«Tatort»-Jubiläum in Wien Was man über Harald Krassnitzer und Moritz Eisner wissen muss

twei

10.3.2024

Am 17. Januar 1999 lief der erste «Tatort» mit dem Wiener Ermittler Moritz Eisner, gespielt von Harald Krassnitzer. Dessen 25-Jahre-Jubiläum im «Tatort: Dein Verlust» fiel sehr persönlich, ja dramatisch aus.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Beim Wiener «Tatort» knallen die Korken: Seit 25 Jahren ermittelt Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) in Österreichs Hauptstadt.
  • Im neuen Fall «Dein Verlust» ist Eisners Feierlaune angesichts des Dienstjubiläums aber rasch dahin: Er wird des Mordes verdächtigt.
  • Im Gegensatz zu anderen «Tatort»-Einsatzorten, wo zuletzt langgediente Ermittler den Job an den Nagel hängten, ist bei Eisner und Fellner vorerst noch kein Ende in Sicht.

«Nie wieder Oper» hiess am 17. Januar 1999 der erste «Tatort» mit dem von Harald Krassnitzer gespielten Ermittler Moritz Eisner. Das war vor 9/11, und in den USA hiess der Präsident noch Bill Clinton. In Deutschland war Gerhard Schröder Bundeskanzler und in Österreich Viktor Klima, beides Sozialdemokraten. So wie Harald Krassnitzer, der sich immer wieder als linksliberaler Denker in politisch-gesellschaftliche Debatten einmischt.

Sein «Tatort: Dein Verlust» ist der 57. Fall des Ermittlers. Doch was weiss man über seinen 63-jährigen Schauspieler? Ist der Mann auch privat Single so wie seine Figur? Was treibt ihn an? Geht er ebenso selbstironisch mit dem Altern um wie seine Figur Moritz Eisner? Und wird Harald Krassnitzer, so wie viele altgediente «Tatort»-Ermittler derzeit, bald aufhören?

Worum ging es?

Nach dem exzessiv gefeierten 60. Geburtstag Moritz Eisners in dessen Wohnung erlebte der Wiener Kommissar einen Totalzusammenbruch. Kollegin Bibi Fellner (Adele Neuhauser) musste am nächsten Morgen allein zum Tatort in einem der bekanntesten Wiener Nachtclubs.

Dessen Besitzer Otto Hübner war erschossen worden. Schnell fiel der Mordverdacht auf Hübners Geschäftspartner (Eidin Seyed Jalali), doch dann fand die Spurensicherung etwas Irritierendes: DNA von Moritz Eisner am Tatort.

Auch eine Überwachungskamera hatte festgehalten, dass ein Mann, der Eisner äusserst ähnlich sieht, kurz nach dem vermuteten Tatzeitpunkt die Diskothek verliess. War es möglich, dass Eisner mit Filmriss zum Mörder wurde? Oder wollte ihm hier jemand – zum Jubiläum – das Leben zerstören?

Worum ging es wirklich?

Es «fincherte» mehr als nur ein bisschen im Wiener «Tatort». Denn wie bei David Fincher («Gone Girl», «Sieben»), dem wohl grössten lebenden Thriller-Regisseur und legitimen Nachfolger Alfred Hitchcocks, wurde ein vertrackter Larger-Than-Life-Rache-Plot ausgebreitet, bei dem man erst am Ende über einen starken Twist erfuhr, dass eigentlich Eisners beste Freundin und platonische «Lebensgefährtin» Bibi Fellner das Racheziel war.

Nach dem Motto: Ich zerstöre dein Leben, indem ich dir die wichtigste Bezugsperson nehme. Ein überraschender, gelungener Thriller-Schachzug. Gleichzeitig ein wunderbares Statement für die Beziehung des selbstironisch brüchigen Wiener-Erfolgsduos: Eisner und Fellner, die grösste (Krimi)-Freundschaft aller Zeiten!

Wer ist Moritz Eisner?

