Trotz Geld und KontaktenYaël Meier klagt über Wohnungsnot in Zürich
Lea Oetiker
18.9.2024
Die Wohnungsknappheit in Zürich macht vielen zu schaffen. Auch der Jungunternehmerin Yaël Meier. Sie sucht explizit eine Bleibe im Zürich Enge Quartier. Das könnte laut dem Mieterverband schwierig werden.
Lea Oetiker
18.09.2024, 04:30
18.09.2024, 07:54
Lea Oetiker
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Wer aktuell eine Wohnung in Zürich sucht, braucht Geduld. Es hat kaum freie Wohnungen in der Stadt.
Die junge Unternehmerin Yaël Meier ist auch auf der Suche nach einem neuen Zuhause, am liebsten im Zürich Enge Quartier. Doch auch sie hat Mühe.
Der Mieterinnen- & Mieterverband schätzt für blue News ein, wie ihre Chancen stehen.
Unter der Wohnungskrise in Zürich leidet auch die Familie von Yaël Meier. Die 24-jährige Unternehmerin postet auf dem Businessportal LinkedIn am Montag einen Beitrag mit der Aufschrift: «Wir suchen eine Wohnung in Zürich Enge!»
Vor einem Jahr sei sie aus ihrer Genossenschaftswohnung ausgezogen. «Für die 4.5 Zimmer Wohnung in Zürich haben wir an bester Lage nur CHF 1100.- bezahlt», heisst es im Post weiter. Ein unschlagbarer Preis.
Sie und ihr Partner Jo Dietrich, entschieden sich aber trotzdem umzuziehen. Der Grund: «Wir haben die Entscheidung getroffen, unsere tolle, günstige Wohnung einer Familie zu überlassen, für die sie lebensverändernd sein würde», so Meier im Post. Für sie sei die Wohnung dies auch gewesen, als sie mit ihrem Unternehmen ZEAM loslegten und zeitgleich eine Familie gründeten.
Meier kritisiert den Wohnungsmarkt in der Stadt Zürich
Weiter kritisiert Meier in ihrem Post den Wohnungsmarkt der Stadt Zürich: «Der Zürcher Wohnungsmarkt spielt verrückt. Preise sind durch die Decke, Firmen bezahlen die horrenden Mieten für ihre internationalen Angestellten, Familien ziehen aus der Stadt weg. Die Mietzinserhöhungen passieren oft illegal und die Stadt hat keine Strukturen, das zu verhindern. Es ist absurd.»
Meier und Dietrich hätten den Traum, im Zürich Enge Quartier ihre Familie grosszuziehen. Das hätte auch fast geklappt: «Leider gehen diese immer unter der Hand weg und so auch in unserem Fall», schreibt Meier. Die Familie wäre auch dazu bereit, eine Wohnung oder ein Haus zu kaufen.
Seit Meier 2022 in einem Post sich damit rühmte, als 22-Jährige ohne Abschluss an der «besten Wirtschaftsuniversität der Welt», der Universität St. Gallen, zu unterrichten, hat sie bei manchen Menschen den Ruf, überheblich zu sein und öffnete die Schleusen für Shitstorms.
«Wohlhabende Menschen haben keinen Anspruch auf den günstigsten Wohnraum»
Auch unter diesem Post sind die Reaktionen unterschiedlich. Viele kritisieren Meier, andere finden es mutig, dass sie ihre Genossenschaftswohnung für eine andere Familie aufgegeben haben.
So schreibt ein User: «Wenn nicht mal Yaël Meier eine Wohnung findet, dann zeigt das auf, wie pervers der Wohnungsmarkt geworden ist. Yaël Meier als gut bekannte und erfolgreiche, gut vernetzte Unternehmerin mit Familie findet keine Wohnung.»
Eine andere Person kritisiert Meier: «Wohlhabende Menschen haben keinen Anspruch auf den günstigsten Wohnraum. Wenn ihr euch (wie im Post erwähnt), sogar vorstellen könnt, ein Haus oder eine Wohnung in Zürich zu kaufen, gehört ihr zu dieser Gesellschaftsgruppe definitiv dazu.»
169 Leerwohnungen in der Stadt Zürich
Wie Meier geht es aktuell vielen. Wer in Zürich eine Wohnung sucht, braucht Geduld. Eine leichte Übung war es nie, in den letzten Jahren hat sich die Lage allerdings deutlich verschärft.
Mitte August veröffentlichte der Kanton Zürich neue Zahlen zur Leerwohnungsziffer. Diese zeigen, wie viele Wohnungen und Einfamilienhäuser ausgeschrieben werden, sprich welche nicht nahtlos vermietet oder weiterverkauft werden.
Die Zahlen sind bitter: Die Leerwohnungsziffer beträgt in der Stadt Zürich gerade einmal 0,07 Prozent. Also 169 Leerwohnungen. Zwei Dutzend mehr als im Jahr zuvor, da waren es noch 144 leere Wohnungen.
«Sie wird Ausdauer und viel Zeit brauchen, um ihren Wunsch zu erfüllen»
Obwohl Yaël Meier vermutlich genügend Einkommen und gute Kontakte hat, wird es für die Familie schwierig werden, eine Bleibe im Zürcher Enge Quartier zu finden. «Sie wird Ausdauer und viel Zeit brauchen, um ihren Wunsch zu erfüllen», schreibt Walter Angst, Leitung Kommunikation vom Mieterinnen- & Mieterverband auf Anfrage von blue News.
Das Angebot im Enge-Quartier sei laut Angst klein, aber «wenn Frau Meier Glück hat, braucht es nur ein Objekt, das ihren Ansprüchen genügt.»
Doch weder eine Unterkunft zu mieten, noch eine zu kaufen erhöhe die Chance eine Bleibe im besagten Quartier zu finden. In anderen Quartieren der Stadt sei es einfacher. «Wer in der Enge wohnen will, braucht einen langen Atem», so Angst.
Auf die Frage, ob es eine kluge Entscheidung war, aus der Genossenschaftswohnung zu ziehen, antwortet Angst: «Ich gehe davon aus, dass Frau Meiers finanzieller Spielraum grösser ist als 1100 Franken. Deshalb ist es sehr zu begrüssen, dass Sie die Wohnung für eine andere Familie freigegeben hat – auch wenn es möglicherweise noch andere Gründe für den Auszug gab.»