Die 85-jährige Schauspielerin Katharina Matz (links) erzählt als demente Witwe des Mordopfers, wie sie als linientreues Kind ihre jüdische Freundin an die Gestapo verriet. Da muss nicht nur Kommissarin Rubin (Meret Becker) schlucken ...
Nach der Feier seines 90. Geburtstags lag Unternehmer Klaus Keller (Rolf Becker) erschossen auf seiner Terrasse. Um den Hals ein Schild mit den Worten: «Ich war zu feige, für Deutschland zu kämpfen». Die Kommissare Karow (Mark Waschke, links) und Rubin (Meretz Becker) vermuteten ein rechtsradikales Tatmotiv.
Die Berliner Kommissare Nina Rubin (Meret Becker) und Robert Karow (Mark Waschke) ermitteln am Wochenende des 30. Jahrestags der deutschen Wiedervereinigung in einem Fall, der den Mord an einem deutsch-jüdischen Versöhner aufklären muss.
Klaus Kellers Enkel Moritz (Leonard Scheicher) und die linke Studentin Ruth (Victoria Schulz) sind entsetzt über den Tod des alten Klaus Kellers. Gerade Moritz hatte einen engen Draht zu seinem Opa.
Die Ermittler Nina Rubin (Meret Becker, links) und Robert Karow (Mark Waschke, rechts) befragen Maja Keller (Marie-Lou Sellem) und Michael Keller (Stefan Kurt), der seinen Vater tot auffand.
Fredo Keller (Jörg Schüttauf, zweiter von rechts) hat sich nach dem Mauerfall der rechten Bewegung angeschlossen. Für die Kommissare Nina Rubin (Meret Becker, links) und Robert Karow (Mark Waschke, rechts) macht ihn das zum Verdächtigen im Mordfall seines Onkels.
Robert Karow (Mark Waschke) stattet der linken Szene einen Besuch ab.
«Tatort» zur Deutschen Einheit: Wer sind die ältesten noch aktiven deutschen Schauspieler?
Die 85-jährige Schauspielerin Katharina Matz (links) erzählt als demente Witwe des Mordopfers, wie sie als linientreues Kind ihre jüdische Freundin an die Gestapo verriet. Da muss nicht nur Kommissarin Rubin (Meret Becker) schlucken ...
Nach der Feier seines 90. Geburtstags lag Unternehmer Klaus Keller (Rolf Becker) erschossen auf seiner Terrasse. Um den Hals ein Schild mit den Worten: «Ich war zu feige, für Deutschland zu kämpfen». Die Kommissare Karow (Mark Waschke, links) und Rubin (Meretz Becker) vermuteten ein rechtsradikales Tatmotiv.
Die Berliner Kommissare Nina Rubin (Meret Becker) und Robert Karow (Mark Waschke) ermitteln am Wochenende des 30. Jahrestags der deutschen Wiedervereinigung in einem Fall, der den Mord an einem deutsch-jüdischen Versöhner aufklären muss.
Klaus Kellers Enkel Moritz (Leonard Scheicher) und die linke Studentin Ruth (Victoria Schulz) sind entsetzt über den Tod des alten Klaus Kellers. Gerade Moritz hatte einen engen Draht zu seinem Opa.
Die Ermittler Nina Rubin (Meret Becker, links) und Robert Karow (Mark Waschke, rechts) befragen Maja Keller (Marie-Lou Sellem) und Michael Keller (Stefan Kurt), der seinen Vater tot auffand.
Fredo Keller (Jörg Schüttauf, zweiter von rechts) hat sich nach dem Mauerfall der rechten Bewegung angeschlossen. Für die Kommissare Nina Rubin (Meret Becker, links) und Robert Karow (Mark Waschke, rechts) macht ihn das zum Verdächtigen im Mordfall seines Onkels.
Robert Karow (Mark Waschke) stattet der linken Szene einen Besuch ab.
