Bötschi fragt Elyas M’Barek: «Das bleibt mein perfektes Geheimnis»

Von Bruno Bötschi

29.10.2019

Elyas M'Barek (37) über seine Handysucht: «Ich nehme mir zwar hin und wieder vor, offline zu sein. Meist stelle ich aber kurz danach fest, dass ich bereits wieder am Handy hänge. Was wahrscheinlich auch damit zu tun hat, dass ich gern Zeitungen digital lese und mit Leuten per Whatsapp chatte.»
Elyas M'Barek (37) über seine Handysucht: «Ich nehme mir zwar hin und wieder vor, offline zu sein. Meist stelle ich aber kurz danach fest, dass ich bereits wieder am Handy hänge. Was wahrscheinlich auch damit zu tun hat, dass ich gern Zeitungen digital lese und mit Leuten per Whatsapp chatte.»
Bild: Getty Images

Schauspieler Elyas M'Barek («Fack ju Göhte») spricht nicht über seine Lieblingsfrau, erzählt über Selfies in der Sauna und verrät, wie handysüchtig er ist.

Na dann, gibt's halt am nächsten Tag ein Telefoninterview. Zwei Menschen, die sich noch nie gesehen haben, die per Fernleitung miteinander sprechen? Ob das wirklich gute Voraussetzungen für ein möglichst spannendes Gespräch über Geheimnisse sind? Und dann ist zu allem Übel auch die Verbindung noch schlecht.

Egal, der Journalist lässt sich nicht unterkriegen. Und Herr M'Barek gibt sich auch ganz nett. Momoll.

Dann bleibt ja nur noch die Frage: Wie viele Geheimnisse verträgt eine Freundschaft?

Antworten darauf sucht Regisseur Bora Dagtekin («Fack ju Göhte») in seinem neuesten Film «Das perfekte Geheimnis». M'Barek ist einer der Protagonisten in der Kinokomödie, die zeigt, dass gute Freundinnen und Freunde oft sehr wenig voneinander wissen – ihre Handys dafür umso mehr.

Grüezi, Herr M'Barek.

Hallo, Herr Bötschi.

Wie viel Gesprächszeit haben wir?

Oh, ich weiss gar nicht. Ich glaube: 15 Minuten.

Wir machen heute ein Frage-Antwort-Spiel: Ich stelle Ihnen in der nächsten Viertelstunde möglichst viele Fragen – und Sie antworten möglichst schnell und spontan.

Okay.

Wie lassen Sie sich morgens am liebsten wecken – mit dem Radiowecker, dem Klingelton Ihres Handys oder einem Kuss von Ihrer Lieblingsfrau?

Ganz klassisch – von meinem Handy.

Mit welchem Klingelton?

Keine Ahnung, wie der Ton heisst. Und sowieso: Klingeltöne tönen alle irgendwie bedrohlich.

Leider drängt die Zeit. Deshalb muss die Nachfrage ‹Warum genau Klingeltöne bedrohlich tönen?› ausfallen. Sorry.

Im Interview mit dem Magazin Playboy sagten Sie kürzlich: Ich finde es wichtig, Geheimnisse zu haben.

Man sollte seinen Mitmenschen nicht immer alles auf die Nase binden. Es ist wichtig, auch einmal etwas für sich behalten zu können, nicht immer alles sofort nach aussen tragen zu müssen.

Warum genau sind Geheimnisse wichtig fürs Seelenheil?

Viele Dinge sind einfach privat und nicht für die grosse, weite Welt bestimmt. Und es ist doch auch schön, wenn einem ein Mensch ein Geheimnis anvertraut, weil das ein Beweis von viel Zuneigung und Vertrauen ist.



Im ‹Playboy› sagten Sie weiter: ‹Weil ich nämlich sehr wohl viele Geheimnisse habe, die ich für mich behalten möchte.› – Welche Art von Geheimnissen behalten Sie gern für sich?

Das sage ich Ihnen nicht – aber was ich verraten kann: Ich habe bestimmt nicht mehr Geheimnisse als andere Menschen.

