Derzeit entsteht die zweite Staffel der SRF-Beziehungsserie «Seitentriebe». «Bluewin» war am Set – und wurde Zeuge einiger handfester Probleme.
Altstätten? Altstetten? Ach nein, Affoltern: Nach anfänglich verwirrenden Instruktionen treffe ich am Donnerstagmittag kurz vor 12 Uhr am Set von «Seitentriebe» ein. Als ich die Strasse zu meinem Ziel hinunterlaufe und durch eine Hecke «spienzle», um zu sehen, was mich erwartet, merke ich plötzlich: «Hier wohnen ja Gianni und Nele!» Für Laien: Das sind die beiden Hauptfiguren der Serie.
«Du musst hier warten, die Kamera läuft gerade», sagt eine Set-Mitarbeiterin. Neben ihr steht eine junge Dame mit einem Kinderwagen. Vom Kleinen sieht man nichts, die Front ist mit einem grossen Tuch abgedeckt. «Wahrscheinlich eine Komparsin», denke ich mir.
Auch Schauspieler sind Eltern
Als ich zehn Minuten später am Set stehe, also am Ort des Geschehens, erfahre ich: Vera Bommer, 36, die Nele spielt, ist vor vier Monaten Mutter eines kleinen Jungen geworden. In den Drehpausen stillt sie ihren Sprössling, dessen Name sie nicht verraten will. Sie switcht also dauernd zwischen ihrer Rolle als Schauspielerin und jener als Mutter hin und her. «Eine sehr schräge Erfahrung», wie sie uns im Gespräch gesteht. Mehr als der Spagat zwischen den zwei Welten macht ihr aber der Schlafmangel zu schaffen. «Weil ich mich dann nicht mehr konzentrieren kann.»
Ihren Job erfüllt sie aber trotzdem mit Bravour: In der Szene, der wir beiwohnen dürfen, bearbeitet sie vor dem Haus einen Holzstrunk und bespricht ein doch gröberes Problem mit Gianni, der gerade auf dem Velo herangebraust ist. Wenn man die Szene unterbrechen und wiederholen muss, liegt es weniger an ihr oder Nicola Mastroberardino, 40, der Gianni verkörpert. Vielmehr sind die Flugzeuge schuld, die immer wieder alles übertönen. Und wenn es einmal nicht die Flugzeuge sind, brummt irgendwo eine Land- oder Baumaschine. Und wenn dann endlich alles ruhig ist, scheint auf einmal die Sonne ungünstig. Gar nicht einfach, im Freien zu filmen.
Warum man sich gerade diesen Ort für den Dreh ausgesucht hat, frage ich Anne-Catherine Lang, die Mitbegründerin der Firma Langfilm AG, die «Seitentriebe» produziert. Das Ganze scheint mir doch irgendwie unpraktisch. «Wir haben uns einfach in dieses Haus verliebt, weil es Charme hat», sagt sie schmunzelnd. Stimmt schon. Und es passt auch gut zu Nele, die Künstlerin ist und Holzskulpturen schafft.
Jetzt geht's ans Eingemachte
Die nächste Einstellung steht an: Gianni und Timo, gespielt von Jérôme Humm, 19, haben eine tätliche Auseinandersetzung. Nicht etwa, weil Timo mit Nele geschlafen hat, sondern weil er ihr Werkzeug klauen will, um in dem Haus rumzuwerkeln, das er und seine Kollegen besetzt haben.
Güzin Kar, die Autorin und Regisseurin von «Seitentriebe», erklärt den beiden Darstellern, wie sie sich die Szene vorstellt. Dann setzt sie sich in ihren Sessel, setzt die Kopfhörer auf und gibt das Zeichen zum Loslegen. Und das tun die beiden ordentlich. Mastroberardino alias Gianni nimmt Humm alias Timo in den Schwitzkasten, bis dieser einen roten Kopf hat. Nebenher telefoniert er mit Nele. Die beiden sind so engagiert bei der Sache, dass Jérôme Humm ausrutscht und unsanft auf dem Boden landet.
