Jason BatemanDieser Mann sorgt für die derzeit besten TV-Serien
Von Lukas Rüttimann
11.4.2020
Jason Bateman kennt man vor allem aus seichten Kinokomödien. Sein wahres Talent zeigt er jedoch erst jetzt in abgründigen Fernsehserien – vor und hinter der Kamera.
Eine der vielen tollen Aspekte von TV-Serien ist, dass sich Stars aus der zweiten Reihe so richtig ins Rampenlicht spielen können. Wer etwa hätte gedacht, dass Karl Urban – bislang eher als Typ «langweiliger Beau» bekannt – sich im Amazon-Hit «The Boys» als schauspielerische Sensation entpuppt? Oder wie gut «Dumpfbacke» Christina Applegate sein kann, wenn man ihr wie in «Dead to Me» den richtigen Stoff gibt?
Auch Claire Danes in «Homeland», Cillian Murphy mit «Peaky Blinders» oder Bill Hader in «Barry» konnten erst in TV-Shows richtig zeigen, dass sie zu mehr fähig sind als zu Nebenrollen.
Ganz oben auf diese Liste gehört indes ein anderer Name: Jason Bateman. Der Schauspieler ist so etwas wie der Mann der Stunde in Sachen TV-Unterhaltung. Als Protagonist von Serien wie «Ozark» oder «The Outsider» sorgt der 51-Jährige aktuell mit für die beste Serienunterhaltung überhaupt. Und zwar nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Regisseur und Produzent. Wahrlich nicht schlecht für einen, den das breite Publikum vor allem aus mehr oder weniger gelungenem Kinoklamauk kennt.
Erfolg mit Seichtem
Tatsächlich zeigte Batemans Filmografie bislang einen Hang zum Seichten. Bekannt wurde er, als er von 2003 bis 2006 die Hauptrolle in der US-Sitcom «Arrested Development» spielte. Auch als Hollywood auf ihn aufmerksam wurde, galt er zunächst als Mann für den Frohstoff: «Forgetting Sarah Marshall», die «Horrible Bosses»-Filme (bei uns unter dem Titel «Kill Your Boss» bekannt), «The Longest Week», «Game Night» – Batemans Komödien waren nicht ohne Erfolg, aber alles andere als denkwürdig.
Trailer zu «Kill the Boss 2» (im Original: «Horrible Bosses 2»).
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Der Unterschied zu seinem TV-Schaffen könnte frappanter kaum sein. Denn als Regisseur und Hauptdarsteller in «Ozark» etwa zeigt sich Bateman von einer völlig anderen Seite. Die Serie um einen Treuhänder, der gezwungen wird, für ein mexikanisches Drogenkartell Geld zu waschen, ist düster, abgründig, brutal, originell, komplex – und vor allem: absolut grossartig.
Von vielen Fans bereits als der legitime Nachfolger von «Breaking Bad» bejubelt, hat «Ozark» tatsächlich gewisse Parallelen zum Serien-Phänomen um Chemielehrer/Drogendealer Walter White. Auch bei «Ozark» steht ein ganz spezieller Anti-Held im Mittelpunkt. Es geht um Drogen, Geld, Macht, Liebe und das nackte Überleben; und irgendwie weiss man nicht so recht, ob man die Hauptfigur mögen soll oder nicht.
Jason Batemans Marty Byrde ist denn auch eine brutal zwiespältige Figur: brillant als Finanzjongleur, clever beim Taktieren, rücksichtslos in seiner Denkweise und eiskalt bei seiner Vorgehensweise. Nicht gerade die besten Eigenschaften, um ihn zum Sympathieträger zu machen. Auf der anderen Seite ist Byrde aber auch fürsorglicher Vater und Ehemann, der primär das Überleben seiner Familie bezweckt und bereit ist, dafür über Leichen zu gehen. Das ist auch in der soeben angelaufenen dritten Staffel der Serie nicht anders.
Trailer zur dritten Staffel von «Ozark».
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Marty Byrde mag eine ambivalente Figur sein, das Publikum aber hat sich entschieden. «Ozark» gehört zu den absoluten Quotenhits bei Netflix, und auch Kritiker sind vom unerwarteten Hit begeistert. Dabei ist es vor allem die Leistung von Jason Bateman, die in Fachkreisen für Aufsehen sorgt. Zum einen, weil wohl nicht allzu viele dem Comedy-Profi zugetraut hätten, eine komplexe und abgründige Figur wie Marty Byrde derart überzeugend spielen zu können.