Ein politisch schwer aufgeladener «Tatort» am Wochenende der «Deutschen Einheit» liess die Berliner Kommissare in einer «Modellfamilie» der deutschen Geschichte ermitteln. Das Beste an dem staatstragenden Krimi waren die grandiosen älteren Schauspieler.
Puh, dieser «Tatort» war auf eine sehr deutsche Art «schwer»: Kriegsschuldige und Versöhner, Wendegewinner und -verlierer, neue Rechte und Linke sowie ein Sack voll Familienzwistigkeiten sollten allesamt in ein Drehbuch von knapp 90 Minuten passen. «Ein paar Worte nach Mitternacht» war selbstredend in dunklen Farben gemalt, denn hier dachten Deutsche über sich selbst nach.
Nicht nur in diesem Krimi fiel auf, wie oft in letzter Zeit sehr betagte Schauspieler Krimi-Rollen übernehmen, die noch vom Krieg erzählen können. Dabei erschuf «Ein paar Worte nach Mitternacht»-Autor Christoph Darnstädt eine der besten Szenen dieser Art, als er die 85-jährige Schauspielerin Katharina Matz vom Verrat einer jüdischen Freundin an die Gestapo im Kindesalter erzählen liess.
Worum ging es?
Kurz nach der Feier seines 90. Geburtstags liegt Unternehmer Klaus Keller (Rolf Becker) erschossen auf seiner Terrasse. Um den Hals trägt er ein Schild mit den Worten: «Ich war zu feige, für Deutschland zu kämpfen». Keller war Seniorchef einer Berliner Baufirma, sein aktuell wichtigstes Projekt war die Errichtung eines Dokuzentrums über die Shoa in Israel. War der Mord ein rechtsradikaler Anschlag?
Die politischen Gegner des Patriarchen finden sich in der Familie selbst, sozusagen als deutscher Werte-Mikrokosmos: Klaus' Bruder Gert (Friedhelm Ptok) machte nach dem Krieg «Karriere» im Osten der Stadt. Als Stasi-Major, SED-Funktionär – und späterer Wendeverlierer. Gerts Sohn Fredo (Jörg Schüttauf) radikalisierte sich nach der Wende als Neonazi und arbeitet mittlerweile als «völkischer Abgeordneter». Noch mehr politische «Farben» gefällig? Klaus Kellers Enkel Moritz (Leonard Scheicher) verehrt seinen Grossvater, sieht jedoch seinen Kapitalisten-Vater und eigentlichen Chef der Baufirma äusserst kritisch. Moritz lebt in einem linken Wohnprojekt und torpediert die Lebenshaltung seiner Eltern. Viel mehr biografischer Stoff in nur einem Krimi geht wohl nicht.
Worum ging es wirklich?
Kaum verschleiert: um Verdichtung und «Vererbung» sämtlicher deutscher History-Grossereignisse seit 1945 in einer Familie. Fehlte eigentlich nur noch ein Cousin, der als ehemaliger Fussball-Nationalspieler Deutschland zum WM-Gewinn 1990 schoss. Herr Brehme, ist ihr wahrer Name Keller? Etwas didaktisch, ziemlich schwermütig, aber auch nicht falsch: «Ein paar Worte nach Mitternacht» zeigte, warum sich die Deutschen so schwer mit sich selbst tun. Die Kriegsschuld, der Holocaust – es sind tiefe Wunden, die jene letzten Überlebenden ihren Kindern, Enkeln und Urenkeln hinterlassen.
Gibt es einen Boom «letzter Kriegszeugen» im deutschen Krimi?
Um als zehnjähriges Kind das Ende des Zweiten Weltkrieges erlebt zu haben, muss man heute 85 Jahre alt sein. Für einen 15-jährigen Jugendlichen, der wie im «Tatort» in Hitlers letztem Aufgebot kämpfte, braucht man schon eine 90-jährige Figur respektive ihren Schauspieler. 2020 stolpert man dennoch im deutschen Krimi über Drehbücher, die von solchen Figuren erzählen.
