SprücheklopferDas sind die denkwürdigsten Zitate zur Corona-Pandemie
Von Bruno Bötschi
6.3.2021
Das Coronavirus hält die Welt seit über einem Jahr in Atem. Am Anfang wusste kaum jemand, was da auf uns zukommt. Fehleinschätzungen gab es deshalb ganz viele, wie wir heute wissen. Und es gibt sie heute immer noch.
Von Bruno Bötschi
06.03.2021, 00:00
06.03.2021, 10:48
Zusammengestellt von Bruno Bötschi
Zum Jahrestag der Corona-Pandemie in der Schweiz hat die Redaktion von «blue News» eine Liste mit Sprüchen und Zitaten rund um das Virus zusammengestellt.
Dies jedoch ohne Anspruch auf Vollständigkeit, denn im Laufe der vergangenen Monate und Wochen wurde viel geredet und gesagt, sehr, sehr viel sogar.
So ging etwa der ehemalige US-Präsident Donald Trump vor einem Jahr noch davon aus, dass sein Land nicht hart getroffen werde. Später griff er je länger, desto mehr zu Kriegsvokabeln, wenn er über das Virus sprach.
Aber wir fangen von vorne an, also im Januar vor einem Jahr.
«Wir haben es völlig unter Kontrolle. Es ist eine Person, die aus China kommt, und wir haben es unter Kontrolle. Es wird alles gut werden.»
Donald Trump am 22. Januar 2020 in einem CNBC-Interview aus Davos; am Tag zuvor war der erste Corona-Fall in den USA bekannt geworden.
«Es ist sicher nicht der Moment, wo man der Schweizer Bevölkerung sagen muss: Achtung, da kommt etwas. Es ist viel zu früh, um eine solche Aussage zu machen.»
Daniel Koch, Leiter der Abteilung «Übertragbare Krankheiten» beim Bundesamt für Gesundheit (BAG), nach der ersten grossen Corona-Medienkonferenz am 28. Januar 2020 in Bern.
«Die Menschheit wird mit einer weltweiten Gesundheitskrise konfrontiert, diese missbrauchen die Amerikaner, um uns zu unterdrücken.»
Xu Hong, chinesische Botschafter in Den Haag, Niederlande, in einem Interview mit der Zeitung «De Volkskrant», im Februar 2020.
«Man muss nicht die halbe Schweiz unter Quarantäne stellen.»
Der Epidemienforscher Christian Althaus sieht am 26. Februar 2020 im Interview mit der NZZ keinen Grund zur Panik, wirft den Behörden aber Verharmlosung vor.
«Wir haben deshalb entschieden, dass Covid-19 als Pandemie bezeichnet wird.»
Tedros Adhanom Ghebreyesus, WHO-Generaldirektor, am 11. März 2020 in Genf.
«Die Welle ist jetzt da.»
«Mister Corona» Daniel Koch am 12. März 2020 in einem Radio-Interview.
«Es ist ein hochansteckendes Virus. Unglaublich. Aber wir haben eine ungeheure Kontrolle darüber.»
Donald Trump am 15. März 2020 während eines Pressebriefings.
«Ich glaube, wir alle, die wir nicht die Experten sind, haben am Anfang das Coronavirus unterschätzt.»
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am 15. März 2020 in der Internetsendung «Bild live».
«Die Behörden haben alles richtig gemacht.»
Bernhard Tilg, Gesundheitslandesrat Tirol, am 16. März 2020, nachdem bekannt geworden war, dass im Skiort Ischgl ein Corona-Hotspot entstanden war, dessen Ausläufer quer durch Europa reichten.
«Wir möchten gerade in Zeiten der Not füreinander da sein. Doch im Augenblick ist leider das Gegenteil richtig. Im Moment ist nur Abstand Ausdruck von Fürsorge.»
Bundeskanzlerin Merkel in der gleichen Ansprache.
«Es geht jetzt wirklich ums ernsthafte Überleben von vielen Leuten.»
Daniel Koch an der Medienkonferenz am 19. März 2020.
«Ich habe immer gewusst, dass das eine Pandemie ist. Ich hatte das Gefühl, dass es eine Pandemie ist, lange bevor es als Pandemie bezeichnet wurde.»
Donald Trump am 17. März während eines Pressebriefings.
«Hilfe kommt!»
Zusicherung an die Wirtschaft von Bundesrat Guy Parmelin am 20. März 2020.
«Wir werden diesen Krieg gewinnen. Wenn wir den Sieg erringen, werden wir stärker und geeinter sein als zuvor.»
Donald Trump am 28. März 2020 auf Twitter.
«Wir müssen so schnell wie möglich handeln und so langsam wie nötig.»
Alain Berset am 16. April 2020 zur Maxime bei der Lockerung der Massnahmen.
«Wir haben jetzt doch einige Erfahrungen mit dem Virus. Man muss bei einer zweiten Welle nicht sofort wieder alle Schulen zumachen, alle Läden und die Wirtschaft schliessen.»