Zum anderen ist es nicht nur Batemans schauspielerisches Können, das erstaunt. Auch sein Talent als Regisseur ist herausragend, seine Handschrift bereits nach wenigen Folgen unverkennbar. Vor allem der behutsame Spannungsaufbau, unterstützt von matten Farben und ruhiger Kameraführung, erinnert an die Grossen seines Fachs.
Nicht umsonst wurde Bateman zuletzt mit Auszeichnungen förmlich überhäuft. Darunter mehrere Golden Globes als bester Hauptdarsteller in «Ozark» – aber eben auch einen Emmy als bester Regisseur einer Dramaserie, ebenfalls für «Ozark».
Auch mit Stephen King ein Hit
Dass Bateman inzwischen gefragt ist wie nie zuvor, erstaunt daher nicht. In welche Liga der Familienmensch (verheiratet, zwei Töchter) mittlerweile aufgestiegen ist, zeigt auch «The Outsider». Die Stephen-King-Vorlage wurde vom US-Bezahlsender HBO mit grossem Budget und beeindruckendem Cast (u. a. Ben Mendelsohn und Bill Camp) angerührt – mit Bateman als Darsteller, Regisseur und ausführendem Produzenten.
Wenig überraschend trägt auch diese Serie bereits deutlich seine Handschrift: mit einem behutsamen Spannungsaufbau, einer ruhigen, fast schon meditativen Tonalität, düsteren Farbe, aber auch krassen Gewaltexzessen.
Während viele King-Vorlagen als Ausrede für überbordende Spezialeffekte genutzt werden, bleibt Bateman sich selbst also treu. Denn «The Outsider» ist trotz seiner Fantasy-Thematik um den kinderfressenden Shapeshifter El Cuco ein intensiver Krimi, der von spannenden Figuren, Dialogen und Stimmungen lebt. Eine der besten Serien, die es derzeit zu sehen gibt – auch dank Jason Bateman.
«The Outsider» – beste Krimikunst nach einer Vorlage von Stephen King.
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Klar, aktuell sind düstere Mystery-Serien mit deftigen Gewaltszenen vielleicht nicht unbedingt nach jedermanns Geschmack. Doch sowohl «The Outsider» wie auch «Ozark» sind packende, intensive und originelle Geschichten, bei denen stets Batemans Lieblingsthema im Zentrum steht: Normale Leute geraten ohne eigenes Verschulden in eine völlig abstruse Situation und versuchen mit Händen und Füssen, die immer neuen Brände in ihrem Leben so gut es geht zu löschen.
Tatsächlich dürfte sich aktuell sogar – die Corona-Krise lässt grüssen – der eine oder andere darin wiedererkennen.
Hankley Common in Surrey (GB): Das Foto von Scarlett Johanssons Black Widow vervollständigt den landschaftlichen Drehort.
Bild: Dukas
Puzzlewood im Forest of Dean (GB): «Star Wars – The Force Awakens» wurde teils in jenem magischen Wald gedreht. Im Foto: Hauptdarstellerin Rey (Daisy Ridley).
Bild: Dukas
Dafür musste der Student nicht weit reisen: In seiner Heimatstadt London finden sich diverse Drehorte – unter anderen jene der Serie «Sherlock» mit Martin Freeman (l.) und Benedict Cumberbatch.
Bild: Dukas
Auch für den Agenten mit der Lizenz zum Töten ging es flott: Daniel Craig rennt auf dem U-Bahn-Perron in «Skyfall».
Bild: Dukas
Ein Kultfilm für Fans von Zombies und britischem Humor: «Shaun of the Dead».
Bild: Dukas
Ein Grossteil vom Nolan-Meisterwerk «Inception» wurde in Paris gedreht. Obligatorisch: Das Foto mit Leonardo DiCaprio.
Bild: Dukas
Das darf bei einem Briten freilich nicht fehlen: Ein Schnappschuss mit den Protagonisten von «Harry Potter und die Heiligtümer des Todes».
Bild: Dukas
Auch «Friends» wurde in zu einem ganz mickrigen Teil in London gedreht: Hier die Wapping High Street.
Bild: Dukas
West 167th Street in New York: Der oscarprämierte «Joker» tanzt auf der Treppe und vor der Linse von Thomas Duke.
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