So zum Beispiel im Saarland-«Tatort: Das fleissige Lieschen» vom April, in dem Dieter Schaad, Jahrgang 1924, ebenfalls einen Unternehmer-Patriarchen gab. Auch in Anna Maria Mühes kommendem «Solo für Weiss»-Krimi mit dem Titel «Schlaflos» (Montag, 19.10., 20:15 Uhr, ZDF) kommt eine solche Figur vor. Heinz Lieven, Jahrgang 1928, gibt darin den Drittes-Reich-Veteranen. Natürlich ebenfalls als – halbdementes – Ex-Oberhaupt einer reichen, einflussreichen Familie.
Nichts für schwache Nerven: Die bizarrsten Leichenfunde beim «Tatort»
Der Leichenfund im Falke-«Tatort: Zorn Gottes» dürfte zu den bizarrsten in der Geschichte der Reihe zählen. Die Leiche des Flugreisenden Asis Berhan (Neil Malik Abdullah) ist aus grosser Höhe aus einem Flieger gefallen. Wir haben nachgeschaut und die denkwürdigsten «Fundstücke» in einer Galerie aufgebahrt.
Zum Beispiel dieses hier, vielleicht erinnern Sie sich: Der «Tatort: Du gehörst mir» lief vor einigen Wochen. Ein Bodybuilder wurde überfahren und verbrannt. Auto und Leiche scheinen zu einer Art Skulptur verschmolzen. Die Ludwigshafener Ermittler (von links: Andreas Hoppe, Ulrike Folkerts, Lisa Bitter, Peter Espelover) schauen sich am Tatort, einem Parkhaus, um.
Da schau her! Schlüpfriger war wahrscheinlich kein Leichenfund der «Tatort»-Geschichte. Der Musikmanager Udo Hausberger (Peter Karolyi) wurde nackt und stranguliert in pikanter Pose gefunden. Die Wiener Ermittler Bibi Fellner (Adele Neuhauser) und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) glauben zunächst an einen Sex-Unfall.
Sie gehört zum «Tatort» wie Vorspann und Titelfanfare: die Stippvisite im Leichenschauhaus. Die niedersächsische LKA-Frau Lindholm (Maria Furtwängler) informiert sich hier bei Gerichtsmediziner Hans Jepsen (Niels Bormann) über das Mordopfer. Die zweite «Leiche» im Hintergrund ist allerdings fast noch interessanter, sie wird von Kai Diekmann gespielt, dem damaligen Chefredakteur der «Bild» und heutigen Herausgeber der Publikationen der «Bild»-Gruppe. Wie sich leider (oder zum Glück) nur im Film zeigt, hat der Maskenbildner gerade im Bauchbereich bei ihm Erstaunliches geleistet.
Nur gut, dass das Geruchsfernsehen noch nicht erfunden ist: Die Berliner Robert Karow (Mark Waschke, Mitte) und Nina Rubin (Meret Becker, rechts) wurden im «Tatort» mit dem passenden Titel «Ätzend» zu einem Säurefass gerufen, in der eine halb zersetzte Leiche schwimmt. Später fingert Karow auf dem Seziertisch einen Herzschrittmacher aus dem Glibberkorpus. Prost Mahlzeit!
Resozialisierung: fehlgeschlagen! Bezeichnenderweise in einem Stuttgarter Müllcontainer wird die Leiche des Vergewaltigers und Mörders Jörg Albrecht (David Bredin) gefunden. Der gerade aus der Haft entlassene Kriminelle hat seinen ersten Tag in Freiheit nicht überlebt.
Abfallszenarien sind bei den «Tatort»-Machern durchaus beliebt. Einen starken Magen brauchte man für das Debüt der Berlin-Ermittler Robert Karow und Nina Rubin. Die Leichenteile einer zerstückelten und ausgeweideten Drogenkurierin werden in einer Mülldeponie sichergestellt. Viel Luft nach oben haben sich die Macher in Sachen Gewaltdarstellung da nicht gelassen.
