Kolumne am Mittag «Wenn es blöd kommt, ist Daniel Craig bis 2012 James Bond!»

Von Fabian Tschamper

29.6.2021

Es dauerte eine Weile, bis sich das Publikum mit ihm angefreundet hat: Daniel Craig als Bond in «Casino Royale». 
Es dauerte eine Weile, bis sich das Publikum mit ihm angefreundet hat: Daniel Craig als Bond in «Casino Royale». 
Eon Productions

Der Brite Craig spielt nun seit 15 Jahren den Agenten ihrer Majestät. Die Fans mochten ihn am Anfang überhaupt nicht – zünftige Heuchelei, behaupte ich. Ach, ist es herrlich, zurückzuschauen.

Von Fabian Tschamper

Er sei so langweilig und hässlich, ein schlechter Schauspieler noch dazu, dieser Craig. Die blonden Haare wären ja noch egal. Aber alles andere, so eine Frechheit!

So klangen viele, viele Fans der James-Bond-Reihe, als 2005 durchsickerte, dass Daniel Craig die Rolle als James Bond von Pierce Brosnan übernehme. Bis heute lassen sich Reaktionen auf danielcraigisnotbond.com lesen. Da stehen Sachen von wegen Boykott und Blablabla.

Mein Lieblingskommentar auf der Webseite ist ganz klar: «Daniel Craig als Bond? Das sind ja schreckliche, schreckliche Aussichten. Er hat einen Deal über drei Filme, das heisst wir stecken mit ihm bis mindestens 2012 fest!»

Köstlich, denke ich mir und warte im Jahr 2021 auf den fünften Bond mit Craig.

Zahlen lügen nicht

Rumhässeln ist im Internet keine Seltenheit, die stille Mehrheit sprach demnach Bände: «Casino Royale», der erste Craig-Bond, hat damals am meisten Geld eingenommen – 546 Millionen Franken. Und weisst du was? Der fungiert inzwischen nur noch auf Platz vier der erfolgreichsten Bondfilme überhaupt. Davor stehen die anderen drei mit Craig. Am meisten Kohle spielte «Skyfall» ein, der knackte die Milliardengrenze mit knapp 1,1 Milliarden Gewinn.

Das beweist wohl, dass die Craig-Hater in der Unterzahl waren und es noch sind.

Da einigen sie sich

Fairerweise muss man aber sagen: Daniel Craig ist ein anderer Bond als es noch Connery, Moore oder Brosnan waren. Er sah nicht mehr so gestriegelt aus nach einem Schusswechsel, fokussierte sich mehr aufs physische Schauspiel, ja, war auch verletzlicher als Figur. Wie sich die Craig-Saga verabschiedet, das erfahren wir hoffentlich endlich im September dieses Jahres. Zum 15. Jubiläum von Craigs Bond.

Obwohl er blond und blauäugig war, was vielen widerstrebt hat – zu diesem Bild reichten sie sich die Hand.

Craig schreitet in «Casino Royale» aus dem Meer. Muskelbepackt, ein Kerl wie ein Schrank, ein menschlicher Panzer quasi. Unfassbar.
Craig schreitet in «Casino Royale» aus dem Meer. Muskelbepackt, ein Kerl wie ein Schrank, ein menschlicher Panzer quasi. Unfassbar.
Eon Productions

Ja, geben wir dem Blonden doch eine Chance, offensichtlich hat er gewisse Vorzüge, die die alten Bonds nicht hatten. Nicht wahr?

Die Betreiber der Hass-Website dürften sich inzwischen ziemlich doof vorkommen, ein Schuss, der nach hinten losging. Oder noch besser: Einer, der halbhoch links auf ein Tor fliegt, in dem Yann Sommer steht.

Okay, diese Analogie ist ein bisschen weit hergeholt. Sorry.

Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «blue News» die Kolumne am Mittag – sie dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.