70. Thronjubiläum Vier Tage Pomp und Partys für die Queen – aber sind die Royals noch wichtig fürs Land?

Von Danica Kirka, AP/rs

30.5.2022 - 06:45

Die Queen wird heute 96 Jahre alt

Die Queen wird heute 96 Jahre alt

Wieder ein Jahr ist vergangen, die Queen begeht erneut ihren Geburtstag, zum 96. Mal, und zwar am 21. April. Traditionell wird erst im Juni gefeiert, mit einer Parade in London, des besseren Wetters wegen.

20.04.2022

Elizabeth II. begeht ihr Platinjubiläum auf dem Thron – und das soll auf der Insel kräftig gefeiert werden. Aber für die Royals selbst geht es um noch mehr als darum, die Queen hochleben zu lassen.

Grossbritannien bereitet sich auf ein Riesenfest vor – mit berittenen Truppen, Musik und feierlichen Gebeten – und einem Rudel tanzender mechanischer Corgis.

Mit vier Tagen Prunk und Pomp  feiert die Nation diese Woche in London das 70. Thronjubiläum von Queen Elizabeth. Aber hinter den Blaskapellen, Strassenpartys und einem geplanten Auftritt der 96-jährigen Monarchin auf dem Balkon des Buckingham-Palastes steckt mehr: das Bestreben, zu zeigen, dass die königliche Familie nach sieben Jahrzehnten immer noch relevant ist.

«Die Monarchie wird nicht gewählt, also liegt der einzige Weg, wie ein Monarch (oder eine Monarchin) Zustimmung demonstrieren kann, nicht in der Wahlurne, sondern darin, dass die Menschen auf die Strassen kommen», sagt Robert Lacey, historischer Berater bei der Produktion der britischen Fernsehserie «The Crown».

Queen Elizabeth II. begeht ihr Platinjubiläum auf dem Thron – und das soll diese Woche kräftig gefeiert werden.
Queen Elizabeth II. begeht ihr Platinjubiläum auf dem Thron – und das soll diese Woche kräftig gefeiert werden.
Bild: Keystone

«Und wenn der Monarch auf dem Balkon erscheint und winkt und keiner ist da, ist das ein ziemlich definitives Urteil über die Monarchie», so Lacey. «Nun, was Elizabeth betrifft, ist das Gegenteil der Fall. Leute können es nicht abwarten, sich zu versammeln und zusammen zu jubeln.»

Multikultureller Festumzug

Den Royals wird manchmal vorgeworfen, keinen Bezug zum modernen Grossbritannien zu haben. Umso mehr wollen sie diese Woche auch zeigen, dass ihre Unterstützung aus allen Teilen einer Gesellschaft kommt, die angesichts von Einwanderung aus der Karibik, Südasien und Osteuropa multikultureller geworden ist.

So werden bei einem Festumzug Tänzer aus Londons afrikanisch-karibischer Gemeinde in  Flamingo-, Zebra- und Giraffenkostümen den Augenblick im Jahr 1952 in Erinnerung rufen, in dem Prinzessin Elizabeth erfuhr, dass sie Königin geworden ist – während sie einen Wildpark in Kenia besuchte.

Ist das ausgedünnte Inventar im Souvenirladen Cool Britannia ein Hinweis, dann fehlt es gewiss nicht an öffentlicher Begeisterung. Dem Geschäft um die Ecke vom Buckingham-Palast sind die dem Platinjubiläum gewidmeten Geschirrtücher ausgegangen, Löffel und Trinkbecher werden zunehmend rar. 

Und es sind nicht nur ausländische Touristen, die Sachen kaufen, die sich um Elizabeth drehen. Besucher aus allen Teilen der Insel sind ebenso auf Jubiläumsandenken erpicht, wie Ismayil Ibrahim, der Mann hinter dem Tresen, schildert. «Es ist ein sehr spezielles Jahr. Sie feiern es als ein grosses Ereignis.»

