Kolumne am Mittag Bud Spencer – der Schutzpatron der italienischen Küche

Von Gil Bieler

5.5.2020

Grosser Mann mit grossem Appetit: Bud Spencer in seiner Blütezeit 1988. 
Grosser Mann mit grossem Appetit: Bud Spencer in seiner Blütezeit 1988. 
Archivbild: Getty

Wenn in Neapel wieder Pizza gebacken wird, freut sich einer im Himmel besonders: Für Bud Spencer war die italienische Küche die beste der Welt. Und nach Wochen im Lockdown kann man ihm nur schwer widersprechen.

Als ich letzte Woche die Meldung vernahm, dass die Pizzaioli in Neapel nach wochenlanger Zwangspause endlich wieder ihrem Handwerk nachgehen dürfen, musste ich zwangsläufig an Bud Spencer denken. Der Held legendärer Hau-drauf-Komödien, der seit 2016 die Engel im Himmel vermöbelt, war selbst Neapolitaner – und hat die Küche seiner Heimat stets als das Nonplusultra gelobt.

Dazu muss man wissen, dass sich Bud Spencer alias Carlo Pedersoli im betagten Alter dem Schreiben gewidmet hat. Dass sein bewegtes Leben – vom Weltklasseschwimmer und Mitglied der italienischen Wasserballmannschaft hin zum Filmstar – Stoff für eine zweiteilige Autobiografie hergab, dürfte sich von selbst verstehen.

Doch mit seinem Drittwerk hat er alle überrascht: «Ich esse, also bin ich» lautet der Titel des schrägen Schmökers, der zum einen ein Hohelied auf die Freude am Essen ist, zum anderen ein Überblick über das Werk grosser Philosophen wie Kant, Epikur, Voltaire und Konfuzius. Der Untertitel fasst den abenteuerlichen Themenmix wie folgt zusammen: «Meine Philosophie des Essens.»



In dem Buch wird Bud Spencer nacheinander von den Geistern ebendieser grossen Denker heimgesucht und bereitet jedem eine typisch italienische Spezialität zu. Auf die ausgedehnten Tischgespräche einzugehen, würde den Rahmen dieser Kolumne am Mittag sprengen, doch was mir von dem Buch blieb, ist das Gebot des Bud: dass die italienische Küche unantastbar ist.

«Diese ganzen Philosophen konnten noch so hochmütig und noch so tot sein, keiner von ihnen vermochte der guten italienischen Küche zu widerstehen», hält jener an einer Stelle fest. «Sie ist nun mal, ohne die Küchen anderer Länder beleidigen zu wollen, auf der ganzen Welt konkurrenzlos.»

Bud Spencer war der Held meiner Kindheit. Zu meinen liebsten Szenen – neben den ganzen Prügeleien – gehörte es, wenn er in seinen Filmen laut schmatzend Unmengen von Essen verdrückt. Dass er auch im echten Leben gern reinhaute, sah man ihm mit seinen bisweilen 140 Kilogramm auch an. Wenn einer mit einem solch sagenhaften Appetit das sagt, muss doch auch was dran sein, oder?

Buddy in Bestform: Trailer zu «Vier Fäuste für ein Halleluja».

Youtube

Wir Schweizer können uns nicht beschweren, wir haben Raclette, Rösti und Capuns. Alles fein, doch die italienische Küche spielt international betrachtet in einer anderen Liga. Das hat mir der wochenlange Lockdown, in dem sich meine Freizeit fast nur ums Kochen, Essen, Naschen und Planen der nächsten Mahlzeit dreht, gelehrt. Zu viele Leckereien kommen aus dem Süden, die einem einfach nie verleiden: Pizza, Pasta in jeder Form. Und Lasagne. Tomaten-Mozzarella-Salat. Und Arancini. Und, und, und …

Wenn die Grenzen endlich wieder offen sind, werde ich nach Neapel reisen und für Bud eine Pizza verputzen. Wie belehrt er in seinem Buch Arthur Schopenhauer doch so schön ungeschliffen: «Aber entschuldige mal, Prof, du warst in Neapel und hast nicht gegessen? Was hast du denn dann dort gemacht? (…) Eine der ersten Sachen, die man macht, wenn man nach Neapel kommt, ist, die berühmte Küche zu geniessen.»

Wird gemacht, Dicker!

Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «Bluewin» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.

Japans hohe Kochkunst als Attrappe

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