«Tatort»-Schock Dortmunder TV-Kommissarin stirbt völlig überraschend

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20.2.2022

Es war einer der wohl schockierendsten Momente der «Tatort»-Geschichte: Die Dortmunder Kommissarin Martina Bönisch, seit zehn Jahren gespielt von Anna Schudt, wird völlig unerwartet am Ende des Krimis erschossen. Eine Wiederkehr scheint ausgeschlossen – oder?

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Es war eines der bestgehüteten Geheimnisse der Fernsehszene: Anna Schudt, seit knapp zehn Jahren Darstellerin der «Tatort»-Kommissarin Martina Bönisch, ist aus dem Dortmunder Krimi ausgestiegen. Völlig unerwartet, mit einem Schockmoment: Am Ende der Folge «Liebe mich!», in der ihr Langzeit-verliebter Kollege Peter Faber (Jörg Hartmann) und sie sich endlich küssen dürfen, wird Bönisch erschossen. Ein weinender Peter Faber, der neben Bönischs Leiche sitzt, lässt so gut wie keine Hoffnung auf Wiederkehr der beliebten TV-Kommissarin zu.

Ebenfalls beachtlich: TV-Kritiker, die den Film diesmal vorab nur unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen und unter striktem Spoilerverbot sichten konnten, haben offenbar «dicht gehalten», denn im Vorfeld war so gut wie nichts über die besondere Tragik des Films «Tatort: Liebe mich!» zu lesen. War der letzte Krimi mit Faber und Bönisch ein würdiger Abschiedsfall?

Worum ging es?

Wegen der Unachtsamkeit eines Försters findet das Dortmunder «Tatort»-Team in einem Friedwald die Leiche einer blonden Frau in den Vierzigern. Anhand ihrer Brustimplantate, die Seriennummern aufweisen, kann die Tote als vermisste Person identifiziert werden. Eine erste Spur der ermittelnden Peter Faber (Jörg Hartmann), Martina Bönisch (Anna Schudt), Jan Pawlak (Rick Okon) und Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) führt zum Bestattungsunternehmen. Doch weder Inhaber Thomas Ihle (Jan Krauter) noch dessen Frau Julia (Marlina Mitterhofer) können sich daran erinnern, wer vor einem Jahr den Grabplatz – offenbar unter falschem Namen – bezahlte.

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Worum ging es wirklich?

Ob Drehbuchautor Jürgen Werner, der das Dortmunder «Tatort»-Team vor zehn Jahren erfand und zahlreiche Folgen geschrieben hat, von Anna Schudts offensichtlichem Ausstiegswunsch gewusst hat? Interessant ist, dass die titelgebende Aufforderung des Krimis, «Liebe mich!», über die letzten Folgen vorbereitet wurde. Zwar kann man den Titel im aktuellen Krimi klar auf die Täterfigur projizieren, die – etwas küchenpsychologiehaft – Frauen ermordete, um sich an der Mutter zu rächen, die ihn im Kindergartenalter verlassen hat.

Doch auch Kommissar Peter Faber hat seine «heimliche» Liebe zur Kollegin Bönisch über die letzten Folgen immer weniger verborgen. Gleichzeitig ging es in den letzten drei Filmen («Masken», «Gier und Angst», «Liebe mich!») stets direkt oder indirekt um verborgene oder enttäuschte Liebe. Insofern könnte zumindest der «Liebeshöhepunkt» zwischen Faber und Bönisch als krachender Schlussakkord ihrer Beziehung länger vorbereitet gewesen sein.

Warum ist Anna Schudt als Kommissarin ausgestiegen?

«Abschied vom Dortmunder «Tatort» zu nehmen, ist mir sehr schwergefallen»; sagt Anna Schudt über ihren Ausstieg. «Denn im Gegensatz zum häufig angespannten Arbeitsklima in der Dortmunder Mordkommission fühlt sich jeder Dreh fast wie ein vertrautes Familientreffen an. Martina Bönisch zu spielen hat in den letzten zehn Jahren einen grossen Platz in meinem Herzen eingenommen. Aber ich finde, dass es nach den 22 intensiven Einsätzen der toughen Kommissarin mit all ihren Stärken und Schwächen nun an der Zeit ist, Lebewohl zu sagen.»

Schudt gibt an, «Raum für Neues» zu suchen, auf das sie sich sehr freue. «Wie es mit Faber ohne Bönisch und dem Dortmunder Team weitergeht, werde ich von nun an gespannt als Zuschauerin verfolgen.»

Kommt das Ende zur rechten Zeit?

Ja und nein. Bönischs «Beziehungsgeschichte» mit Peter Faber scheint mit dem Endlich-Kuss in der finalen Folge auserzählt. Man kann sich kaum vorstellen, dass Psycho-Kommissar Faber und die mit Beziehungen stets leicht irritierend und «zerstörerisch» umgehende Martina Bönisch demnächst friedlich in einem Dortmunder Reihenhaus ein bürgerliches Leben führen könnten. Ist ja jetzt auch vom Tisch. Tragisch, schade, aber irgendwie auch konsequent.

Wie zelebrierten andere TV-Kommissare ihren Abschied?

Zuletzt machte sich Charly Hübner beim Rostocker «Polizeiruf 110» vom Acker – am 9. Januar 2022, nach zwölf Jahren Dienst. Damit auch hier nicht gespoilert wurde, bekamen TV-Kritiker vorab nur eine um die letzten 15 Minuten gekürzte Version des Krimis vorab zu sehen. Auflösung bei Ausstrahlung: Hübners Figur Sascha Bukow, der etwas länger als Martina Bönisch die Liebe der Co-Hauptfigur König (Anneke Kim Sarnau) geniessen konnte, quittiert am Ende der letzten Folge den Dienst und setzt sich ins Ausland ab.



Gut ein Jahr zuvor war im elften Weimar-Tatort «Der feine Geist» am Neujahrstag 2021 Christian Ulmen in seiner Rolle als Kommissar Lessing erschossen worden – und für Partnerin Kira Dorn (Nora Tschirner) nur noch als Geist unterwegs. Spekulation darüber, ob dies in kommenden Folgen so weitergehen würde, unterband Ulmen irgendwann – und erklärte seinen Tod für endgültig. Im September 2021 gab auch Tschirner ihren Ausstieg bekannt. Und das ganz ohne Filmtod oder sonstige Absetzungsmanöver.

Wie geht es beim Dortmunder «Tatort» weiter?

Auch das dürfte fürs Erste offen sein. In welcher Konstellation es im nächsten Film weiter geht, dazu äusserte sich der WDR im Rahmen des Schudt-Ausstiegs erst einmal nicht. Das Tragikomische an der neuerlichen Umbesetzung der von Anfang an als Viererteam konzipierten Dortmund-Squad: Nur der «einsame Wolf», Leiter Peter Faber (Jörg Hartmann), ist nun von der 2012 angetretenen Erstbesetzung noch dabei.

Damals starteten neben ihm und Anna Schudt noch Aylin Tezel (2012 bis 2020 als Nora Dalay) und Stefan Konarske (2012 bis 2017 als Daniel Kossik) in das Format. Die beiden wurden durch Rick Okon (als Jan Pawlak) und zuletzt Stefanie Reinsperger (als Rosa Herzog) ersetzt. Wie geht es nun konkret weiter? Denkbar wäre ein Fall zu dritt, ehe eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger für Martina Bönisch gefunden und benannt wird.