Beim Dreh der zweiten Staffel von «Seitentriebe»
Beim Dreh der zweiten Staffel von «Seitentriebe»
Die neuen Beziehungsabenteuer von Nele (Vera Bommer) und Gianni (Nicola Mastroberardino) sind am Entstehen.
«Bluewin» besucht das Set in Zürich Affoltern. Dort steht das Haus, in dem Nele und Gianni zu Hause sind. Es ist der letzte Drehtag an diesem Ort. Danach wird im Grandhotel Giessbach in Brienz BE weitergedreht.
Gleich steht eine handgreifliche Auseinandersetzung zwischen Gianni (Nicola Mastroberardino, l.) und Timo (Jérôme Humm, Mitte) an. «Seitentriebe»-Autorin und -Regisseurin Güzin Kar (l.) erklärt, wie sie sich das Ganze vorstellt.
Güzin Kar (l.) schmunzelt bei den Trockenübungen ihrer beiden Darsteller.
Nicola Mastroberardino geht noch einmal seinen Text durch.
Auch Jérôme Humm schaut noch einmal auf seine Zeilen. Er ist hochkonzentriert. In den Pausen dagegen ist er locker drauf und immer zu einem Spruch aufgelegt.
Hier bekommt Jérôme Humm von der Maske den letzten Schliff.
Dann gilt es ernst: Jérôme Humm wird von Nicola Mastroberardino so richtig in den Schwitzkasten genommen.
Dann ist es auch schon wieder Zeit, das Heim von Gianni und Nele zu verlassen.
Leiden für den Job
Eine halbe Stunde später treffe ich ihn beim Textproben für die nächste Szene an. Er stöhnt, weil er einen doch sehr komplizierten Satz zu Kapitalisten sagen muss. Ich bin froh, dass ich nicht in seiner Haut stecke. «Mir tut die Schulter weh», sagt er plötzlich. Der Sturz hat Spuren hinterlassen. Als Anne-Catherine Lang, die Chefin der Produktionsfirma Langfilm, das hört, holt sie sofort den Erste-Hilfe-Koffer und reibt die schmerzende Stelle mit einer Lotion gegen Prellungen ein. Man schaut zu seinen Darstellern.
Irgendwann erwische ich auch noch Nicola Mastroberardino – und spreche ihm mein Beileid aus. «Ich würde es mit Nele nicht aushalten. Eigentlich müsste sie ja Nöle heissen», sage ich ihm. Erstaunt fragt er: «Warum?» Ich: «Sie ist nur am Nölen. Gianni kann ihr nichts recht machen.» Er denkt nach und will gerade antworten, da muss er schon wieder vor die Kamera. «Darüber müssen wir wohl später diskutieren», ruft er lachend.
Später wäre: in zwei Stunden. So viel Zeit habe ich leider nicht mehr. Ich verabschiede mich und mache mich auf den Rückweg. Die neuen Folgen von «Seitentriebe» bekommen wir übrigens erst im nächsten Herbst zu sehen. Schade, ich hätte gerne schon jetzt gewusst, wie es mit Gianni und Nele und den übrigen Pärchen weitergeht.
Die zweite Staffel von «Seitentriebe» läuft im Herbst 2019.
Die Serien-Highlights im November
26,5 Millionen Euro. So viel verschlangen die Dreharbeiten zum Sky-Prestige-Projekt «Das Boot» (Bild rechts) – dem Serien-Nachfolger zum gleichnamigen Kino-Welterfolg von Wolfgang Petersen aus dem Jahr 1981. Nun wird sich zeigen, ob sich die Investition gelohnt hat. Doch die Serien-Konkurrenz im November ist stark, wie die Galerie zeigt.
Ray Donovan (Liev Schreiber) schlägt in der sechsten Staffel der gleichnamigen Serie (ab 1. November bei Teleclub/Sky Atlantic) ein neues Kapitel auf: Er zieht von Los Angeles nach New York, wo seine entfremdete Tochter wohnt. Kann er dort ein neues Leben aufbauen?