Wenn aus Bierleichen echte Leichen werden: An der U-Bahn-Station Marienplatz fällt dem Münchner Kommissar Leitmayr (Udo Wachtveitl, hinten), der auf dem Weg in die Ferien ist, ein italienischer Tourist auf. Dass der Wiesnbesucher nicht betrunken ist, sondern betäubt wurde und später verstirbt, kann der Kommissar da noch nicht ahnen.
«Borowski und der brennende Mann» ist dieser Kieler «Tatort» betitelt, was exakt die eine Szene beschreibt, die sich beim Zuschauer, nun ja, «einbrennt». Der Schulleiter Michael Eckart stürzt lichterloh entflammt aus den Unterrichtsräumen und bricht tot zusammen.
In der bisweilen exzentrischen Bodensee-Folge «Chateau Mort» wird Kommissar Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) in ein finsteres Verlies eingesperrt, dort ist er nicht allein. Sein Leidensgenosse, ein Revolutionär aus den Zeiten des Vormärz, ist aber schon gut 150 Jahre tot. Am Ende klärt der Kommissar en passant auf, wer den Freischärler auf dem Gewissen hat - satte anderthalb Jahrhunderte nach der Tat. Wahrscheinlich «Tatort»-Rekord.
Nicht nur menschliche Leichenfunde halten die «Tatort»-Kommissare auf Trab, manchmal ist es auch ein (fast) verendeter Vierbeiner. In Ludwigshafen ging dereinst ein sadistischer Pferderipper um, der sein Opfer schwer verletzt und leidend zurückgelassen hatte. Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) setzt zum Gnadenschuss an.
Wie Sie sehen, sehen Sie nichts! Auch das gab's beim «Tatort»: einen Leichenfund ohne Leiche. Wie Kriminaltechniker Menzel (Maxim Mehmet, vorne) den Leipziger Hauptkommissaren Saalfeld (Simone Thomalla) und Keppler (Martin Wuttke) erklärt, ist ein Mann mit Phosphor in Berührung gekommen und dabei nahezu rückstandslos verbrannt.
«Es ist böse» ist einer der abgründigsten und blutigsten «Tatorte» aller Zeiten: Ein perverser Frankfurter Serienkiller metzelt Prostituierte nieder. An den Tatorten sieht es aus wie auf einem Schlachtfeld. Die Hauptkommissare Mey (Nina Kunzendorf) und Steier (Joachim Król, rechts) sind ziemlich fassungslos, und das ist man als Zuschauer auch. Umso mehr, wenn man weiss, dass die Folge auf einer authentischen Mordserie im Raum Bremen basiert.
Nicht immer gelingt es den «Tatort»-Ermittlern, ihre Leichen am Stück sicherzustellen. Oft kommen ihnen auch erst mal nur Leichenteile unter. So wie hier in Münster, als Professor Boerne (Jan Josef Liefers, rechts) eine mausgraue Mauke inspiziert. Zufälle gibt's: Den Rechtsmediziner erinnert der abgetrennte Fuss wegen einer seltenen Zehenfehlstellung an eine alte Klassenkameradin. Alberich (ChrisTine Urspruch) kann da nur staunen, Thiel (Axel Prahl) dreht sich der Magen um.
Skurril? Surreal? Oder geht das zu weit für einen «Tatort»? Der Kieler Kommissar (Axel Milberg) steht in der Folge «Borowski und der vierte Mann» vor einem besonders schaurigen Rätsel der Sorte: «Jetzt bloss nicht den Kopf verlieren!» Wer sich so etwas Makaberes ausdenkt? Natürlich ein Schwede! Die Drehbuchidee stammte seinerzeit vom inzwischen verstorbenen Krimiautor und «Wallander»-Erfinder Henning Mankell.
Und noch mal Stückwerk. Seien Sie froh, dass Sie nicht sehen müssen, was dem armen Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) am Ufer des Münsteraner Aasees so schwer auf den Magen schlägt: eine Leiche ohne Kopf. Den Rechtsmediziner Professor Karl-Friedrich Boerne kann so ein Anblick freilich nicht mehr schocken.
