«Tatort»-Fans rätseln nach Tukur-Fall Hat Felix Murot eine Tochter?

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25.9.2022

Zum elften Mal ermittelte Einzelgänger-Kommissar Felix Murot in Wiesbaden. In der letzten Szene wurde offen gelassen, wie der Vaterschaftstest des lächelnden Ermittlers ausgefallen ist. Wird die Frage aufgelöst – und das erst in einem Jahr?

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25.9.2022

Felix Murot (Ulrich Tukur) ermittelte im «Tatort»-Krimi «Murot und das Gesetz des Karma» in einem Hotel – mit Anklängen an John le Carré-Agentenfilme und ein bisschen «Grand Budapest Hotel». Im Lauf der Handlung geriet eine Liebschaft des jungen Murot in den Fokus der Erzählung, aus der eine charmante Trickbetrügerin (Anna Unterberger) entsprungen sein könnte. Murot, der beziehungslose Freigeist, als Vater? Die letzte Szene des Films zeigt das Gesicht des Kommissars, das auf die Auswertung eines Vaterschaftstests blickt.

Der «Tatort» schliesst mit einem Lächeln Murots, das zwei Dinge bedeuten könnte: Er ist Vater – oder er ist es nicht. Blöd nur, dass die Filmemacher diesen Twist ein Jahr lang (oder auch für immer?) geheim halten könnten, da nur ein Murot-Film innerhalb von zwölf Monaten auf dem Programm steht. Was sagen die Verantwortlichen des Hessischen Rundfunks zu diesem fiesen Schachzug?

Worum ging es?

Nachdem Murot (Ulrich Tukur) einen Vortrag in einem Wiesbadener Hotel gehalten hatte, lernte er an der Bar die junge Eva (Anna Unterberger) kennen. Man trank ein Glas Rotwein zusammen. Der Kommissar gab sich, spielerisch aufgelegt, als Versicherungsvertreter aus und wurde Opfer von heimlich in seinem Rotweinkelch versenkten K.o.-Tropfen. Am nächsten Morgen wachte er ohne Erinnerung und Brieftasche in seinem Hotelzimmer auf.

Am Telefon erfuhr Murot von seiner Assistentin Magda Wächter (Barbara Philipp), dass in seinem Hotel ein toter IT-Fachmann auf seinem Zimmer gefunden wurde. Diesen Mann hatte man im Film schon zuvor konspirativ mit dem seltsamen Xavier (Thomas Schmauser) durch Hotelflure und Aufzüge schleichen sehen. Was hatten die beiden Männer vor – und warum endete das Leben des einen im Hotelzimmer?

Worum ging es wirklich?

Drehbuchautor Lars Hubrich verrät, dass er und Co-Autor Matthias X. Oberg (auch Regie) sich von Filmen über Trickbetrügerinnen inspirieren liessen. «Vor allem ‹The Grifters› von Stephen Frears und ‹Something Wild› von Jonathan Demme waren sehr hilfreich», verrät Hubrich, «weil in ihnen die Frauen treibende Figuren sind. Auch tonal waren diese Filme Vorbilder, weil sie etwas Spielerisches haben, das aber jederzeit auch in Gewalt kippen kann, sodass man sich als Zuschauer nie zu wohlfühlt, sondern immer eine latente Spannung da ist.»

Hubrich verrät zudem, dass es mal eine Drehbuchfassung gab, in der aufgelöst wird, ob Eva Felix Murots Tochter ist. «Aber der Regisseur hat sich jetzt für diese Variante entschieden.» Ob die Zuschauer damit klarkommen? In der «Tatort»-Geschichte findet sich immer wieder grosse Publikums-Unzufriedenheit bei nicht aufgelösten Rätseln. So «musste» der Münchener Fall «Die Wahrheit» von 2016 ein Jahr später eine Fortsetzung bekommen, weil der Mord im Film – nach einer wahren Geschichte – unaufgeklärt blieb.

Was hatte die letzte Szene zu bedeuten?

Autor Lars Hubrich möchte die Szene bewusst doppeldeutig verstanden wissen: «Dass Murot lächelt, kann natürlich einiges bedeuten: dass er froh ist, kein Vater zu sein, oder dass er froh ist, eine Tochter zu haben. Es gibt da mehrere Lesarten und Antworten, ich möchte da gar nichts vorwegnehmen.» Die Frage ist jedoch, ob und wann dieses Rätsel aufgelöst wird.

Dazu äusserte sich auf Nachfrage auch Jörg Himstedt, seines Zeichens «Leiter Fernsehspiel» beim Hessischen Rundfunk: «Das Ende haben wir offengehalten, damit jeder seine Einschätzung in die Mimik Murots hineininterpretieren kann. Lächelt er melancholisch, weil er erfahren hat, eine Tochter – diese Tochter – gewonnen zu haben, oder spiegelt sich in seinem Gesicht Erleichterung, keine Tochter zu haben. Wir fanden es ganz schön, diese beiden Optionen den Zuschauern und Zuschauerinnen zu überlassen.»

Wird die Tochter-Frage im nächsten Film aufgelöst?

Auch diese Frage möchte man beim HR derzeit nicht so gern beantworten. Klar ist nur, dass den nächsten Murot-«Tatort» andere Kreative verantworten. Auf die konkrete Frage, ob die 36-jährige österreichische Schauspielerin Anna Unterberger («Gundermann») bei der nächsten Folge wieder dabei ist, antwortete HR-Fernsehspielleiter Jörg Himstedt: «Wer weiss, ob wir Anna Unterberger nicht noch einmal brauchen können. Geplant ist das aber bisher nicht. Den nächsten Tukur-Tatort, bei dem Florian Gallenberger Buch und Regie übernimmt, werden wir im November 2022 drehen.»

Wie geht es mit Felix Murot und dem «Tatort» weiter?

Für seinen nächsten «Tatort», den Tukur im November unter der Regie von Florian Gallenberger dreht, ist noch nicht viel bekannt – ausser dass mit Alexandra Maria Lara, Präsidentin der Deutschen Filmakademie, ein sehr prominenter Gaststar mitwirken wird.

Ulrich Tukur, der im Sommer 65 Jahre alt wurde, zeigt sich jedoch im Interview mit «TV Digital» sehr begeistert vom neuen Stoff: «Das Ding hat es wirklich in sich», verriet er. Es sei mit das Beste, das er seit «Im Schmerz geboren» gelesen habe. Dieser Murot-Fall aus dem Jahr 2014 wurde mit der «Golden Kamera» und dem Grimme-Preis ausgezeichnet.

Gleichzeitig kokettierte Tukur in Interviews rund um seinen 65. mal wieder mit dem baldigen Ende seiner «Tatort»-Reihe: «Das Ganze wird sich ja biologisch irgendwann erledigen, denn mit 65 gehen Staatsbeamte nun mal auch in Pension und ein ‹Tatort›-Kommissar mit 96 ist nicht mehr richtig überzeugend.» Etwa zwei oder drei Filme, schätzt Ulrich Tukur, könne es aber noch geben.