Thomas Aeschi, SVP-Fraktionspräsident, macht am 25. April 2020 Druck auf den Bundesrat.
«Zum Friseur müsste ich mal wieder.»
Sebastian Vettel, Formel-1-Fahrer, hatte wie viele andere auch im April 2020 mit der Schliessung der Coiffeursalons zu kämpfen.
«Ein Lockdown würde die Wirtschaft so sehr in Mitleidenschaft ziehen, dass auch die Gesundheit gefährdet wäre.»
Albert Rösti, SVP-Präsident, nach der Fraktionssitzung am 2. Mai 2020.
«Ich gehe nicht davon aus, dass sich die Situation in den nächsten Wochen dramatisch verschlechtert und uns unmittelbar eine zweite Welle bevorsteht.»
Bundesrat Alain Berset in einem Zeitungsinterview am 10. Mai 2020.
«Erfahrungsgemäss werden Virus-Epidemien über die Zeit harmloser.»
«Wir haben aus der Krise gelernt und sind für einen Wiederanstieg besser gerüstet.»
BAG-Direktor Pascal Strupler an einer Sitzung des Krisenstabs Mitte Juni 2020.
«Die Schweiz hat die Mittel, um eine zweite Welle zu verhindern.»
Daniel Koch in einem Fernsehinterview am 19. Juni 2020.
«Wir wissen, dass das Virus sich draussen weniger effektiv verbreitet als in geschlossenen Räumen, dass gut gelüftete Räume weniger Risiko bergen als schlecht gelüftete und dass das Abstandhalten ebenfalls eine Rolle spielt. Umweltbedingungen wie Luftfeuchtigkeit, Temperatur und UV-Strahlung dürften auch eine begrenzte Rolle spielen.»
Eine Sprecherin der Weltgesundheitsorganisation im Juli 2020.
«Wir können keine Vorhersagen machen, wann die Pandemie weltweit oder in einem bestimmten Land ihren Höhepunkt erreicht, oder wo und wann wir mit neuen Höhepunkten oder Wellen von Fällen rechnen müssen. Mit der Pandemie umzugehen, ist ein Marathon, kein Sprint.»
Dieselbe Sprecherin der Weltgesundheitsorganisation nochmals.
«Das Virus scheint bislang recht stabil zu sein, obwohl man kleinere Mutationen entdeckt hat.»
Onur Boyman, Immunologe und Professor am Unispital Zürich, am 17. Juli 2020 in einem Zeitungsinterview.
«Wovor haben Sie Angst? […] Ich bedauere die Todesfälle. Aber Menschen sterben jeden Tag, an vielen Dingen. So ist das Leben.»
Jair Bolsonaro, Präsident von Brasilien, am 31. Juli 2020.
«Die 1000-Zuschauer-Grenze muss nicht starr sein. Man sollte sich überlegen, bei welchen Veranstaltungen es möglich ist, mehr Zuschauer zuzulassen.»
Daniel Koch wirbt am 6. August 2020 für eine Öffnung der grossen Sportstadien in der Schweiz.
«Das Virus kommt mit dem Auto nach Österreich.»
Sebastian Kurz, Bundeskanzler von Österreich, überraschte am Ende der Ferienzeit (16. August 2020) nicht nur Laien, sondern auch Virologen mit der Enthüllung einer bisher unbekannten Verbreitungsweise des Coronavirus.
«In grossen Teilen der Welt gilt das Coronavirus als Krankheit der Einsamen.»
Facundo Del Gaiso, Stadtrat von Buenos Aires, im August 2020, nachdem er einen Gesetzesentwurf eingebracht hat, wonach Familien von todkranken Corona-Patienten ihre Angehörigen besuchen können.
«Der Virus ist Spielverderber, nicht ich.»
Jens Spahn, deutscher Gesundheitsminister, am 4. September 2020.
«Wir wären in der Lage, uns auch bei einem Übergreifen des Virus entsprechend zu verhalten.»
Wachtmeister Urs Breitenmoser, Sprecher der Schweizergarde des Vatikans, im September 2020.
«Wir müssen versuchen, das um jeden Preis zu verhindern. Es muss uns gelingen, mit leichteren, gezielteren und möglichst regionalen Massnahmen und einem guten Contact-Tracing das zu verhindern.»
Bundesrat Alain Berset am 13. September 2020 zu einem möglichen Lockdown, nachdem die Neuinfektionen in der Schweiz auf über 300 gestiegen sind.
«Wir wollen sichergehen, dass sich die Frage von weiteren Lockdowns nicht mehr stellt.»
Martin Ackermann, Präsident der Schweizer Covid-19-Task-Force am 20. September in einem Zeitungsinterview.
«Wir müssen die Maske lieben lernen.»
Infektionsexperte Jan Fehr von der Uni Zürich im «Tages-Anzeiger», 25. September 2020.