Tatwaffe: Silberbesteck. Die Münchner Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl, rechts) staunen nicht schlecht über das, was sich ihnen in der Folge «Nicht jugendfrei» bietet: Der Apotheker Karl Kreuzer wurde mit einem Kaffeelöffel erstochen, den ihm der Täter ins Ohr gerammt hat.
Zum Abschluss der Galerie noch etwas ganz Besonderes, eine mörderische Performance: Die Kunststudentin Viktoria Schneider hängt im Engelsgewand von der Decke ihres Installationsraumes. Die Saarbrücker Ermittler Stefan Deininger (Gregor Weber, links), Franz Kappl (Maximilian Brückner) und Rhea Singh (Lale Yavas) begutachten das schaurig-schöne Kunstwerk.
Nichts für schwache Nerven: Die bizarrsten Leichenfunde beim «Tatort»
Der Leichenfund im Falke-«Tatort: Zorn Gottes» dürfte zu den bizarrsten in der Geschichte der Reihe zählen. Die Leiche des Flugreisenden Asis Berhan (Neil Malik Abdullah) ist aus grosser Höhe aus einem Flieger gefallen. Wir haben nachgeschaut und die denkwürdigsten «Fundstücke» in einer Galerie aufgebahrt.
Zum Beispiel dieses hier, vielleicht erinnern Sie sich: Der «Tatort: Du gehörst mir» lief vor einigen Wochen. Ein Bodybuilder wurde überfahren und verbrannt. Auto und Leiche scheinen zu einer Art Skulptur verschmolzen. Die Ludwigshafener Ermittler (von links: Andreas Hoppe, Ulrike Folkerts, Lisa Bitter, Peter Espelover) schauen sich am Tatort, einem Parkhaus, um.
Da schau her! Schlüpfriger war wahrscheinlich kein Leichenfund der «Tatort»-Geschichte. Der Musikmanager Udo Hausberger (Peter Karolyi) wurde nackt und stranguliert in pikanter Pose gefunden. Die Wiener Ermittler Bibi Fellner (Adele Neuhauser) und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) glauben zunächst an einen Sex-Unfall.
Sie gehört zum «Tatort» wie Vorspann und Titelfanfare: die Stippvisite im Leichenschauhaus. Die niedersächsische LKA-Frau Lindholm (Maria Furtwängler) informiert sich hier bei Gerichtsmediziner Hans Jepsen (Niels Bormann) über das Mordopfer. Die zweite «Leiche» im Hintergrund ist allerdings fast noch interessanter, sie wird von Kai Diekmann gespielt, dem damaligen Chefredakteur der «Bild» und heutigen Herausgeber der Publikationen der «Bild»-Gruppe. Wie sich leider (oder zum Glück) nur im Film zeigt, hat der Maskenbildner gerade im Bauchbereich bei ihm Erstaunliches geleistet.
Nur gut, dass das Geruchsfernsehen noch nicht erfunden ist: Die Berliner Robert Karow (Mark Waschke, Mitte) und Nina Rubin (Meret Becker, rechts) wurden im «Tatort» mit dem passenden Titel «Ätzend» zu einem Säurefass gerufen, in der eine halb zersetzte Leiche schwimmt. Später fingert Karow auf dem Seziertisch einen Herzschrittmacher aus dem Glibberkorpus. Prost Mahlzeit!
Resozialisierung: fehlgeschlagen! Bezeichnenderweise in einem Stuttgarter Müllcontainer wird die Leiche des Vergewaltigers und Mörders Jörg Albrecht (David Bredin) gefunden. Der gerade aus der Haft entlassene Kriminelle hat seinen ersten Tag in Freiheit nicht überlebt.
Abfallszenarien sind bei den «Tatort»-Machern durchaus beliebt. Einen starken Magen brauchte man für das Debüt der Berlin-Ermittler Robert Karow und Nina Rubin. Die Leichenteile einer zerstückelten und ausgeweideten Drogenkurierin werden in einer Mülldeponie sichergestellt. Viel Luft nach oben haben sich die Macher in Sachen Gewaltdarstellung da nicht gelassen.