Verraten Sie eher einem Mann oder einer Frau ein Geheimnis?

Ob ich jemandem ein Geheimnis anvertraue, hängt davon ab, in welcher Beziehung ich zu dem Menschen stehe und wie gross mein Vertrauen in mein Gegenüber ist. Ich mache keine geschlechterspezifische Unterschiede.

Schon einmal ungewollt ein Geheimnis verraten?

Nein – bei mir sind Geheimnisse sehr gut aufgehoben. Wer mir etwas anvertraut, kann sicher sein, dass ich es nicht weitererzählen werde.

Schon einmal gezielt ein Geheimnis verraten?

So etwas würde ich nie tun.

Der deutsche Philosoph Georg Simmel, er lebte vor 100 Jahren, konnte Geheimnissen auch viel abgewinnen. Er sagte: Geheimnisse sind eine der grössten geistigen Errungenschaften der Menschheit.

Ich würde Geheimnisse nicht als eine der grössten Errungenschaften der Menschen bezeichnen, aber sie sind ein Grundbedürfnis.

Immer mehr Menschen präsentieren ihr Leben auf den sozialen Medien öffentlich: Machen Instagram, Facebook, Snapchat und Co. die Welt der Geheimnisse kaputt?

Das glaube ich nicht. Jeder Mensch kann selber entscheiden, was er in den sozialen Medien preisgibt und was nicht. Insofern geschieht die Kommunikation dort sehr kontrolliert.

Sie haben auf Instagram über 2,4 Millionen Followerinnen und Follower – posten darauf aber fast ausschliesslich geschäftliche Bilder›.

Das stimmt doch gar nicht. Gucken Sie meinen Account nochmals genau an. Es hat auch viele Bilder darauf, die nichts mit meiner Arbeit als Schauspieler zu tun haben. Ich poste hin und wieder Ferienbilder, also durchaus auch Privates. Aber natürlich gibt es bestimmte Bereiche aus meinem Leben, die tabu bleiben.



Darf ich Ihnen ein Geheimnis verraten?

Nur zu.

Ich finde den Film ‹Das perfekte Geheimnis› sehr amüsant, aber ich als schwuler Mann muss Ihnen leider sagen: Viele heterosexuelle Pärchen benehmen sich während eines gemeinsamen Abends genauso unehrlich und verknorzt wie es im Film dargestellt wird …

Mmmhhh ...

Erleben Sie das auch so oder geht man in Ihrem Freundeskreis offener miteinander um?

Ehrlich gesagt, ich kann mir nicht vorstellen, dass in meinem Freundeskreis während eines gemeinsamen Abendessens so ein Spiel stattfinden würde. Dennoch glaube ich, dass der Film ein realistisches Abbild unserer Gesellschaft darstellt.

Ich denke, viele Paare werden, nachdem Sie den Film ‹Das perfekte Geheimnis› zusammen angesehen haben, Streit bekommen daheim.

Das ist gut möglich – auch deshalb, weil viele auf die Idee kommen werden, das Spiel nachzuspielen.

Werden demnächst die Scheidungsraten also noch weiter ansteigen?

Das hoffe ich nicht.

Zusammen essen gehen, dann kommen alle Handys auf den Tisch, eintreffende Nachrichten müssen vorgelesen und Anrufe auf Lautsprecher gestellt werden: Würden Sie dieses Spiel anderen Pärchen zur Nachahmung empfehlen?

Nein.

Wenn Sie ein Essen mit Freunden veranstalten, gibt es irgendwelche Regeln – zum Beispiel wie, wo und wann das Handy benutzt werden darf?

Ich mache meinen Freunden keine Vorschriften. Heute ist es doch normal, dass man das Handy in so einer Situation aus der Hand legt und gewisse Höflichkeitsformen befolgt.

Ihr peinlichstes Handy-Erlebnis?

Hmmm … da fällt mir leider kein Beispiel dazu ein.

Was ist Ihnen lieber: Ein Tag ohne Handy oder einen Sack Insekten essen?

