Das letzte Abenteuer Survival-Pionier Rüdiger Nehberg mit 84 Jahren gestorben

dpa/bb

3.4.2020 - 08:24

Erst war er nur Abenteurer, dann Augenzeuge und Aktivist: Rüdiger Nehberg brach aus der eigenen Bäckerei zu spektakulären Survival-Trips auf. Nun ist der deutsche Abenteurer-Pionier gestorben.

Der Survival-Pionier und Menschenrechtler Rüdiger Nehberg ist tot. Der als «Sir Vival» bekannt gewordene deutsche Abenteurer und Aktivist starb im Alter von 84 Jahren, wie seine Frau Annette den Medien mitteilte. «Wir trauern», steht zudem im Internetauftritt von Nehbergs Verein Target.

Noch im vergangenen Dezember konnte die «Bluewin»-Redaktion mit Rüdiger Nehberg nach einem Vortrag in Winterthur ein längeres Interview führen.

Der Abenteurer war zwar körperlich etwas angeschlagen, er hatte ein Problem mit seinem Knie, strotzte ansonsten aber vor Enthusiasmus. Nehberg hatte denn auch, anders als früher, absolut keine Lust, über den Tod zu sprechen:

Herr Nehberg, über Ihr eigenes Sterben sagten Sie 2014, dass Sie nie in einem Altersheim leben möchten.

Dem ist immer noch so.

Weiter sagten Sie: ‹Ich möchte auch den Tod im Griff haben …›

Stopp! Ich will nicht mehr über den Tod reden. Lassen Sie uns über das Leben reden. Ich habe noch so viele Pläne. Und wenn mich mein Optimismus doch einmal verlässt, packt meine Frau Annette ihren oben drauf – und dann passt es wieder.

Rüdiger Nehberg, Survival-Experte und Aktivist für Menschenrechte, ist tot.
Rüdiger Nehberg, Survival-Experte und Aktivist für Menschenrechte, ist tot.
Bild: Nehberg

Während Ihrer Vorträge spürt man, dass Sie nach wie vor viel Power haben. Wo finden Sie diese Kraft?

Das Projekt Genitalverstümmelung, dieses Grauen des Verbrechens, hat in meiner Frau und mir eine Wut, eine Ohnmacht, aber auch viel Fantasie und Kreativität ausgelöst. Wir haben den versehrten Mädchen geschworen: Wir können euch nicht retten, aber so lange wir leben, werden wir dafür kämpfen, dass eure Kinder und Kindeskinder nicht mehr diese Qual erleben müssen. Dieser Kampf gibt mir Kraft. Auf Trab hält mich zudem unser Grossprojekt ‹Geburtshilfeklinik› in Afar, Äthiopien, ein Zufluchtsort für geschändete Frauen. Das sind die Aufgaben, für die wir bei unseren Zuhörerinnen und Zuhörern um Unterstützung werben. Ansonsten wäre ich längst Rentner geworden und würde mich wahrscheinlich gerade fragen, wann endlich das nächste Horoskop- und das nächste Kreuzworträtsel-Heft im Briefkasten liegen wird.

Spektakuläre Aktionen als Überlebenskünstler

Rüdiger Nehberg hatte mit seinen spektakulären Aktionen als Überlebenskünstler auf dem Atlantik, im Dschungel und in der Wüste immer wieder für Aufsehen gesorgt. Die Aufmerksamkeit nutzte er, um sich für bedrohte Völker zu engagieren.

Seit Anfang der 1980er-Jahre setzte er sich für das indigene Volk der Yanomami im brasilianischen Regenwald ein, deren Lebensraum etwa durch Goldsucher massiv in Gefahr geraten war.



Später kämpfte Nehberg gemeinsam mit seiner Frau Annette gegen den Brauch der Genitalverstümmelung bei jungen Mädchen und Frauen in Afrika und Asien. Mit seinem Verein Target organisierte das in Rausdorf bei Hamburg lebende Paar eine «Karawane der Hoffnung» durch die Wüste und im Jahr 2006 eine Konferenz hochrangiger islamischer Gelehrter in Kairo, die die Genitalverstümmelung in Form einer Fatwa als nach islamischem Recht verboten deklarierte.

Der gelernte Bäcker und Konditor aus Bielefeld hatte vor und zunächst auch während seiner Abenteurerzeit eigene Ladengeschäfte in Hamburg. Ende der 1960er-Jahre befasste er sich mit dem Thema Überlebenstraining und wurde zum Survival-Pionier im deutschsprachigen Raum.

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