KolumneFäkalsprache bei Kinderspielen – muss das sein?
Marianne Siegenthaler
7.1.2019
Fäkalsprache ist weit verbreitet – nicht nur unter Kindern in der analen Phase, auch unter Jugendlichen und Erwachsenen. Dass sie nun sogar in Kinderspielen Einzug findet, ärgert «Bluewin»-Kolumnistin Marianne Siegenthaler masslos.
Eigentlich wollte ich den Nichten nur eine kleine Freude machen. Ein spannendes Brett- oder Kartenspiel zu Weihnachten fand ich eine gute Idee. Also mal kurz surfen, was es ausser Monopoly, Scrabble und Eile-mit-Weile sonst noch so gibt.
Und da tat sich für mich eine neue Welt auf. Statt Hütchen zu fangen, müssen die Kinder ein verstopftes Klo mit einer Saugglocke freibekommen. Darauf fliegt eine braune Gummiwurst aus dem Spülkasten, die die Spieler auffangen sollen. Wer sie erwischt, bekommt einen Chip. Wer am meisten Chips gesammelt hat, gewinnt. «Kacka Alarm» heisst das Spiel – aber es kommt noch schlimmer.
«Kacke-Angelspiel» heisst folgendes Spielchen für in der Badewanne: Mit einer Fischerrute muss man kleine Kackhaufen aus Plastik aus dem Wasser fischen und in einem Netz sammeln. Sehr lustig, oder?
Häufchen aus Knete geformt
Aber das ist längst nicht alles: «Krasse Kacke» heisst ein Kartenspiel, bei dem es darum geht, dass ein Tier auf den Tisch gemacht hat. Doch welches? Immerhin ist dieses Spiel insofern pädagogisch wertvoll, als man lernt, wie die Ausscheidungen von Goldfisch, Schildkröte, Papagei, Hamster und Co. aussehen.
Bei einem weiteren Fäkalspiel werden Häufchen aus Knete geformt und auf den Boden gelegt. Die Spieler müssen sich gut merken, wo die Haufen liegen, und dann mit verbundenen Augen barfuss die Strecke ablaufen. Wetten, bei «Krasse Kacke» kommt richtig gute Stimmung auf, wenn jemand voll hineintritt? Zumindest bei Kindern in der Analphase oder komplett betrunkenen Teenagern.
Keine besseren Ideen?
Was es mit dem Spiel «Scheiss drauf» auf sich hat, das erspare ich Ihnen. Und all die anderen Fäkalspiele ebenfalls. Ich frage mich einfach, wie erwachsene Menschen, also die Spielerfinder, auf so einen Scheiss (Entschuldigung!) kommen.
Keine besseren Ideen? Oder geht es um Aufmerksamkeit um jeden Preis? Ich jedenfalls habe mich für meine Nichten für das gute alte Kinder-Scrabble entschieden.
Und ja: Wörter aus der Fäkalsprache kommen mir nicht aufs Spielfeld.
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