Zwölf Jahre lang war er einer der wenigen Solo-Ermittler des Formats. Doch seit seinem 24. Fall vom 6. März 2011 («Tatort: Vergeltung») arbeitete Moritz Eisner mit Bibi Fellner zusammen, verkörpert von Adele Neuhauser. Anders als in Deutschland klingen die Dienstränge der österreichischen Polizei eher nach Militär: Eisner ist Oberstleutnant, während Fellner den (darunter liegenden) Dienstgrad eines Majors innehat.

Ein Familienmensch war Moritz Eisner nie. Dass er – mit einer Urlaubsbekanntschaft – eine Tochter hat, erfährt er erst, nachdem diese im Teenageralter plötzlich vor seiner Tür steht. Eisner-Tocher Claudia wird, wie im aktuellen Fall, seit 2011 von Tanja Raunig verkörpert. Davor spielte sie Sarah Tkotsch, die ihren Part aber aufgrund anderer Verpflichtungen aufgeben musste.

Eisner-Tochter Claudia, sozusagen die einzige Blutsverwandte des Wiener Einzelgängers, ist eine wiederkehrende Figur der Reihe, taucht aber nicht in jedem Wien-«Tatort» auf.

Wer ist Harald Krassnitzer?

Dass er im aktuellen Fall seinen 60. Geburtstag begehen darf, könnte Harald Krassnitzer schmeicheln, denn in Wirklichkeit ist er schon 63 Jahre alt. 2009 heiratete Krassnitzer die deutsche Schauspielerin Ann-Kathrin Kramer, mit der er allerdings schon seit 1999 zusammen ist. Das abwechselnd in Wuppertal und in Österreich lebende Paar hat keine Kinder, aber Krassnitzer zog Kramers 1997 geborenen Sohn (von Jan Josef Liefers) mit auf.

Der Schauspieler stammt aus Grödig bei Salzburg und aus einfachen Verhältnissen. Im Interview mit teleschau äussert er sich bescheiden über sein 25-Jahre-Jubiläum: «Aufgrund meiner Herkunft oder meines Werdeganges stand nirgendwo geschrieben, dass ich eine gewisse Karriere machen würde.»

Sein 25-Jahre-Jubiläum will er übrigens nicht feiern, denn der Mann steht nicht auf melancholische Rückblicke und Zeitmarken. Im gleichen Interview verrät er: «Ich feiere ja noch nicht mal meinen eigenen Geburtstag – und auch als Schauspieler lebe ich am liebsten in der Gegenwart.»

Wie lange wollen Eisner und Fellner noch weiterermitteln?

Harald Krassnitzer ist 63, Adele Neuhauser 65 Jahre alt. Überall beim «Tatort» hören derzeit Ü-60-Ermittler auf: Axel Milberg (67) macht in Kiel 2025 Schluss. In München will das Duo Udo Wachtveitl (65) und Miroslav Nemec (69) 2026 seine lange Karriere beenden. Beim Duo Eisner/Fellner ist derzeit kein Finale in Sicht. Allerdings macht Harald Krassnitzer mit dem produzierenden ORF immer nur kurzfristige Verträge – über in der Regel zwei bis drei Filme fürs kommende Jahr.

«Für dieses Jahr haben wir drei Filme vereinbart, und über das nächste Jahr reden wir gerade», sagt Harald Krassnitzer zur aktuellen Wiener «Tatort»-Situation. Und fährt fort: «In meinem Alter denkt man von Jahr zu Jahr und ganz allgemein in kleinere Zyklen. Was aber nicht heisst, dass mir die Arbeit oder das Leben weniger Spass macht. Das Gegenteil ist der Fall.»

Wie geht es beim Wiener «Tatort» konkret weiter?

Der nächste Fall für Eisner und Fellner dürfte auf den Namen «Hurenkind» hören, sofern dieser Arbeitstitel nicht noch geändert wird. Im Film wird ein aufstrebender Wiener Rapper tot aufgefunden. In dessen Umfeld wimmelt es nur so vor Verdächtigen. War es sein Label-Besitzer, der kurz davor war, sein Zugpferd zu verlieren?

Der nächste Wiener «Tatort» wird wohl erst nach der Sommerpause 2024, aber noch in diesem Jahr laufen. Über neue Dreharbeiten für einen nächsten Fall, der dann wohl erst 2025 zu sehen sein wird, ist derzeit nichts bekannt.