Film Geschichten über die vergessenen Träger am Säntis

sda

28.11.2024 - 07:00

Bei Wind und Wetter haben einst Träger alles auf den Säntis getragen, was die Wissenschaftler auf der Wetterstation zum Leben brauchten. An diese stillen Helden, die bei ihren Touren auch ihr Leben riskiert haben, erinnert nun ein bildgewaltiges Doku-Drama.
Bei Wind und Wetter haben einst Träger alles auf den Säntis getragen, was die Wissenschaftler auf der Wetterstation zum Leben brauchten. An diese stillen Helden, die bei ihren Touren auch ihr Leben riskiert haben, erinnert nun ein bildgewaltiges Doku-Drama.
Keystone

Ein Doku-Drama würdigt die Säntisträger: Mutige Männer, die einst die Wetterstation auf dem Berg in der Ostschweiz überhaupt ermöglichten. Der bildgewaltige Film «Hölde – Die stillen Helden vom Säntis» von Victor Rohner und Kuno Bont startet nun in den Kinos.

«Hier heroben», soll der ehrgeizige St.Galler Wissenschaftler Robert Billwiller auf dem Säntisgipfel geschwärmt haben, «reicht die Welt buchstäblich in den Himmel, und das Wetter ist zum Greifen nah». Ihm und einem seiner Kollegen ist es zu verdanken, dass dort 1879 eine ganzjährige Wetterbeobachtungsstation gebaut worden ist.

Im Schatten der Wissenschaftler lebten die stillen «Hölde», wie man im Appenzellischen sagt. Um sie geht es in diesem Film. Die Träger, die das Leben auf dem Säntis überhaupt möglich machten. Also das Leben jener Menschen auf der Wetterwarte, die monatelang in der Einsamkeit auf dem Gipfel lebten und ausharrten, um Daten in die Welt hinunter zu schicken. Ihre Versorgung übernahmen ganzjährig, bei Wind und Wetter, mutige Innerrhoder Bauern.

Sie buckelten drei Mal wöchentlich alles auf den Berg, was dort gebraucht wurde – oft unter Lebensgefahr. Viele kehrten nie ins Tal zurück, weil sie zwischen Säntis und Messmer, einer Alp im Alpstein, in eine Lawine gerieten oder abstürzten. Mit der Eröffnung der Säntis-Schwebebahn im Jahr 1935 gerieten die «Hölde» in Vergessenheit.

An Originalschauplätzen nachgespielt

Genau so wie der «Archetyp von Berg», wie es am Anfang des Films heisst, selber fasziniert, packen einen die Geschichten rund um den Säntis. Die Idee zum Film stammt von Regisseur Victor Rohner, der den Entscheid, ihn auch wirklich zu drehen, am Fusse des Mount Everest während eines Trekkings gefällt haben soll. Ein guter Entscheid: der bildgewaltige Film überzeugt von Anfang bis Ende.

Das ist unter anderem seiner Form zu verdanken. Im Doku-Drama werden Szenen an den Originalschauplätzen nachgespielt, Aussagen von Zeitzeuginnen und -zeugen vermittelt oder alte Fotografien gezeigt. Und der berühmte Säntismord 1922, bei dem ein Ehepaar auf dem Berg ums Leben kam? Ist hier eine von vielen Geschichten um den Wetterberg und seine «Hölde». Apropos: Für Kinos ausserhalb der Region existiert eine Fassung mit Untertiteln, auf dass die Helden auch verstanden werden.*

*Dieser Text von Nina Kobelt, Keystone-SDA, wurde mithilfe der Gottlieb und Hans Vogt-Stiftung realisiert.

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