35 Jahre danachBob Geldof: «Live Aid würde heute nicht mehr funktionieren»
che/fts
13.7.2020
Vor 35 Jahren fand das Live-Aid-Wohltätigkeitskonzert von Bob Geldof in Londons statt. Das ZDF hat Bob Geldof getroffen und mit ihm über seine Erinnerungen und David Bowie gesprochen.
Sei es Sting, Eric Clapton, Phil Collins, U2 oder sogar Michael Jackson, für sie alle war und ist Bob Geldof eine Hausnummer. Der Urvater von Band Aid, einem Wortspiel mit dem englischen Ausdruck für «Pflaster» – «bandaid», sammelte mit den grossen Künstlern der Welt Spenden mithilfe der extra aufgenommenen Songs. Das Lied «Do they know it's Christmas?» ist auch heutzutage noch ein regelmässiger Rückkehrer in die Charts während der Weihnachtssaison.
Das ZDF sprach mit Geldof zum 35. Jubiläum des allerersten Live-Aid-Konzerts. Seine eindrücklichste Erinnerung schildert der Ire wie folgt: «Ich hatte vor allem Angst, dass ich scheitern würde. Dass es zu gross war. Das war es nicht, was ich im Kopf hatte, als ich die Bilder von Hungernden gesehen hatte und ein paar befreundete Popgrössen anrief.
Vielleicht hatte ich mich übernommen. Ich würde mich selbst zu einer Lachfigur machen, ganz klar. Ich hatte mit keiner Band einen Vertrag, vielleicht würde keiner von ihnen erscheinen. Ich habe mir fast in die Hose gemacht, als ich ins Wembley-Stadion ging. Viele im Team waren aufgeregt, weil Prinz Charles und Diana da waren.»
Das Ziel des Konzerts war es natürlich, so viele Spenden wie möglich für die Hungernden in Äthiopien zu sammeln. Auch heute wird noch diskutiert, für welchen Musiker wohl die meisten ihr Portemonnaie gezückt haben. Geldof scheint sich da ziemlich sicher zu sein: «Bei David Bowie sind die Telefone explodiert.»
«Queen war unglaublich, aber halt auch nur eine Band unter vielen.»
Kritisiert wurde Geldof damals und heute noch dafür, dass er mit diesen Aktionen gar keinen grossen Unterschied gemacht hätte. «Klar hat es funktioniert! Wir haben 1985 mit dem Geld, was gespendet wurde, Hunderttausende Menschenleben gerettet. Vielleicht mehr. Und ich arbeite noch immer jeden Tag dafür. Aktuell haben wir Projekte wegen Corona in Äthiopien und Uganda.»
Die Band-Aid-Stiftung besteht weiter, Bob Geldof ist immer noch der Vorsitzende. Auch dank ihm hat sich die Armut auf der Welt seit 2000 halbiert.
Auf eine Neuauflage während und wegen der Coronapandemie verzichtet er aber entschieden: «Das würde heute nicht mehr funktionieren. Und zwar aus vielerlei Gründen und schon gar nicht in der aktuellen Situation. Lady Gaga, einer der ganz grossen weiblichen Stars, hat ja sowas gemacht und eine Art digitales Live Aid veranstaltet. Es war ein Desaster. Live Aid war ein Kind seiner Zeit.»
Der mittlerweile 69-jährige Geldof setzt sich weiterhin ein für die Unterprivilegierten auf der Welt. Dies, obwohl er familiäre Tragödien erlitten hat und seine Aufrichtigkeit von der Öffentlichkeit oft angezweifelt wurde.