Einfach Glück gehabt?Hochstapler-Syndrom – als ob der eigene Erfolg nur Zufall wäre
dpa
14.3.2019
Das war nur gutes Timing, einfach Glück oder das Wohlwollen des Vorgesetzten: Vom sogenannten Hochstapler-Syndrom spricht man, wenn jemand seine beruflichen Erfolge ständig auf äussere Umstände zurückführt. Drei Experten erklären, wo es herkommt und was man dagegen tun kann.
Da sind sie wieder: die feuchten Hände, der Knoten im Bauch, das pochende Herz und diese bohrende Frage: Was, wenn jemand merkt, dass ich das alles gar nicht kann? Selbstzweifel kommen meistens mit neuen Herausforderungen – dem Bewerbungsgespräch, dem neuen Job oder dem Vortrag vor grossem Publikum.
«Selbstzweifel sind komplett normal, das haben alle Leute, die in eine neue Position hinein gehen», sagt Monika Klinkhammer, Supervisorin und Coach. Für manche Menschen jedoch werden die Zweifel zu Lebensbegleitern, das ständige Hinterfragen der eigenen Leistungsfähigkeit wird zur Qual.
Hochstapler- oder Impostor-Syndrom nennt man dieses Phänomen, das eigentlich gar kein Syndrom ist. «Es handelt sich nicht um eine Störung oder Krankheit, sondern um ein Persönlichkeitsmerkmal», sagt Sonja Rohrmann, Psychologieprofessorin an der Universität Frankfurt, die ein Buch zum Thema verfasst hat.
Das Impostor-Selbstkonzept, wie Rohrmann es bezeichnet, wurde in den 1970er Jahren bekannt. Damals schrieben Wissenschaftler erstmals über Menschen, die eigentlich sehr erfolgreich sind, aber das Gefühl haben, zu Unrecht in ihre berufliche Position gekommen zu sein. Wer unter dem Hochstapler-Syndrom leidet, kann den eigenen Erfolg nicht als selbst gemacht anerkennen, sondern führt ihn auf äussere Umstände zurück. Betroffene leben in ständiger Angst, dass irgendwann jemand merken könnte, dass sie eigentlich gar nicht so viel leisten können, wie ihr Umfeld annimmt.
Hoher Leistungsanspruch als Ursache?
Die Ursachen für das Hochstapler-Syndrom können vielfältig sein. «Es ist eine Wechselwirkung zwischen Anlage, also einer Persönlichkeitsstruktur, die eher ängstlich, emotional labil oder introvertiert ist, und bestimmten umweltbedingten Einflussfaktoren», erklärt Rohrmann.
Die Wissenschaft geht derzeit davon aus, dass bestimmte familiäre Strukturen die Ausprägung fördern können. «Wenn in der Familie ein sehr hoher Leistungsanspruch besteht und die Kinder das Gefühl haben, dass der Wert ihrer Person von ihrer Leistung abhängt.»
Rollenzuschreibungen können das Hochstapler-Syndrom verstärken. Wenn etwa die Rolle des Intelligenten in der Familie bereits besetzt ist und die betroffene Person selbst eher für charmant oder hübsch gehalten wird, «so kann das Gefühl entstehen, die Rolle des eigenen Erfolgs nicht zu verdienen, weil die anderen ja eigentlich die Schlauen und Intelligenten sind», erklärt die Professorin.
Laut der psychologischen Beraterin Gunta Saul können die Selbstzweifel damit zusammenhängen, welche Position man im Leben meint erreichen zu müssen. «Es könnte zum Beispiel sein, man glaubt, man müsse auf jeden Fall der Beste sein, und es muss einem zusätzlich alles noch besonders leicht gelingen», sagt Saul. «Das ist natürlich völliger Quatsch, nichts auf der Welt passiert einfach so.»
Abhängig davon, wie stark das Syndrom ausgeprägt ist, kann es zu depressiven Verstimmungen führen. Perfektionismus und der Drang, die scheinbare Fassade aufrecht erhalten zu müssen, kann einen Arbeitswahn auslösen, bis hin zum Burnout. Doch häufig merkten die Menschen selbst gar nicht, dass sie betroffen sind, hat Gunta Saul beobachtet.
Depressionen und Burnout können die Folgen sein
Denn das Phänomen Hochstapler-Syndrom ist vielen unbekannt. Wann ist Zeit, sich helfen zu lassen? «Wenn man merkt, dass man sich über die eigene Leistung nicht richtig freuen kann und sich sofort wieder in die Arbeit stürzt. Oder wenn man das, was gelungen ist, anderen Umständen zuschreibt», sagt Saul. Als Coach setzt sie auf Methoden wie Arbeitstagebücher. «Um sich bewusst zu machen, dass das Produkt nicht vom Himmel gefallen ist.»