Wenn aus Bierleichen echte Leichen werden: An der U-Bahn-Station Marienplatz fällt dem Münchner Kommissar Leitmayr (Udo Wachtveitl, hinten), der auf dem Weg in die Ferien ist, ein italienischer Tourist auf. Dass der Wiesnbesucher nicht betrunken ist, sondern betäubt wurde und später verstirbt, kann der Kommissar da noch nicht ahnen.
«Borowski und der brennende Mann» ist dieser Kieler «Tatort» betitelt, was exakt die eine Szene beschreibt, die sich beim Zuschauer, nun ja, «einbrennt». Der Schulleiter Michael Eckart stürzt lichterloh entflammt aus den Unterrichtsräumen und bricht tot zusammen.
In der bisweilen exzentrischen Bodensee-Folge «Chateau Mort» wird Kommissar Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) in ein finsteres Verlies eingesperrt, dort ist er nicht allein. Sein Leidensgenosse, ein Revolutionär aus den Zeiten des Vormärz, ist aber schon gut 150 Jahre tot. Am Ende klärt der Kommissar en passant auf, wer den Freischärler auf dem Gewissen hat - satte anderthalb Jahrhunderte nach der Tat. Wahrscheinlich «Tatort»-Rekord.
Nicht nur menschliche Leichenfunde halten die «Tatort»-Kommissare auf Trab, manchmal ist es auch ein (fast) verendeter Vierbeiner. In Ludwigshafen ging dereinst ein sadistischer Pferderipper um, der sein Opfer schwer verletzt und leidend zurückgelassen hatte. Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) setzt zum Gnadenschuss an.
Wie Sie sehen, sehen Sie nichts! Auch das gab's beim «Tatort»: einen Leichenfund ohne Leiche. Wie Kriminaltechniker Menzel (Maxim Mehmet, vorne) den Leipziger Hauptkommissaren Saalfeld (Simone Thomalla) und Keppler (Martin Wuttke) erklärt, ist ein Mann mit Phosphor in Berührung gekommen und dabei nahezu rückstandslos verbrannt.
«Es ist böse» ist einer der abgründigsten und blutigsten «Tatorte» aller Zeiten: Ein perverser Frankfurter Serienkiller metzelt Prostituierte nieder. An den Tatorten sieht es aus wie auf einem Schlachtfeld. Die Hauptkommissare Mey (Nina Kunzendorf) und Steier (Joachim Król, rechts) sind ziemlich fassungslos, und das ist man als Zuschauer auch. Umso mehr, wenn man weiss, dass die Folge auf einer authentischen Mordserie im Raum Bremen basiert.
Nicht immer gelingt es den «Tatort»-Ermittlern, ihre Leichen am Stück sicherzustellen. Oft kommen ihnen auch erst mal nur Leichenteile unter. So wie hier in Münster, als Professor Boerne (Jan Josef Liefers, rechts) eine mausgraue Mauke inspiziert. Zufälle gibt's: Den Rechtsmediziner erinnert der abgetrennte Fuss wegen einer seltenen Zehenfehlstellung an eine alte Klassenkameradin. Alberich (ChrisTine Urspruch) kann da nur staunen, Thiel (Axel Prahl) dreht sich der Magen um.
Skurril? Surreal? Oder geht das zu weit für einen «Tatort»? Der Kieler Kommissar (Axel Milberg) steht in der Folge «Borowski und der vierte Mann» vor einem besonders schaurigen Rätsel der Sorte: «Jetzt bloss nicht den Kopf verlieren!» Wer sich so etwas Makaberes ausdenkt? Natürlich ein Schwede! Die Drehbuchidee stammte seinerzeit vom inzwischen verstorbenen Krimiautor und «Wallander»-Erfinder Henning Mankell.
