Kuppelshow «Der Bachelor»: Geh heim zu deinem Grosi, Patric!

Von Gion Mathias Cavelty

21.10.2019

«Der Bachelor» auf 3+ geht in die achte Runde – ohne Top-Kult-Figur wie Mia aus Staffel 7, dafür mit einem dödelig lachenden Beau. Die Zeit des «Bachelors» ist definitiv abgelaufen, glaubt TV-Experte Gion Mathias Cavelty.

Die Wahlen sind vorbei – läck, war das spannend! Jetzt wissen wir: Für Magdalena Martullo-Blocher (50) hat es gereicht, sie hat eine Rose bekommen. Detailhandelsfachfrau Adela (25) aus Ebikon hingegen ist nicht in den Ständerat gewählt worden. «Das isch für mich e riesegrossi Enttüschig. Es hät leider nit klappt», äusserte sich Adela niedergeschlagen vor laufender Kamera.

«Gaht's guet? Bruchsch es Nastüechli? Chunnt alles guet!», kümmerte sich Patric Haziri rührend um den hemmungslos heulenden Christoph Mörgeli, der seine Rückkehr nach Bern ...

Halt! Verwechsle ich da gerade etwas? Gut möglich. Aber es war ja auch einiges los in den letzten Tagen aus Schweizer Sicht.

Versuchen wir uns auf das Wesentliche zu konzentrieren: Auf einer thailändischen Insel wollten 21 junge Frauen irgendwas, was war es schon wieder ... ah ja: Sie wollten das Herz eines 29-jährigen Immobilienbewirtschafters aus Zürich erobern, ein Beau wie am Reissbrett entworfen, Ecken und Kanten: keine. Name wie schon gesagt: Patric (sprich Pa-tris).

Die 21 jungen Frauen: Hat man die nicht alle schon mal gesehen – so oder so ähnlich? Wer soll all die künstlichen Körperteile noch voneinander unterscheiden können? Sind originellere weibliche Charaktere – also Frauen, die sich durch etwas anderes hervortun als ihre prallen Hinterbacken auf die Meeresoberfläche klatschen zu lassen, die blanken Brüste in die Kamera zu halten (wie die mehrfach «Playboy»-erprobte Tanja) oder dröge herumzubitchen – einfach persone non gratae bei TV-Formaten wie dem «Bachelor»? Und warum wählt man nicht zum Beispiel mal einen 89-jährigen Professor für kalmückische Philologie als Bachelor?

Was kann man sonst noch darüber sagen?

In der neunten Minute dachte ich schon: Die Show ist bereits zu Ende, denn da half Patric einer Dame galant beim Aussteigen aus einer tonnenschweren Karre (wo ist Greta Thunberg, wenn man sie braucht?) und spazierte Arm in Arm mit ihr ein Trottoir entlang – ein traumhaftes Paar! Es war dann aber nur seine Grossmutter. Die sich im Folgenden als die kultivierteste Akteurin der ganzen Sendung entpuppen sollte («Jo, der Charakter, das isch no wichtig»). Er hätte bei ihr bleiben sollen. Für immer.

Diesen Ratschlag (beim Grosi bleiben) konnte ich in der 16. Minute nur noch einmal wiederholen, als nämlich Kandidatin Desiree (27, Dekorateurin) ihre Traumvorstellung vom Bachelor wie folgt formulierte: «Ich hoffe, dass er eine geile Sau ist!»

Weiter traten auf den Plan: Sextoy-Rapi (26, steht auf Sextoys), Schönheits-OP-Alessia (hat mit 22 Jahren bereits neun Schönheits-OPs hinter sich), Strumpfband-Selina (22, liess sich vom Bachelor ein Strumpfband mit den Zähnen entfernen) oder Hinterteil-Yiankarla (23, wünschte dem Bachelor mit ihrem Hinterteil guten Abend).

Interessiert das wirklich noch jemanden? Wenn wenigstens eine Völlig-over-the-top-Kult-Figur wie Mia (Staffel 7) dabei wäre – aber eine solche ist nicht in Sicht. Zudem nervt das monotone, dödelige Lachen von Patric («Hä hä hä hä hä». «Hä hä hä hä hä». «Hä hä hä hä hä»).

Die Zeit des «Bachelors» ist definitiv vorbei. Die wenigen natürlichen, nicht-aggressiven Frauen unter den Kandidatinnen – zum Beispiel die Bernerin Amy (26) – haben nicht genügend Spannungspotenzial, um eine solche Sendung zu tragen.

«Geh heim zu deinem Grosi, Patric», hätte ich dem Bachelor gerne rechtzeitig zugerufen. «Sie macht dir etwas Feines zum Znacht, und danach könnt ihr noch zusammen etwas im Fernsehen schauen» – nichts zu Aufregendes, vielleicht eine «SRF bi de Lüt»-Produktion oder «Happy Day» …

Aber eben: Es war zu spät.

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