Züri West live auf einer Dachterrasse der Berner Altstadt im Jahr 2004 - damals gab es die Rockband "erst" 20 Jahre. (Archivbild)
Züri-West-Frontmann Kuno Lauener 1993 in seinem Wohnzimmer. Im Bildband zur 40-jährigen Bandgeschichte heisst es dazu: "Téléjournal fatal: Kuno at Home, natürlich mit 'Coffee and Cigarettes'." (Archivbild).
Züri West 1989 auf der Bühne in der Mühle Hunziken: Gitarrist Peter von Siebenthal, Bassist Martin Gerber und Sänger Kuno Lauener (v.l.n.r). (Archivbild)
Eine Bandgeschichte namens «40 Jahre Züri West» - Gallery
Züri West live auf einer Dachterrasse der Berner Altstadt im Jahr 2004 - damals gab es die Rockband "erst" 20 Jahre. (Archivbild)
Züri-West-Frontmann Kuno Lauener 1993 in seinem Wohnzimmer. Im Bildband zur 40-jährigen Bandgeschichte heisst es dazu: "Téléjournal fatal: Kuno at Home, natürlich mit 'Coffee and Cigarettes'." (Archivbild).
Züri West 1989 auf der Bühne in der Mühle Hunziken: Gitarrist Peter von Siebenthal, Bassist Martin Gerber und Sänger Kuno Lauener (v.l.n.r). (Archivbild)
Zürich West melden sich mit zwei Büchern – dem lauten Bildband «Züri West» und dem ruhigen Textband «Klauener». Der Doppelband heisst «40 Jahre Züri West». Er erzählt eine Bandgeschichte und von der alternativen Berner Musikszene der 1980er-Jahre.
«Nüt wos git, git’s für immer», heisst eine Zeile im Züri-West-Song «Elvis». Vergangenes Jahr mussten Fans der Berner Band der Tatsache ins Auge sehen, dass dies auch für die Gruppe selbst gilt. Da erschien das aktuelle Album «Loch dür Zyt». Doch weil Frontmann Kuno Lauener an Multipler Sklerose erkrankt ist, gab es keine Tour mehr.
Aber Züri West sind noch da und melden sich mit zwei Büchern zu Wort: «Züri West» folgt der langjährigen Bandgeschichte, «Klauener» versammelt alle Songtexte, angereichert mit Zeichnungen und Collagen von Kuno Lauener.
Am Anfang steht der «Stinkkeller»
Das erste Buch ist ein chronologisch aufgebauter Bildband; er beginnt mit den Anfängen 1984 und nimmt seine Leserinnen und Leser mit bis ins Heute. Stationen sind die Releases, die jeweils von einem Text eingeleitet werden, der einordnet. So erzählen Züri West von ersten Proben in einem «Stinkkeller im Berner Kirchenfeldquartier». Oder vom Abschluss der «Love»-Tournee von 2018, bei dem auch die Musiker selber nicht wussten, dass dies das letzte Züri-West-Konzert sein würde.
Geschrieben hat die Texte der Berner Autor Samuel Mumenthaler. Er war Mitgründer und Schlagzeuger bei Züri West, bis er die Band 1985 verliess. Während die Texte kurzgehalten sind, wurde den Bildern viel Platz gegeben: Züri-West-Mitglieder und ihr Umfeld, abgelichtet auf der Bühne, in der Garderobe oder im Proberaum, und auch Konzertplakate und Tourneepläne sind abgedruckt. «Züri West waren immer umgeben von Fotografinnen und Fotografen», sagte Mumenthaler gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die 1200 Bilder, die es ins Buch geschafft haben, seien nur ein winziger Teil des vorhandenen Materials. Der Zürcher Grafiker Chris Eggli hat das Buch gestaltet.
Eigentlich gibt es schon den Podcast «8424 Züri West» (2023), der sich der Geschichte der Berner Rock-Band widmet. Journalist This Wachter und Sounddesigner Simon Meyer liessen darin eine Vielzahl von Stimmen rund um Züri West zu Wort kommen.
Auch eine Szenegeschichte
Das Buch kommt allerdings anders daher. «Wir wollten nicht einfach den Podcast in Buchform erzählen», so Mumenthaler. Vielmehr habe man die Geschichte strikt aus der Bandperspektive erzählen wollen. Mumenthaler führte Gespräche mit Sänger Kuno Lauener und Gitarrist Küse Fehlmann. Also mit jenen, die von Anfang an in der Band sind. «Die Arbeit war schon auch eine emotionale Angelegenheit, da ich ja auch einiges miterlebt habe», sagte Mumenthaler.
Im ersten Teil des Buches geben Texte und Bilder Einblick in die Berner Musik- und Besetzerszene der 1980er-Jahre. «Wenn die Szene mit Mund-zu-Mund-Propaganda zu spontanen 'Straf-Bars' irgendwo in der Stadt einlud, waren wir meistens dabei», heisst es einmal. Mit Straf-Bars wurden leerstehende Gelände kurzfristig besetzt und für eine Nacht als Konzertort oder für Partys genutzt. Somit erzählt das Buch «Züri West» auch eine Szenegeschichte. «Die Jugendbewegung und gesellschaftliche Umbrüche begleiteten Züri West immer schon – und umgekehrt», so Mumenthaler.
Genauso wichtig war, was gerade in der weiten Musikwelt gross war. Das liest sich oft, etwa über die Entstehung des wegweisenden Albums «Züri West» von 1994: «Seit einiger Zeit waren wir auf der Suche nach einem mächtigen, rockigen Drumsound, wie er die frühen Neunzigerjahre geprägt hat. Guns ›n’ Roses, Aerosmith, Nirvana gaben den Ton an.» Alles in allem ist «Züri West» ein wunderbar lautes Buch.
Songschreiber Lauener
Dagegen ist die Textsammlung «Klauener» der zurückhaltende Part. Noch mehr als Sänger ist Kuno Lauener schliesslich Songschreiber, der präzise Beobachtungen, bildhaftes Storytelling und berndeutschen Sprachwitz in einen oft melancholischen Grundton einzubetten weiss.
In Schreibmaschinenschrift sind die Songtexte, wieder chronologisch nach Album, aufgeführt und werden begleitet von skizzenhaft-figurativen Zeichnungen sowie von Collagen. Bei vielen Songtexten handelt es sich um originale Manuskripte auf kariertem Papier, an denen Kaffeekringel, handschriftliche Korrekturen und Gekritzel teilnehmen lassen an deren Entstehung. So ist «Klauener» die leise Ergänzung zum ersten Buch «Züri West»: Der Textband gewährt Einblick in das Werden der Worte, ohne sich in grossen Gesten zu verlieren.
Und so erzählt «40 Jahre Züri West» eine Bandgeschichte und einen Teil schweizerischer Popkultur – entsprechend gewichtig kommen sie daher: 4,3 Kilo wiegen beide Bücher zusammen.
vibu, sda