In Gestalt eines kleinen Jungen (Oliver Bell) ist der Teufel auf die Erde zurückgekehrt. Und der räumt in der dritten Staffel «Salem» (1. November, Sixx) jeden aus dem Weg, der sich ihm in den Weg stellt. Nur seine Mutter, die Hexe Mary, wäre mächtig genug, ihm Einhalt zu gebieten. Doch die ist tot.
Die Auszeichnung als «Beste Serie» bei den Emmy Awards im vergangenen Jahr liess aufhorchen. Dennoch ist die prämierte zweite Staffel des norwegischen Polit- und Medienthrillers «Mammon» ab 1. November «nur» bei Arte zu sehen. Darin zettelt Finanzminister Ulrichsen (Ingar Helge Gimle) einen Rachefeldzug gegen Ministerpräsident Woll an.
Julia Roberts verkörpert in ihrer ersten Serien-Hauptrolle eine Sachbearbeiterin in einem Institut für Kriegsheimkehrer. Doch bald merkt sie, dass etwas in dem Laden ganz und gar nicht stimmt. «Notting Hill» oder «Pretty Woman» könnten nicht weiter von dieser Amazon-Serie (ab 2. November) entfernt sein: «Homecoming» ist ein Psychothriller.
Frank Underwood und Kevin Spacey sind Geschichte, es lebe die US-Präsidentin! Ab 2. November regiert Claire Underwood (Robin Wright) in der finalen Staffel der Netflix-Serie «House of Cards», die aus Vertragsgründen wie gewohnt zuerst bei Sky Atlantic via Teleclub abrufbar ist. Claires erste Aufgabe: Sie muss mächtige Widersacher in die Schranken weisen.
Direkt am Tag nach der US-Ausstrahlung bringt RTL Passion die neuen Folgen der Fantasy-Saga «Outlander» auch ins deutsche Fernsehen: Am 5. November beginnt für Claire Fraser (Caitriona Balfe) und Jamie (Sam Heughan) ein neues Kapitel – als Neuankömmlinge in Amerika.
Obwohl er seinen Behandlungsfehler im Finale der ersten Staffel noch korrigieren konnte, muss Dr. Murphy (Freddie Highmore) in der zweiten Staffel von «The Good Doctor» (6.11., Sky/Teleclub) mit den Folgen zurechtkommen. Zumal er nebenbei seinem Mentor das Leben retten will.
Der eine war der berühmteste Magier seiner Zeit, der andere einer der berühmtesten Schriftsteller – und befreundet waren sie auch noch! Dass Harry Houdini (Michael Weston, links) und Arthur Conan Doyle (Stephen Mangan) tatsächlich auf Verbrecherjagd gingen, wie «Houdini and Doyle» ab 7.11. bei RTL Crime nahelegt, ist allerdings nicht belegt. Dass die Serie nach einer Staffel abgesetzt wurde, hingegen schon.
Auf «X-Men»-Kinofilme müssen Comic-Fans noch eine Weile warten, dafür liefert Fox HD mit der zweiten Staffel «The Gifted» ab 7. November Seriennachschub aus der Mutantenwelt: Nachdem das Hauptquartier des Widerstands zerstört wurde, herrscht unter den Mutanten ein Bürgerkrieg.
In der ersten Staffel von «The Sinner» spielte Jessica Biel eine rätselhafte Mörderin, nun bekommt Detective Harry Ambrose (Bill Pullman) einen neuen Fall: Ein Elfjähriger (Elisha Henig, Bild) hat anscheinend seine Eltern getötet. Nur warum? Die Ermittlungen beginnen am 9. November bei Netflix.
Wer im neuen deutschen Amazon-Original «Beat» jemanden finden will, fragt den Titelhelden. Beat (Jannis Niewöhner) ist Clubpromoter, «Grenzgänger» und in jeder Hinsicht gut vernetzt. Durch seine engen Beziehungen in die Berliner Untergrundclub-Szene soll er helfen, die dort ansässige Kriminalität zu bekämpfen. Abrufbar ist die Serie ab 9. November.
Nach dem Erfolg von «Der Club der roten Bänder» versucht es Vox erneut mit einer Eigenproduktion: Am 14. November startet nach israelischem Serienvorbild «Milk & Honey». Darin ziehen vier Freunde mitten in der brandenburgischen Provinz einen Eskortservice auf – Kostümierung auf Wunsch inklusive.
