Virus zerstört SpassDie besten Überlebenstipps für einen Sommer ohne Festivals
Von Lukas Rütimann
25.4.2020
Der Sommer 2020 wird ohne grosse Musikfestivals über die Bühne gehen. Das ist unschön, aber es gibt auch Grund zur Hoffnung.
Noch ist nicht alles abgesagt. Noch warten einzelne Veranstalter auf die genauen Weisungen des Bundesrates. Aber machen wir uns nichts vor: Der Sommer 2020 wird ohne grosse Musikfestivals stattfinden.
In der «Los Angeles Times» liess sich ein WHO-Berater gar zitieren, die Aussicht auf Grosskonzerte sei in den nächsten 18 Monaten schlicht illusorisch. Anlässe mit vielen Menschen auf engem Raum seien mit Sicherheit die letzten, die von Lockerungsmassnahmen profitieren würden. Letztlich seien Festivals, Arena-Konzerte oder Openairs «ohne Corona-Impfstoff unrealistisch».
Das ist ein hartes Brot für die Kulturszene. Künstler, Veranstalter, aber auch viele von der Branche abhängige Dienstleister schauen tristen Zeiten entgegen. Und natürlich sind solche Aussichten auch für die Fans ein echter Schock. Ein Sommer ohne Festivals, wahrscheinlich sogar ein ganzes Jahr völlig ohne grosse Konzerte? «Flatten the Curve» hin oder her – das ist ein Tiefschlag, der erst einmal verdaut sein will.
Doch Depressionen schieben gilt nicht; trotz Corona-Krise nach vorne zu schauen ist nicht nur in der Konzertbranche das Gebot der Stunde. Deshalb haben wir hier ein paar Survival-Tipps für einen Sommer ohne Festivals, Open Airs und Stadionkonzerte zusammengetragen. Denn eines ist sicher: Es wird ein Leben nach Corona geben. Auch und ganz besonders für die Musik-, Unterhaltungs- und Eventindustrie.
Sich den Sommer schön streamen
Mit der Bedeutung und den Perspektiven von Konzerten als Streaming-Erlebnis haben wir uns zu Beginn der Corona-Krise bereits ausführlich beschäftigt. Seither hat sich einiges getan: Fast täglich geben irgendwelche Stars Adhoc-Konzerte aus dem Wohnzimmer oder jammen zusammen per Videokonferenz.
Doch das ist erst der Anfang. Bereits haben innovative Acts begonnen, Konzerte als Band, beispielsweise live aus dem Proberaum oder aus einem leeren Club, professionell filmen zu lassen und den Fans das Ganze als Stream zu einem bestimmten Zeitpunkt zugänglich zu machen. Echte Band-Interaktion samt Songansagen, Trockeneis und Spielfehler – das kommt einem echten Live-Erlebnis doch schon ziemlich nahe.
Und dann gibt es auch noch Aktionen wie aktuell etwa das virtuelle Musikfestival «PlayOn», bei dem seit Freitag (und noch bis Sonntag) mehr als 65 Top-Acts (darunter illustre Namen wie Ed Sheeran, Cardi B, Coldplay, Twenty One Pilots, Green Day und Korn) ausgewählte Auftritte unter anderem vom legendären Coachella-Festival oder dem Rock in Rio als Stream zur Verfügung stellen. Nicht nur, weil der Erlös der WHO zugutekommt, verbreiten solche Aktionen tatsächlich so etwas wie Festival-Feeling.
Jede Menge Meisterwerke erwarten
Das Fehlen von Live-Events mag vielen Fans auf den Magen schlagen. Für die Künstler hingegen ist es eine echte Chance. Denn seien wir ehrlich: Viel zu viele Acts warfen in den vergangenen Jahren halbgare Platten auf den Markt, nur damit sie eine Ausrede hatten, um ausgiebig touren zu können. Denn mit Live-Gigs und Merchandising, das ist kein Geheimnis, verdienen Musiker heute ihren Lebensunterhalt; Platten sind nur noch Mittel zum Zweck.
