«Tatort»-Check Was wird an Fasnacht, Fasching und Karneval eigentlich gefeiert?

tsch

27.2.2022

Ja, es war ein «Tatort» zum Fasching über Fasching – aber sicher kein klassisches Humorstück. Die Münchener Kommissare Batic (Miroslav Nemec) und Leitmayr (Udo Wachtveitl) begleiteten das superb gespielte Porträt einer Frau, deren Leben ein grosser Selbstbetrug zu sein schien.

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Kommissare im Faschingsgewand! Da kam bei einigen «Tatort»-Freunden und Hardcore-Narren Freude auf. Kommissar Ivo Batic (Miroslav Nemec) war im «Tatort: Kehraus» als «Pilot» unterwegs und hatte ein paar «Bienen» kennengelernt. Doch dann wurde er mit seinem eher faschingsmuffeligen Langzeitkollegen Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) zu einem Toten gerufen.

Der gut (oder fies?) getimte München-«Tatort» zur Faschingszeit erwies sich als Strecke allerdings nicht als Partykrimi, sondern als grandios gespieltes Frauenporträt, in dem die Österreicherin Nina Proll ein «Rotkäppchen» gab, das sich beim Deal mit den Wölfen des Lebens verspekuliert hatte.

Wer Sinn für eine grosse tragische Geschichte am Faschingssonntag hatte, wurde gut bedient. Wer lieber feiern wollte, kann ja ab Aschermittwoch die Mediathek bemühen. Doch was bedeuten noch mal Begriffe wie Karneval, Fasching, Kehraus oder Fastenzeit – und wer legt eigentlich die Termine fest?

Worum ging es?

Die Leiche am Fuss einer Treppe hat gemäss ihrem Stempel auf der Hand eben noch in «Irmis Stüberl» direkt um die Ecke Fasching gefeiert. In der Kneipe hat man den Toten mit einem anderen Mann streiten sehen, der in Begleitung eines «Rotkäppchens» war. Die Frau im Kostüm hört bürgerlich auf den Namen Silke Weinzierl (Nina Proll). Doch sie ist an diesem Abend eindeutig nicht mehr vernehmungsfähig.

Die Ermittler Batic und Leitmayr bringen ihre volltrunkene Märchenfigur in die Ausnüchterungszelle – und setzen die Arbeit am nächsten Morgen fort. Schicht für Schicht entblättern sie die Persönlichkeit einer Frau, die mit dem Leben spielt – und meist als Verliererin endet.

Worum ging es wirklich?

Das Drehbuch von Stefan Betz, der einige Eberhofer-Krimis zum Drehbuch umformte, und Stefan Holtz («Die Ibiza-Affäre», «Blood Red Sky») ist das Porträt einer Spielerin, die ihr Leben abseits bürgerlicher Sicherheitsnormen lebt und dafür einen Preis bezahlt gelungen. «Kehraus», der Titel des «Tatorts» aus München, spielt nicht nur auf Gerhard Polts ebenso benannte, genial traurige Faschingskomödie von 1983 an.

Er steht auch für grosses Aufräumen im Leben. Ein Akt, dem der Film am Ende ein balladenhaftes Denkmal setzt. Übrigens eines, das prall gefüllt mit Münchener Dialekt, melancholisch-bissigen Menschen und abgründig-bayerischem Humor war. Dass beide Drehbuchautoren sowie die Regisseurin aus dem Grossraum München stammen, half wohl dabei.

Was wird an Fasching gefeiert – und wann?

Das Wort Fasching leitet sich wie Fas(t)nacht vom mittelhochdeutschen «vaschang» ab, was «Ausschank des Fastentrunks» bedeutet. Der Begriff Karneval stammt vom lateinischen «carne vale», übersetzt «Fleisch, lebe wohl». Alle Begriffe für die «närrische Zeit» beschreiben den «drohenden» Beginn der Fastenzeit. Diese dauert im Christentum von Aschermittwoch bis Ostern und ist stets 40 Tage lang. In der Zeit davor – dem Fasching – finden ausgiebige Feiern statt, begleitet von Essen und Trinken.

Doch wann ist Ostern? Bereits auf einem Kirchenkonzil im Jahr 325 wurde festgelegt, dass Ostern immer jener Sonntag nach dem ersten Vollmond der Frühjahressonnenwende ist. Scheinen könnte dieser frühestens am 21. März, dem Tag des Frühlingsbeginns.

Was heisst eigentlich Kehraus?

Kehraus ist von seiner Bedeutung her eigentlich das Ende einer Tanzveranstaltung und in seiner Begrifflichkeit kein Teil der christlichen Faschingstradition. Abgeleitet ist das Wort vom «Auskehren», was sich wiederum auf die langen Ballkleider der Damen bezieht. Die Tänzerinnen des letzten Tanzes «kehren» gewissermassen mit ihren langen Roben den Tanzboden aus.

Im Karnevalskontext bezeichnet der Kehraus meist die letzte Saisonveranstaltung am Faschingsdienstag. Dabei wird an vielen Orten die Fas(t)nacht als Puppe oder Hexe symbolisch begraben oder auch verbrannt.

Welche Besonderheiten gibt es in der Schweizer Fasnacht?

Fasnacht kommt vom althochdeutschen «Fasta» und «Naht». «Fasta» steht für die Fastenzeit, «Naht» bedeutet Nacht oder Vorabend. Der Höhepunkt der Schweizer Fastnacht, die wie in den deutschen Faschings- und Karnevalshochburgen am 11. November beginnt, findet ebenso von Donnerstag bis Dienstag vor Aschermittwoch statt. Der Beginn der «heissen Phase» heisst in der Schweiz «Schmutziger Donnerstag».

Umzüge an der Fasnacht – wie hier 2020 in Luzern – gehören zum feierlichen Treiben dazu.
Umzüge an der Fasnacht – wie hier 2020 in Luzern – gehören zum feierlichen Treiben dazu.
Bild: Keystone/Alexandra Wey

Die Basler Fasnacht, auch als die «drey scheenschte Dääg» bezeichnet, gilt als grösste Fasnacht-Veranstaltung der Schweiz. Aber auch anderswo wird intensiv gefeiert. Weitere Fastnacht-Hochburgen sind die «Luzerner Fasnach», der «Rabadan» im Tessin und die «Bärner Fasnacht».

Wie geht es beim Münchener «Tatort» weiter?

Zwei durchaus besondere Münchener «Tatort»-Krimis stehen 2022 noch an: In «Flash» (voraussichtlich im Frühsommer) geht es um einen Mörder, der nach 30 Jahren Haft entlassen wird und direkt wieder zuschlägt. Der wichtigste Zeuge von damals ist an Demenz erkrankt. Um seine Erinnerung zu reaktivieren, lassen die Ermittler den entscheidenden Ort als Kulisse wiederauferstehen.

In «Krimidinner» (wohl zur Weihnachtszeit) sind Batic und Leitmayr in ihrem 90. Fall zu einem Krimidinner beim Kollegen Kalli eingeladen: Ein Opfer, sechs Gäste – und jeder oder jede könnte den Mord begangen haben. Vom Münchener Esstisch springt die Handlung direkt ins historische Setting – ein britisches Herrenhaus in den 1920ern, in dem die beiden als «Constable Partridge» und «Chief Inspector Lightmyer» gefordert sind.