Interview Lindsey Vonn: «Unsere Hochzeitspläne sind geplatzt»

Von Marlène von Arx, Los Angeles

26.11.2020

Vom Ski-Star zur Moderatorin: Lindsey Vonn begleitet in der Reality-Show «The Pack» zwei- und vierbeinige Team-Wettkämpfer*innen um die Welt – und macht dabei auch in der Schweiz halt.

Frau Vonn, letztes Jahr sind Sie vom Aktivsport zurückgetreten. Nun moderieren Sie die Wettkampf-Show ‹The Pack›, in der zwölf Hunde & Halter-Teams Aufgaben in verschiedenen Ländern lösen müssen. Ist es eine grosse Herausforderung für Sie, am Start stehenzubleiben und andere ins Rennen zu schicken?

Der Wettkampf fehlt mir sicher. Die grosse Herausforderung bei ‹The Pack› ist für mich, aus dem Stand die Leistung zu erbringen. Ich musste viel Text auswendig lernen, den ich vor den Teilnehmern und den laufenden Kameras nicht vergessen durfte, damit wir nicht alles wiederholen mussten. Das war schwierig. Aber es gefiel mir auch, denn es ist ähnlich wie Ski-Fahren: Das Adrenalin ist hoch und man muss im richtigen Moment das Richtige tun.

Sie selber haben auch drei Hunde. Was können Sie uns über sie erzählen?

Genau, Leo, Bear und Lucy. Leo habe ich vor meiner zweiten Knie-Operation aus einem Auffang-Heim in Florida gerettet. Es war eine schwierige Zeit in meinem Leben und in seinem auch: Ich brauchte emotionale Unterstützung und er einen Freund und ein Zuhause. Bear adoptierte ich von einer Pflegefamilie in Colorado. Beides sind grosse Hunde, die nicht gerne reisen. Und so stiess Lucy dazu, die mit mir im Weltcup mitreisen konnte, denn ich fühlte mich oft sehr einsam. Lucy ist die perfekte Reisepartnerin und die Unterstützung, die ich in meinen letzten beiden Rennjahren brauchte. Ich schätze mich sehr glücklich, meine drei Pelzbabys zu haben. Sie haben mir schon oft geholfen und sind immer für mich da.

Stach Lucy deshalb die anderen beiden als ‹Co-Moderatorin› in ‹The Pack› aus? Weil sie eine erprobte Reisepartnerin ist?

Genau. Sie ist die umgänglichste. Im Weltcup nahm ich sie jeweils zu den Pressekonferenzen mit. Sie stellte sich immer perfekt hin, wenn es Zeit für die Kameras war. Lucy ist ideal für die Show.

Wie reist man am besten mit Hund?

Hunde orientieren sich nach der Gefühlslage des Halters. Wenn man also aufgeregt und nervös beim Reisen ist, ist es der Hund auch. Deshalb: Je ruhiger man selber ist, desto einfacher wird der Trip. Ich schaue bei Lucy immer, dass sie noch Gassi geht, bevor wir zu Hause abfahren und nach dem Check-in am Flughafen gehe ich nochmals mit ihr raus. Während des Flugs gebe ich ihr sporadisch ein bisschen Wasser und Gutzis – sodass sie keinen vollen Magen hat. Aber jedes Tier ist anders. Man muss es kennen, um zu wissen, was es zufrieden macht.

Eine Episode von ‹The Pack› führt Sie auch ins Berner Oberland. Welche Erinnerungen verbinden Sie mit der Schweiz?

Ich habe mich sehr gefreut, in die Schweiz zurückzukehren. Es ist eine meiner Lieblings-Destinationen. Ich habe viele Erfolge gefeiert in der Schweiz, vor allem in St. Moritz. Ich war schon im Sommer in Interlaken, aber nie im Winter. In Wengen bin ich nie skigefahren. Das konnte ich jetzt endlich nachholen. Das hat mir wirklich grossen Spass gemacht.

In der Show sagen Sie, dass Sie Kälte nicht ausstehen können. Ist das wirklich so?

Ja, ich mochte die Kälte nie. Das war für mich immer der grosse Negativ-Punkt beim Skifahren. Ich friere immer, ich weiss nicht wieso. Deshalb sind die meisten Destinationen in ‹The Pack› an einem warmen Ort. Und in der Schweiz gab es immerhin ab und zu eine ‹heisse Schokolade›-Pause zum Aufwärmen.

