Gleichstellung im Film Emma Thompson verlangt nach jungen Männern

Von Fabian Tschamper

19.1.2021

Emma Thompson im Film «The Children Act» aus dem Jahr 2017.
Emma Thompson im Film «The Children Act» aus dem Jahr 2017.
BBC Films

Die britische Schauspielerin Emma Thompson verurteilte jüngst die «schrecklich einseitigen» Liebesbeziehungen in Filmen. Sie wünscht sich mehr ältere Frauen mit jüngeren Männern – statt dem derzeitigen Gegenteil.

Es ist eine Doppelmoral und dies schon seit Jahrzehnten: Hollywood paart ältere Männer immer mit Frauen, die halb so alt sind wie sie selbst. Umgekehrt ist das nur äusserst selten der Fall.

«Es ist komplett in Ordnung für George Clooney – der im Übrigen ein toller Kerl ist –, jemanden zu haben, der 30 oder 40 Jahre jünger ist», sagte Thompson im Podcast «CultureBlast». «Wenn ich in einem Film eine Liebesbeziehung spielen soll, dann müssen sie jemanden exhumieren – ich bin jetzt 61 Jahre alt. Verstehen Sie, was ich meine? Es ist komplett unausgeglichen.»



Veranlasst darüber zu sprechen, hat sie wohl unter anderem ihr aktueller Film «Good Luck To You, Leo Grande». Darin spielt sie eine 55-jährige Witwe, die einen Callboy in seinen frühen Zwanzigern anstellt.

«Wenn die Leute bei ‹Leo Grande› nicht abgeneigt sind, eine 61-jährige Frau grösstenteils nackt zu sehen – und das mit einem sehr viel jüngeren Mann –, dann wird es richtig interessant. Bei solchen Dingen müssen wir weiterhin mutig sein», fügte die Britin hinzu.

Ein unterschätztes Problem

Die Kritik, dass männliche Schauspieler auf der Leinwand oftmals mit jüngeren Frauen gepaart werden, ist nicht neu. 2018 war der dreifache Oscar-Gewinner Daniel Day-Lewis im Film «Phantom Thread» mit einer 26 Jahre jüngeren Schauspielerin liiert. 2015 enthüllte Maggie Gyllenhaal, sie sei einst als romantisches Gegenstück zu einem 55-jährigen Schauspieler abgelehnt worden, sie wäre zu alt. Gyllenhaal war damals erst 37. Sogar im Klassiker «Casablanca» gab es schon einen solch herben Altersunterschied, Humphrey Bogart war 43 und Ingrid Bergman 24.

Jüngst gab es wiederum Schlagzeilen deswegen: Im neuen Netflix-Film «Mank» von David Lynch wird gar die Realität verdreht. Das Drama handelt vom Drehbuchautor von «Citizen Kane», Herman J. Mankiewicz, der vom 62-jährigen Gary Oldman verkörpert wird. Oldmans Filmfrau wird dabei von der 33-jährigen Tuppence Middleton gespielt – in der Realität war das Ehepaar Mankiewicz allerdings genau gleich alt.



Welche Filme wirken dem nun entgegen?

Wie zu Beginn erwähnt, ist eine Beziehung einer älteren Frau mit einem jüngeren Mann eine Seltenheit in Hollywood. In den Sinn kommt einem da der Film «Der Vorleser» (2008), in welchem es um die Liebesbeziehung zwischen einem jungen Mann und einer 21 Jahre älteren Frau geht.

Viel früher gab es dies allerdings auch schon – jedenfalls im Drehbuch: Dustin Hoffman spielte in «The Graduate» (1967) den College-Absolventen Benjamin Braddock, welcher nach erfolgreichem Abschluss nach Hause zurückkehrt. Er beginnt dann «verbotene» Beziehungen mit Mrs. Robinson und ihrer Tochter. Was offensichtlich einen grösseren Altersunterschied suggeriert, war in Wirklichkeit keiner. Hoffman war damals 30 Jahre alt, die Schauspielerin Anne Bancroft, die Mrs. Robinson verkörperte, war nur sechs Jahre älter.

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