Einen Tag ohne Handy.

Elyas M'Barek über Geheimnisse: «Viele Dinge sind einfach privat und nicht für die grosse, weite Welt bestimmt. Und es ist doch auch schön, wenn einem ein Mensch ein Geheimnis anvertraut, weil das ein Beweis von viel Zuneigung und Vertrauen ist.»
Elyas M'Barek über Geheimnisse: «Viele Dinge sind einfach privat und nicht für die grosse, weite Welt bestimmt. Und es ist doch auch schön, wenn einem ein Mensch ein Geheimnis anvertraut, weil das ein Beweis von viel Zuneigung und Vertrauen ist.»
Bild: Getty Images

Gibt es es Zeiten, in denen Elyas M’Barek konsequent offline ist?

Wenig, wenn ich ehrlich bin. Ich nehme mir das zwar hin und wieder vor, etwa in den Ferien. Meist stelle ich aber kurz danach fest, dass ich bereits wieder am Handy hänge. Was wahrscheinlich auch damit zu tun hat, dass ich gern Zeitungen digital lese und mit Leuten per Whatsapp chatte. Ich mag diese Verbindungen zur Aussenwelt, verzichte nur ungern darauf.

Auf einer Skala von eins bis zehn: Wie handysüchtig sind Sie?

Zehn.

Dazu muss man wissen: Barek verbraucht laut eigener Aussage pro Tag zwei Akkuladungen. Er brachte damit Florian David Fitz (das Interview mit ihm, lesen Sie am Mittwoch auf «Bluewin»), der mit ihm in «Das perfekte Geheimnis» zu sehen ist, an die Grenze der Überforderung. «Was Gruppenchats angeht, bin ich ein Steinzeitmensch», sagt Fitz nämlich. «Teilweise guckst du auf dein Handy, und dann sind da 157 Messages drauf.» Für den Film sei er von seinen Schauspielkollegen gezwungen worden, WhatsApp zu installieren.

So grundsätzlich: Sind Ihnen die Menschen sympathisch?

Ja, natürlich. Warum denn nicht?

Die beste Seite am Berühmtsein?

Man bekommt immer einen Tisch im Restaurant.

Und die schlechteste Seite?

Man wird auch in den unmöglichsten Situationen um ein Selfie gefragt – zum Beispiel in der Sauna.



Wann zuletzt den Bart abrasiert?

Für einen Film, den ich gerade drehe, habe ich aktuell meinen Bart zu einem Schnauzbart rasiert.

Was der Journalist nicht sehen kann, weil das Gespräch ja am Telefon stattfindet.

Und den Vollbart ganz rasiert?

Das habe ich schon länger nicht mehr getan.

Na, dann schauen wir mal, ob Elyas M'Barek nicht doch noch Geheimnisse preisgibt.

Mit welchem Kunstwerk in Ihrem Zuhause könnten Sie notfalls angeben?

Bei mir hängt und steht keine überdurchschnittlich teure Kunst. Aber es gibt eine Münchner Künstlerin, die ich sehr schätze, und von der ich ein sehr grosses Bild besitze.

Wie heisst die Künstlerin?

Edie Monetti.

Was ist auf dem Bild zu sehen?

Ein Löwe mit einem Turnschuh im Maul. Das Bild heisst … oh Gott, wie heisst es nochmals? Moment ich muss kurz überlegen ... ach, ‹Man Eater› heisst's.

Wie würden Sie einer Frau, die Sie heute Nacht kennenlernen, Ihre Wohnung beschreiben?

Hell und gemütlich.

Wann zuletzt eine Nacht durchgetanzt?

Am Montag vor einer Woche auf der Premiere von ‹Das perfekte Geheimnis›.

Wann zuletzt betrunken gewesen?

Auf der Premiere von ‹Das perfekte Geheimnis›.

Wann zuletzt einen Pornofilm geguckt?

Ähmm … das bleibt mein perfektes Geheimnis.

«Das perfekte Geheimnis» läuft ab Donnerstag, 31. Oktober, in den Deutschweizer Kinos.

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