Noch Staffel 2 und dann ist Schluss für die «Imposters» Jules (Marianne Rendón) und Ezra (Rob Heaps): Die Geschichte der Betrugsopfer, die selbst zu Betrügern werden, lockte in den USA nicht genügend Zuschauer vor die Fernseher. Die letzten zehn Folgen zeigt Vox ab 14. November in Free-TV-Premiere.
Wurde Patrick Süskinds Weltbestseller nicht erst 2006 verfilmt? Richtig, darum spielt die sechsteilige Hochglanz-Serie «Parfum» (ab 14.11. bei ZDFneo, ab 18.11. bei SRF zwei) in der Gegenwart und nur lose mit den Motiven der Vorlage. Die Story um Ermittlerin Nadja Simon (Friederike Becht) und einen grauenvollen Mord findet so zu einer eigenen, verführerischen Sprache und Spannung. SRF zwei zeigt sie ab 18. November.
Auf die achte Staffel von «American Horror Story» (15.11., Fox) haben sich Fans schon lange gefreut. Denn in «Apocalypse» treffen die Charaktere aus den Staffeln «Murder House» und «Coven» aufeinander. So spielt Sarah Paulson nicht nur die Tyrannin Wilhemina Venable, sondern auch Medium Billie Dean Howard aus der ersten und Hexe Cordelia Goode aus der dritten Staffel.
Älterwerden in Los Angeles, der Stadt der Jugend und Schönheit? Sicherlich kein Zuckerschlecken. Doch der Schauspielaltstar Sandy Kominsky (Michael Douglas, rechts) und sein Agent Norman Newlander (Alan Arkin) stellen sich dieser Herausforderung im Netflix-Original «The Kominsky Method» ab 16. November auf ihre eigene Art.
Wo Ken Block und seine Hoonigans auftauchen, qualmen die Reifen. Seit 2010 veröffentlichen sie bei YouTube spektakuläre Autorennvideos, die von den über zwei Millionen Abonnenten ihres Kanals verschlungen werden. Amazon blickt ab 16. November nun mit seinem Original «The Gymkhana Files» hinter die Kulissen der PS-Show.
Netflix verpasst einer Trickfilm-Ikone der 80er-Jahre eine Rundumerneuerung: Am 16. November findet die Waise Adora ein geheimnisvolles Schwert – und verwandelt sich dadurch in Kriegerprinzessin She-Ra, die in «She-Ra und die Rebellen-Prinzessinnen» schon bald Gleichgesinnte findet.
Drogenkartelle gibt es bekanntlich nicht nur in Kolumbien. So ist es nur konsequent, das der Netflix-Erfolg «Narcos» nach drei Staffeln nun einen Ableger erhält. «Narcos: Mexico» (16. November) erzählt davon, wie Félix Gallardo in den 80ern das Guadalajara-Kartell aufbaute. In der Hauptrolle: Diego Luna aus «Rogue One: A Star Wars Story».
«Das (neue) Boot» sticht in See: Bei Sky (über Teleclub empfangbar) startet am 23. November die Serie nach Motiven des berühmten Films von Wolfgang Petersen nach dem Roman von Lothar-Günther Buchheim. Auf der Brücke stehen nun (von links): August Wittgenstein, «Kommandant» Rick Okon und Franz Dinda.
In der 19. Staffel des «Law & Order»-Dauerbrenners «Special Victims Unit» (23.11., Vox) muss Olivia Benson (Mariska Hargitay, rechts) nicht nur Vergewaltigungsopfer Karla Wyatt (Amy Smart) dazu bringen, gegen ihren Peiniger auszusagen: Sie selbst sieht sich unglaublichen Anschuldigungen ausgesetzt.
An der Costa del Sol stellen sich Charlie («Harry Potter»-Star Rupert Grint) und seine Clique neuen Herausforderungen: In der zweiten Staffel «Snatch» (27.11., AXN) versuchen sie, eine Bar wieder auf Vordermann zu bringen – und stecken schon bald wieder bis zum Hals in kriminellen Machenschaften.
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