In der Corona-Krise hingegen haben Künstler genug Zeit und Muse, mal wieder richtig kreativ zu werden. Zumal grosses Leid oft grossartige Songs zu Tage bringt. Freuen wir uns also auf so viele potenzielle Meisterwerke wie schon lange nicht mehr. Zwar nicht live auf der Bühne – aber immerhin für zuhause vor der Stereoanlage.
Die eigene Plattensammlung zelebrieren
Apropos Stereoanlage und Zuhause. Ein Sommer ohne Festivals bedeutet nicht: ein Sommer ohne Sound. Im Gegenteil: Statt von einem Open Air zum nächsten zu hetzen hat man dieses Jahr Zeit, mal wieder ein wenig in der eigenen Plattensammlung zu wühlen.
Und damit meinen wir explizit nicht das hin und herskippen von einzelnen Tracks auf Spotify, sondern das Zelebrieren von alten CDs oder noch besser: alten Vinyl-Alben. Also: Hinsetzen, Kopfhörer aufsetzen, das Textblatt in die Hand nehmen und das Cover betrachten. Wir versprechen: Das ist Musik in den Ohren, sogar in Corona-Zeiten!
Die guten alten Zeiten feiern
Was tun, wenn der Konzert-Koller nicht mehr zum aushalten ist? Dann hilft nur ein Griff ins DVD-Regal. Schliesslich sollte jeder Musikfan mindestens ein legendäres Konzert seiner Lieblingsband jederzeit in Griffnähe haben.
Klar, zur Not hilft auch hier YouTube oder ein Streaminganbieter. Aber wer Konzerte liebt, hat die grossen Highlights bestimmt irgendwo zu Hause rumliegen – und kann mit ihnen für ein, zwei Stunden in die gute alte Ära der grossen Live-Konzert abtauchen.
Ein paar Tipps gefällig? Bitte sehr: Jimi Hendrix «Live at Monterey», Beastie Boys «Awesome! I Fucking Shoot That», Queen «Live in Montreal», James Brown «Live at Montreux», Rush «Rush in Rio», Led Zeppelin «The Song Remains the Same», Duran Duran «A Diamond in the Mind», AC/DC «Live at River Plate», Pink Floyd «Live at Pompei», Muse «Haarp», The Rolling Stones «Shine a Light», Judas Priest «Live at the US Festival», Iron Maiden «Live after Death». Scream for me, Homeoffice? Aber sowas von!
Sich auf 2021 freuen
Man sieht, es gibt viele Möglichkeiten, den Sommer ohne Festivals zu überbrücken. Klar ist aber auch: Das Gefühl, unter freiem Himmel und mit Freunden ein gutes Konzert zu geniessen, kann das alles nicht ersetzen. Deshalb muss man sich auch nichts vormachen: Der Sommer 2020 wird für Musikfans nur bedingt lustig.
Umso mehr darf man sich auf die Zeit danach freuen. Man darf sich ausmalen, wie euphorisch und unverbraucht man die ersten Gigs erleben wird – vielleicht fast so intensiv wie die ersten Konzerte überhaupt. Statt wie vorher einfach abzuhaken, welche Band man mal wieder gesehen hat, wird jeder Gig eine Besonderheit. Man wird feiern, tanzen, lachen und sich von der Musik verzaubern lassen – gerade so, als wäre es das erste Mal. Ja, auf solche magischen Momente darf man sich durchaus jetzt schon freuen. Danke, Corona.
Das Coronavirus hat die Welt im Griff: Menschen sollen in ihren Wohnungen bleiben, teils werden Ausgangssperren verhängt. Die Folge: Leere überall. So menschenleer und autofrei ist die Strasse des 17. Juni am Brandenburger Tor in Berlin selten.
Bild: Keystone/dpa/Carsten Koall
Auf den Arroyo Seco Parkway in Los Angeles verirrt sich dieser Tage kaum noch ein Auto.
Bild: Keystone/AP Photo/Mark J. Terrill
Wer schon einmal in London war, kann sich kaum vorstellen, dass sich auf der Westminster Bridge keine Touristen drängen. Doch lediglich ein Bus ist auf der berühmten Brücke mit Blick auf das London Eye zu sehen.
Bild: Keystone/AP Photo/Frank Augstein
Vor dem Gateway to India in Mumbai drängen sich an normalen Tagen Einheimische und Touristen. Doch von «normal» kann aktuell an keinem Ort der Welt die Rede sein.