Inwiefern hat die Ski-Welt noch Platz in Ihrem Leben? Oder sind Sie für Ihren Verlobten, den NHL-Spieler P.K. Subban der New Jersey Devils, auf Schlittschuhe umgestiegen?

Quasi um den einen kalten Wintersport für den anderen auszutauschen? (lacht) Ich versuche nach wie vor, den Skisport in den USA zu unterstützen. Ich bin Beraterin des CEOs des US Ski Teams, versuche neue Sponsoren für die Athleten zu finden und ihnen bei den Trainings zu helfen. Ich habe immer noch Kontakt mit vielen Girls im Weltcup. Meine Produktionsfirma ist dabei, einen Film über Rennfahrerinnen zu drehen. Skifahren wird immer Teil meines Lebens sein, auch wenn ich selber nicht mehr so viel auf die Bretter kann, weil es meinem Körper nicht guttut.

Was halten Sie von Skirennen ohne Zuschauer aufgrund von Corona?

Vor allem bei den Frauen gab es auch schon vor Corona Rennen mit wenig Fans. Vermutlich fühlt es sich mehr wie ein Trainingslauf an. Für mich galt immer: je mehr Zuschauer, desto besser. Sie gaben mir zusätzlichen Ansporn. Ich höre auch von Tennisspielern, dass es nicht das Gleiche ist, ohne Publikum zu spielen. Ich denke, das ist bei den meisten Skifahrern und -fahrerinnen auch so. Sie brauchen diese Energie des Publikums. Und die Skiorte brauchen es auch.

Corona hat auch Ihre privaten Pläne durcheinandergebracht. Wollten Sie nicht dieses Jahr heiraten?

Doch, die Hochzeit hätte im Juli stattfinden sollen, aber diese Pläne sind geplatzt. P.K.s Familie ist in Kanada und meine überall verstreut. Meine Schwester lebt in Italien. Jetzt warten wir halt, bis eine Trauung mit allen stattfinden kann. Das stresst uns nicht. Aber klar hoffen wir wie alle, dass das Leben bald wieder normal wird – und wir dann auch heiraten können.

Und wohin reisen Sie als Erstes, wenn wir das alle wieder können?

Ich möchte nach Fiji oder Bora Bora, irgendwohin abseits von allem, wo ich im Wasser sein und mit Haien und Fischen schwimmen kann. Und niemand weiss, wer ich bin.

Sie leben jetzt in Los Angeles. Welche Pläne haben Sie ausser ‹The Pack› in Hollywood?

Ich hoffe, ‹The Pack› ist ein Erfolg, dass wir viele Staffeln davon drehen können. Denn wir helfen in den einzelnen Ländern, die wir besuchen, ja immer auch einer wohltätigen Hunde-Organisation. Und sonst? Wenn The Rock mich anruft und mir eine Action-Rolle anbietet, könnte ich wohl kaum Nein sagen. Aber momentan konzentriere ich mich auf ‹The Pack›.

Sind Sie selber ein Reality-Show-Fan?

Ich schaue eher Krimis. ‹The Pack› ist auch keine klassische Reality-Show, sondern eher familien- und teamorientiert und positiv. Ich bin wirklich stolz darauf.

Apropos positiv: Sie haben vor Kurzem Ihre nicht retouchierten Bikini-Fotos auf Instagram verteidigt. Überrascht es Sie, dass Bodyshaming noch immer ein Thema ist?

Nein, das überrascht mich nicht. Ich muss mich schon seit sieben Jahren damit auseinandersetzen und es wird immer schlimmer. Seit Covid habe ich noch weniger Toleranz für negative Leute. Ich bin stolz, dass 99,9 % meiner Fans positiv sind und wir uns gegenseitig inspirieren und unterstützen. Das lernen mich meine Hunde auch jeden Tag: Ihnen ist es egal, ob ich Make-up trage oder nicht, und ob ich Falten oder Zellulitis habe. Und darum geht es doch: Wir sollten uns so oder so gerne haben.

«The Pack» streamt jetzt auf Amazon Prime Video.

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