Queen zum Synonym für Monarchie geworden

Die Frage für das Haus Windsor ist, ob die Öffentlichkeit ihre Zuneigung zur Queen auf ihren Sohn und designierten Thronfolger Prinz Charles übertragen wird, wenn die Zeit kommt. Es ist ein Problem, das teilweise aus der bisher einzigartigen Dauer der Herrschaft von Elizabeth II. resultiert, der längsten in der britischen Geschichte.

Für die meisten Briten ist sie das einzige gekrönte Königshaupt, das sie jemals gekannt haben, und so ist sie zum Synonym für die Monarchie selbst geworden. 

Das Maskottchen der Irish Guards nimmt am 28. Mai 2022 an einer Parade in London teil.
Das Maskottchen der Irish Guards nimmt am 28. Mai 2022 an einer Parade in London teil.
Bild: Keystone/EPA/Neil Hall

Und seit sie nach dem Tod ihres Vaters am 6. Februar 1952 den Thron bestieg, wurde Elizabeth zum Symbol von Stabilität in einem Land, das das Ende des britischen Empire bewältigte, die Geburt des Computerzeitalters erlebte und die Massenmigration, die Grossbritannien in eine multikulturelle Gesellschaft verwandelte.

Die schüchterne Frau mit der kleinen Handtasche, einem Corgi im Gefolge und einer Leidenschaft für Pferde präsidierte über eine Ära, die Monty Python, die Beatles und die Sex Pistols hervorbrachte. Und in all der Zeit hat sie Bande zur Nation geknüpft – mit einer schier endlos erscheinenden Reihe von öffentlichen Auftritten, von der Öffnung von Bibliotheken über die Einweihung von Krankenhäusern bis hin zur Auszeichnung verdienter Bürger.

Gebrechlichkeit der Monarchie unübersehbar

Susan Duddrige aus Somerset fühlt diese Verbindung. Die Verwaltungsbeamtin wird im Festumzug tanzen – 69 Jahre, nachdem ihr Vater in der Krönungsparade der Queen mitmarschierte. «Ich denke, es ist erstaunlich, dass das Land stets zusammenkommt, wenn es eine Hochzeit, ein königliches Jubiläum gibt, was auch immer die Royals involviert», sagt sie. «Wir lieben die Queen!»

Aber die jüngsten Jahre haben auch die Gebrechlichkeit der Monarchie aufgezeigt, als die Monarchin ihren Mann zu Grabe trug und selbst durch Gesundheitsprobleme gebremst wurde, die sie zwangen, wichtige öffentliche Verpflichtungen ihrem Sohn Charles zu übertragen.

Hinzu kamen öffentlich ausgetragene Spannungen mit Prinz Harry und dessen Frau, der Herzogin von Sussex, die von Rassismus und Schikanen im königlichen Haushalt sprach. Und da sind die Vorwürfe gegen Prinz Andrew im Zusammenhang mit dessen Verbindungen zum verurteilten Sexualtäter Jeffrey Epstein.

Vor diesem Hintergrund sind die Jubiläumsfeiern auch Teil des Bemühens, die Öffentlichkeit auf den Tag vorzubereiten, wenn Charles den Thron besteigt. Der 73-Jährige könnte eine Schlüsselrolle bei der ersten Veranstaltung am Jubiläumswochenende spielen, die alljährliche als Trooping the Colour bekannte Militärparade abnehmen. Die Queen wird ihre Anwesenheit dabei davon abhängig machen, wie sie sich an diesem Tag gesundheitlich fühlt.

Queen unlängst von Covid-19 genesen

Sie ist unlängst von Covid-19 genesen und benutzt jetzt einen Gehstock. Bei der kürzlichen traditionellen feierlichen Parlamentseröffnung wurde sie von Charles vertreten. Aber ein paar Tage später tauchte sie bei einer Pferde- und Blumenschau auf und weihte eine U-Bahn-Linie ein.

So blickt denn auch Robert Hardman, der ein Buch über die Queen geschrieben hat, schon in die Zukunft. Er sagt, dass er eine noch grössere Party in vier Jahren erwartet – wenn Elizabeth 100 wird. Und da die Queen traditionell alle, die diesen Meilenstein erreichen, mit einer persönlichen Geburtstagskarte bedenkt, ist er gespannt, ob sie sich dann selbst eine schickt.


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