Bild: Keystone/AP Photo/Rajanish Kakade
Auf den Strassen von Kuwait City ist weit und breit kein Auto zu sehen.
Bild: Keystone/epa/Noufal Ibrahim
An der Klagemauer in Jerusalem trifft man sonst auf viele Gläubige. Doch auch Israel ist fest im Griff der Coronakrise.
Bild: Keystone/Epa/Abir Sultan
Lediglich wenige Jogger und Radfahrer ziehen ihre Kreise auf der National Mall in Washington, D.C.
Bild: Keystone/AP Photo/Andrew Harnik
Bilder, die sich auf der ganzen Welt ähneln: Statt vor Touristenmassen zu flüchten haben Tauben nun die Plätze für sich, so auch in Paris.
Bild: Keystone/AP Photo/Thibault Camus)
Die Champs Elysee in Paris ohne Stau, stattdessen lediglich zwei Ordnungshüter der berittenen Polizei auf einer der berühmtesten Strassen der Welt.
Bild: Keystone/AP Photo/Christophe Ena
Strassenmusiker Ron Sinclair spielt auf dem völlig vereinsamten Hollywood Boulevard in Los Angeles.
Bild: Keystone/AP Photo/Chris Pizzello
Lediglich ein Tuk-Tuk ist vor dem Grossen Palast in Thailands Hauptstadt Bangkok zu sehen.
Bild: Keystone/epa/Rungroj Yongrit
Ein Muss für Touristen in San Francisco ist Fisherman's Wharf. Doch auch hier ist derzeit keine Menschenseele zu sehen.
Bild: Keystone/AP Photo/Jeff Chiu
Auch in Moskau sind die Menschen seit Kurzem angehalten, in ihren Wohnungen zu bleiben. Das führt unter anderem zu einem völlig vereinsamten Roten Platz.
Bild: Keystone/AP Photo/Pavel Golovkin
Leere auch in den Strassen von Istanbul mit Blick auf den Galataturm.
Bild: Keystone/epa/Erdem Sahin
Auf die berühmte Karlsbrücke in Prag hat sich nur ein einzelner Passant verirrt.
Bild: Keystone
Ein einsamer Imbissstand in der Nähe des berühmten Times Square in New York zeigt, dass das Coronavirus auch die USA voll und ganz einnimmt. Wo sich sonst Touristen drängeln und Autos in Staus stehen, herrscht gähnende Leere.
Bild: Keystone
Eine Strasse im Schatten der grossen Notre Dame Kathedrale in Paris zeigt, dass in Frankreich die Menschen in ihren Häusern bleiben.
Bild: Keystone
Selbst im berühmten Amüsierviertel auf der Reeperbahn in Hamburg ist es menschenleer.
Bild: Keystone
Normalerweise stehen hier die Menschen Schlange, um sich das Kolosseum anzuschauen. Doch auch in Rom sind die Menschen angehalten, nicht aus dem Haus zu gehen.
Bild: Keystone
Um am Trevibrunnen in Rom eine Münze ins Wasser werfen zu können, muss man sich sonst zwischen Leuten hindurch drängeln. Aktuell findet man keine Menschenseele an der Touristenattraktion.
Bild: Keystone
Auch in Bern sind die Strassen inzwischen leer und verwaist.
Bild: Keystone
In Bayern wurden Ausgangsbeschränkungen verhängt – die Folgen sind leere Strassen und Plätze, so wie hier am Marienplatz zu sehen.
Bild: Keystone
Auf der berühmten Strasse «La Rambla» in Barcelona drängen sich das ganze Jahr über Touristen. Nun haben die Tauben die Einkaufsmeile für sich allein.
Bild: Keystone
Lediglich ein einzelner Velofahrer ist noch auf dieser Strasse in Wien unterwegs. Auch in Österreich gelten massive Einschränkungen im öffentlichen Leben.
Bild: Keystone
Die Ulica Piotrkowska im polnischen Lodz ist eine der längsten Einkaufsstrassen Europas. Doch an einen Shoppingbummel denkt hier aktuell niemand mehr.
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