Und noch mal Stückwerk. Seien Sie froh, dass Sie nicht sehen müssen, was dem armen Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) am Ufer des Münsteraner Aasees so schwer auf den Magen schlägt: eine Leiche ohne Kopf. Den Rechtsmediziner Professor Karl-Friedrich Boerne kann so ein Anblick freilich nicht mehr schocken.
Tatwaffe: Silberbesteck. Die Münchner Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl, rechts) staunen nicht schlecht über das, was sich ihnen in der Folge «Nicht jugendfrei» bietet: Der Apotheker Karl Kreuzer wurde mit einem Kaffeelöffel erstochen, den ihm der Täter ins Ohr gerammt hat.
Zum Abschluss der Galerie noch etwas ganz Besonderes, eine mörderische Performance: Die Kunststudentin Viktoria Schneider hängt im Engelsgewand von der Decke ihres Installationsraumes. Die Saarbrücker Ermittler Stefan Deininger (Gregor Weber, links), Franz Kappl (Maximilian Brückner) und Rhea Singh (Lale Yavas) begutachten das schaurig-schöne Kunstwerk.
Wer sind die ältesten, noch aktiven deutschen Schauspieler?
Die erwähnten Dieter Schaad (1924) und Heinz Lieven (1928) dürften in diesem Ranking schon ziemlich weit vorne liegen. Rolf Becker, Schauspieler des 90-jährigen Opfers in «Ein paar Worte nach Mitternacht», ist mit seinem Jahrgang 1935 hingegen fast schon eine «jugendliche» Besetzung. Der Berliner Schauspieler Herbert Köfer, geboren 1921 – und 1952 übrigens erster Nachrichtensprecher des deutschen Fernsehens («Aktuelle Kamera») – sicherte sich im September 2017 gar den Eintrag im deutschen Rekordinstitut als «ältester, aktiver Schauspieler der Welt». Im Februar 2020 feierte Köfer seinen 99. Geburtstag.
Was war die berührendste Szene?
Die beste Szene dieses Deutschland-«Tatorts» gehörte eindeutig einer Schauspielerin, der 85-jährigen Katharina Matz. Die jüdische Kommissarin Rubin besucht sie als demente Frau des Opfers im Pflegeheim. Während das Kurzzeitgedächtnis der alten Dame so schlecht ist, dass sie sich jeden Vormittag neu auf den Besuch ihres geliebten, aber eben kürzlich verstorbenen Manns freut, sind die Erinnerungen an ihre Zeit im «Bund Deutscher Mädel» noch kristallklar.
Wenn sich vor Else Kellers Augen noch einmal jener Moment abspielt, als die Familie ihrer jüdischen Freundin im Haus gegenüber von der Gestapo abgeholt wird – nachdem Else sie verraten hat, hat nicht nur Kommissarin Rubin schwer an der fantastischen Szene zu schlucken. Es ist ein Filmmoment, der einen das deutsche Schulderbe so deutlich spüren lässt, wie sonst kaum etwas, das man zuvor im Krimi-Fernsehen gesehen hat.
Wie geht es weiter beim Berliner «Tatort»?
2021 wird es noch einmal zwei neue «Tatorte» mit Meret Becker und Mark Waschke geben. Film eins mit dem Arbeitstitel «Die dritte Haut» wird Ende dieses Jahres gedreht und voraussichtlich im Sommer 2021 im Ersten ausgestrahlt. Die zweite rbb-«Tatort»-Produktion mit dem Arbeitstitel «Teufelskind» soll Anfang 2021 entstehen und ist voraussichtlich zum Jahresende im Ersten zu sehen sein. Nach diesen beiden Fällen hängt Meret Becker ihren «Tatort»-Job an den Nagel. Neue Berliner Kommissarin wird, wie bereits seit Längerem bekannt, Corinna Harfouch («Lara»).
Sendung ist älter als 7 Tage und nicht mehr verfügbar.
Tatort
So 04.10. 20:05 - 21:40 ∙ SRF 1 ∙ D 2020 ∙ 95 Min
Sendung ist älter als 7 Tage und nicht mehr verfügbar.
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