Oliver Masucci «So wie die USA impfen, das würde Deutschland auch gut stehen»

Von Carlotta Henggeler

1.5.2021

Der 52-jährige Charakterkopf Oliver Masucci in der Hitler-Groteske «Er ist wieder da» 2015, eine seiner bekanntesten Rollen. Hier mit Schauspielkollegin Franziska Wulf.
Der 52-jährige Charakterkopf Oliver Masucci in der Hitler-Groteske «Er ist wieder da» 2015, eine seiner bekanntesten Rollen. Hier mit Schauspielkollegin Franziska Wulf.
Constantinfilm

Er war Hitler in «Er ist wieder da» und ist jetzt in Steven Soderberghs Serie «The Girlfriend Experience 3» zu sehen: Oliver Masucci. Im Interview erzählt er, warum er die Schweiz liebt, wo er sich hier am liebsten aufhält –  und warum er gern zaubern könnte.

Von Carlotta Henggeler

Herr Masucci, das Fantasy-Abenteuer ‹Phantastische Tierwesen 3› befindet sich in der Postproduktion und kommt 2022 in die Kinos. Sie spielen den Vorsitzenden der internationalen Zauberer-Vereinigung. Was würden Sie gern zaubern können?

Ich würde erstmals alle impfen um damit dieses Virus niederbrennen. Ich würde genug Impfstoff für alle herzaubern, damit wir auch alle Entwicklungsländer damit erreichen. Und es keine Mutationen mehr gibt, die dann auch bei uns landen.

‹Phantastische Tierwesen 3› ist ein Spin-off aus der «Harry Potter»-Reihe mit Eddie Redmayne, Jude Law und Mads Mikkelsen. Eine unglaublich teure Produktion, deren Fertigstellung schon eine Weile dauert …

Die Postproduktion dauert so lange, weil wir mit Tierwesen spielen, die es gar nicht gibt. Da arbeitet man mit Laserpointer und Puppen, die von Puppenspielern bewegt werden. Ganz toll. Es ist eine unglaubliche Technik und Produktion, die sie da haben. Deshalb kann man den weltweit gut vermarkten, wenn du einen Film für 200 Millionen Dollar drehst.

«The Girlfriend Experience» 3. Staffel

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29.04.2021

Trotz Corona, Sie drehen gerade viel. Wie viele PCR-Tests haben Sie schon hinter sich?

Schon über 200, man wird am Set jeden Tag getestet. Dann gibt es wieder einen Ausbruch, dann ist man in Quarantäne, gerade eben ist das der Fall. Muss hier noch eine Woche ausharren.

Oh je ...

Und das, obwohl ich schon geimpft bin. Ich wurde in Atlanta sehr unbürokratisch online angemeldet und zack, wurde mir der gute Pfizer-Impfstoff in den Arm gejagt, gratis. Und alle freuen sich, die Armee steht da. Oben auf dem Grossbildschirm der Mercedes-Benz-Arena stand: Thank you for participating. Das würde uns auch ganz gut stehen, statt zu diskutieren, wer was bezahlt.

Sie stehen gerade in Atlanta für den Vampir-Film «Day Shift» vor der Kamera und Oscar-Preisträger Jamie Foxx spielt auch mit. Da werden Ihre Schauspielkolleg*innen wahrscheinlich neidisch. 

Ja, leider ist Neid so eine Sache. Ich hoffe, dass wir das bald mal überwinden können. Da sollte man sagen: Geil, ich freue mich für jeden, der das erreicht. In den USA ist das mit dem Neid schon anders als im deutschsprachigen Raum – also auch in der Schweiz. Hier in Amerika ist es positiv konnotiert, wenn man etwas erreichen will. Neid ist nicht der erste Gedanke, sondern Empathie und Mitgefühl. Ich freue mich auch für jeden, der gerade etwas erreicht und seine Träume umsetzen kann.

Zur Person

Oliver Masucci ist 1968 in Stuttgart geboren und in Bonn aufgewachsen. Sein Papa ist Italiener, seine Mutter Deutsche. Von einer Deutschlehrerin wurde er auf das Theater aufmerksam gemacht. Mit ein paar Schulfreunden studierte er die Dreigroschenoper ein. Seit seinem 14. Lebensjahr atmet er Theaterluft. Masucci gehörte zum Ensamble des Wiener Burgtheaters und war von 2005 bis 2009 am Zürcher Schauspielhaus tätig. Er ist dreifacher Vater.

Apropos Träume: Am Sonntag startet die dritte Staffel ‹The Girlfriend Experience› von Oscar-Preisträger Steven Soderbergh, er ist Produzent der Serie. Erzählen Sie uns davon, wie es war mitzuspielen.

Das hat mir total Spass gemacht. Ich habe auch nach ein paar wenigen Seiten des Drehbuchs zugesagt. Ich wollte unbedingt mit der jungen deutschen Regisseurin Anja Marquardt und Steven Soderbergh arbeiten. Die Story ist sexy, oberflächlich, es geht um freien Willen und sie nimmt eine ganz spezielle Wendung. Wir haben in London gedreht, eine super sexy Stadt. Wir haben auf Englisch gedreht, das ist der nächste Schritt. Da haben alle Parameter gestimmt, da habe ich gleich zugesagt.

«The Girlfriend Experience»: Escort-Girl lebt in verschiedenen Welten

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25.06.2021

Und wie hat es sich angefühlt, den nächsten Schritt zu machen?

Emotionen in einer anderen Sprache zu transportieren, ist interessant und eine neue Herausforderung. Der Drehort ist geil, wenn du im Four Seasons in London oben auf der Dachterrasse sitzt, in einer Suite, die 20'000 Pfund pro Tag kostet. 

Genau, also war alles in britischem Englisch.

Ja, ich hatte einen Dialekt-Coach, Schauspielstunden brauch ich ja keine mehr (lacht).

Sie standen von 2005 bis 2009 auch auf der Bühne des Zürcher Schauspielhauses, haben eine enge Bindung zur Schweiz. Treten Sie dort wieder mal auf?

Da müssen Sie den Intendanten fragen. Ah, der Name ist mir grad entfallen. Sie sehen mich sehr gern in Zürich. In der Kronenhalle oder in der Seerose. Ich habe Freunde in Zürich, meine beiden Kinder sind in Kilchberg zur Welt gekommen, ich habe drei Kinder, das andere ist Deutschschweizerin, aber auf Mallorca geboren.

Ein Kenner.

Ja, ich habe eine grosse Affinität zur Schweiz. Ich bin auch gern in der Lenzerheide, fahre da Downhill und bin begeisterter Berggänger. Theaterspielen in Zürich würde ich sehr gern, habe aber die Zeit dafür nicht. Die Theatermacher sollen bitte anrufen, schreiben Sie das!

Die dritte Staffel «The Girlfriend Experience» mit Oliver Masucci ist ab Sonntag, 2. Mai, bei blue Max und Sky Show verfügbar.