenieurin und Buchautorin Brunhilde Bross-Burkhard. «Besser ist er unter höheren Bäumen oder im leichten Schatten am Haus aufgehoben.» Man sollte ihn begrenzen: «Einmal angesiedelt, breitet er sich immer weiter aus.»
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Sie ist anspruchslos und wächst nahezu überall: die Brennnessel. Junge Blätter kann man wie Spinat zubereiten oder trocknen, um diese später als Tee zu verwenden. Die Brennnessel wirkt entwässernd und ist reich an verschiedenen Nährstoffen.
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Das Gänseblümchen ist im Spätwinter und im Frühjahr am wertvollsten, weil dann kaum anderes frisches Grün im Garten geerntet werden kann, findet Brunhilde Bross-Burkhard.
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Er gilt als Grauen vieler Gärtner – der Löwenzahn! Kein Wunder, denn er vermehrt sich rasant. Aber Löwenzahn ist auch eine wertvolle, gesunde Pflanze, die Salate aufwertet. Besonders schmackhaft sind die jungen zarten Blätter. Löwenzahn hat ein nussartiges, leicht bitteres Aroma.
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Der Sauerampfer gehört zu den Wildkräutern, die sich von selbst im Garten ansiedeln. In der Küche verfeinert er verschiedene Speisen. «Er ist eines der ersten Kräuter, die im zeitigen Frühjahr erscheinen», erklärt Brunhilde Bross-Burkhardt. Sein Vorteil: Der Sauerampfer wuchert nicht. Er kann ins Kräuterbeet gesetzt werden, aber auch überall im Garten wachsen.
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Neben dem Löwenzahn ist die Vogelmiere wohl das unbeliebteste Unkraut im Garten. Dabei ist es eine wohlschmeckende Zutat für jeden Salat. Die Pflanzen fühlen sich auf nährstoffreichem Boden wohl, den sie rasch mit ihren Trieben überziehen.
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Im heimischen Garten mag es der Waldmeister schattig, im Wald findet man ihn deshalb vornehmlich unter Laubbäumen. «Dem Waldmeister muss man viel Platz geben, wenn man ihn in den Garten holt», erklärt Bross-Burkhardt. Dafür hat er gestalterisch etwas zu bieten: «Er ist ein schöner Bodendecker.»
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