«Wir müssen die etablierten Massnahmen wieder strikter umsetzen, auch wenn bei sehr vielen Ermüdungserscheinungen spürbar sind.»
Sagt am 12. Oktober 2020 Infektiologe Manuel Battegay, der auch in der nationalen Covid-19-Task-Force sitzt.
«Es braucht nicht einen Lockdown, sondern einen Slowdown.»
Lukas Engelberger, Präsident der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren GDK, am 22. Oktober 2020.
«Wir müssen aufhören, ein Land von Schwuchteln zu sein.»
Jair Bolsonaro, Brasiliens Staatschef, findet am 10. November 2020, dass Trauer angesichts der damals schon 160'000 verstorbenen Brasilianerinnen und Brasilianer nicht nur unangebracht ist, sondern den dunklen Künsten der Homosexualität angehört.
«Wir werden nicht jeden Betrieb retten können.»
Finanzminister Ueli Maurer am 18. November 2020.
«Der Bundesrat muss das Heft wieder stärker in die Hand nehmen.»
Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga am 8. Dezember 2020 kurz vor weiteren Verschärfungen der Corona-Massnahmen.
«Es geht jetzt nicht um Weihnachten und Skifahren.»
Bundesrat Alain Berset an der Medienkonferenz vom 11. Dezember 2020.
«Das Ziel ist natürlich, die Schulden ohne Steuererhöhung abzubauen.»
Bundesrat Ueli Maurer an derselben Medienkonferenz.
«Von einem Lockdown hat niemand gesprochen. Wir wollen sanftere Massnahmen.»
Lukas Engelberger, Präsident der Gesundheitsdirektorenkonferenz, am 14. Dezember 2020, nachdem sich Bundesrat Alain Berset mit den Gesundheitsdirektoren der Kantone getroffen hat.
«Wir geben das Geld unserer Kinder aus. Da müssen wir schon vorsichtig sein.»
Finanzminister Ueli Maurer, Ende Januar 2021.
«Der Bund hat eine Diktatur eingeführt. Er hat die Demokratie ausgeschaltet.»
«500'071 Tote – das waren Menschen, die wir kannten.»
US-Präsident Joe Biden in einer Rede am 25. Februar 2021, nachdem die USA die symbolische Schwelle von einer halben Million Corona-Toten überschritten haben. Die Fahnen werden im ganzen Land auf halbmast gesetzt.
«Ich konzentriere mich nicht auf das, was derzeit nicht erlaubt ist. Vielmehr fokussiere ich mich auf das, was geht.»
Schlagersängerin Beatrice Egli kommt trotz erzwungener Konzertpause gut durch die Corona-Einschränkungen, erklärt sie zumindest am 25. Februar 2021 im «Blick».
«Wir haben gewusst, dass die Phase bis Ostern noch einmal eine sehr schwierige wird. Dann sollte sich die Situation durch die steigende Durchimpfung und das wärmere Wetter schrittweise verbessern.»
Österreichs Gesundheitsminister Rudolf Anschober Ende Februar 2021 über die jüngsten hohen Corona-Fallzahlen.
«Natürlich erscheint neben Corona alles klein. Aber die Krise wird irgendwann vorbei sein. Wir müssen unsere Hausaufgaben machen, auch während dieser Phase, und dürfen uns nicht lähmen lassen.»
Bundesrätin Karin Keller-Sutter im Gespräch mit der «Schweiz am Sonntag», das sie am 27. Februar 2021 gemeinsam mit Bundespräsident Guy Parmelin bestreitet. Dass zwei Bundesräte gemeinsam zu einem Interview antreten, ist aussergewöhnlich.
«Wir als FDP haben immer wieder gefordert, dass man den Menschen eine Perspektive geben kann. Wir haben zum Beispiel schon seit dem letzten April gefordert, dass man ein Ampelsystem einführt, bei dem man weiss, was bei welchem Wert passiert. Wir haben gefordert, dass Massentests in der Bevölkerung durchgeführt werden, dass die Impfungen schneller ausgeführt werden. Das ist bis jetzt alles nicht erhört worden.»
Petra Gössi, FDP-Präsidentin, im SRF-Interview am 1. März 2021.
«Corona eignet sich nicht für Parteipolitik. Wir können die Krise nur gemeinsam meistern.»
Die Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli am 1. März 2021.
«Wir in Europa müssen uns nicht verstecken. Wenn wir uns schon mit Russland und China vergleichen wollen beim Thema Impf-Diplomatie, dann müssen wir auch darüber sprechen, dass wir in der EU pro Kopf doppelt so viele Menschen geimpft haben wie Russland und China.»
Heiko Maas, Aussenminister von Deutschland, über die Versorgung von Entwicklungsländern mit Corona-Impfstoff, 2. März 2021.
«Was im Mittelalter die wortwörtlichen Orgien waren, werden heute Konsumorgien sein. Diese werden die Märkte nochmals positiv anheizen.»