Bewusste Auseinandersetzung findet auch Monika Klinkhammer wichtig. «Die Strategie an der Stelle ist, zu normalisieren», sagt sie. Dabei wird der berufliche Kontext betrachtet, die eigenen Stärken, Schwächen sowie mögliche Ursachen für das Hochstapler-Persönlichkeitsmerkmal.
Was hilft in Situationen, in denen das Gefühl aufkommt, nicht gut genug zu sein? Betroffene sollten sich innerlich fünf bis zehn Minuten der Person zu widmen, mit der das Hochstaplergefühl ursächlich verbunden wird. Ist es etwa die Grossmutter, die extrem hohe Leistungsansprüche hatte, könne ein innerer Dialog mit ihr hilfreich sein. Etwa, indem man ihr sagt, dass man dankbar für die gewonnene Motivation ist – die Person dann aber innerlich wegschickt.
Erfolg ist kein Zufall
Ängste, Sorgen und Selbstzweifel können Signalgeber sein, «die neben dem Verunsichernden auch Energie geben», sagt Klinkhammer. Man könne sich beispielsweise überlegen, was das schlimmste denkbare Szenario einer anstehenden Herausforderung ist. «Und dann schauen: Was kann man dagegen tun? Und wie hat man vergleichbare Situationen früher gut gemanagt?» Eine eigene Notfallstrategie hilft bei der Stärkung des Selbstwertgefühls.
Erfolgstagebücher mit Fotos, E-Mails oder Urkunden erinnern Betroffene daran, welche Leistungen sie bereits erbracht haben. Dabei helfe es, sich klarzumachen, wie viele Menschen die eigene Leistung bereits honoriert haben und dass der Erfolg kein Zufall sein kann.
Gespräche mit Vertrauten könne man nutzen, «um die Situation zu relativieren», sich einerseits Mut und andererseits ein ehrliches Feedback zu holen. Denn auch, wenn man glaubt, beim letzten Vortrag versagt zu haben – Monika Klinkhammer sagt: «Meist nimmt das Umfeld die Situation ganz anders wahr als man selbst.»
Eine Panikattacke kann völlig unerwartet – quasi aus dem Nichts – und ohne erklärbaren Grund auftreten.
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Innerhalb weniger Minuten erlebt der Betroffene ein intensives Gefühl von Angst bis hin zur Todesangst.
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Treten darüber hinaus mindestens vier der folgenden Symptome auf, spricht vieles dafür, dass es sich beim erlebten Phänomen um eine Panikattacke handelt. Dazu gehören …
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… ein stark wahrnehmbarer Herzschlag, Herzrasen, Atemnot, Gefühlsstörungen, Zittern, Schwindel, Kältegefühl, Hitzewallungen, starkes Schwitzen, ein einengendes, beklemmendes Gefühl im Brustraum sowie diffuse Wahrnehmungsstörungen wie Entfremdung (die ganze Situation erscheint unwirklich).
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Oft wissen die Betroffenen nicht, wie ihnen geschieht: Sie vermuten hinter den als lebensbedrohlich wahrgenommenen Anzeichen einen Herzinfarkt oder Schlaganfall.
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In der Regel besteht kein Grund zur Sorge, dennoch sollte man sich beim Arzt durchchecken lassen, um eine organische Ursache auszuschliessen. Auch bestimmte Medikamente können Panikattacken begünstigen.
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Versuchen Sie ruhig zu bleiben. Eine Panikattacke verschwindet meist so schnell wieder, wie sie gekommen ist: Nach wenigen Minuten ist der Spuk vorüber. In seltenen Fällen können die Symptome über mehrere Stunden anhalten.
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Jeder Fünfte wird mindestens einmal im Leben von einem der gefürchteten, anfallartig auftretenden Angstmomente heimgesucht. Dabei wird ein Schutzmechanismus ausgelöst, der auf dem evolutionären Prinzip «Kampf oder Flucht» («fight or flight») beruht.
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Wissenschaftlich konnte noch nicht abschliessend geklärt werden, warum es zu einer Panikattacke kommt. Neben genetischen Faktoren spielt die Dysbalance von Neurotransmittern eine Rolle. Letztere übertragen Reize zwischen zwei (Nerven-)Zellen.
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Wer mehrfach beziehungsweise mindestens eine Attacke im Monat erlebt, sollte sich an die Hausärztin, den Hausarzt oder eine psychiatrische beziehungsweise psychologische Fachperson wenden. Eventuell liegt den unangenehmen Anfällen eine Panikstörung zugrunde. Während einer Therapie lernen Betroffene, sich bewusst ihren Ängsten zu stellen.
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Panikstörungen gehören zu den Angststörungen. Sie sind relativ häufig. Gemäss der Schweizer Behindertenorganisation Pro Infirmis sind etwa 800'000 Menschen in der Schweiz von einer Angststörung betroffen.
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