Locarno Film FestivalDiese Schweizer Premieren werden noch zu reden geben
Fabienne Berner
7.8.2024
Noch nie flimmerten so viele Schweizer Filme in Locarno über die Leinwand. Ob Öko-Animationsfilm, Thriller mit KI-Superintelligenz oder Dokumentarfilm über Fremdenhass: Die Liste ist lang. blue News verrät, welche Produktionen du auf dem Schirm haben solltest.
Fabienne Berner
07.08.2024, 17:07
08.08.2024, 12:38
Fabienne Berner
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Die 77. Ausgabe des Locarno Film Festivals findet vom 7. bis 17. August 2024 statt.
Es werden insgesamt 50 Schweizer Filme und Koproduktionen gezeigt. Zum ersten Mal wird auch eine Schweizer TV-Serie uraufgeführt.
Die grosse Leinwand steht, die gelben Plastikstühle auf der Piazza Grande sind aufgereiht: Locarno ist bereit für die 77. Ausgabe des Locarno Film Festivals.
Über 50 Schweizer Filme und Koproduktionen werden dieses Jahr in Locarno erwartet. blue News stellt dir vier Schweizer Produktionen vor, die noch zu reden geben.
«Sauvages» von Claude Barras
Claude Barras' letztes Werk «Mein Leben als Zucchini» wurde 2017 in der Kategorie «Bester Animationsfilm» für die Oscars nominiert. Ist «Sauvages» die nächste Schweizer Oscar-Hoffnung?
In «Sauvages» bedrohen Holzfällerfirmen das Leben von Nomaden im Regenwald von Borneo. Gemeinsam mit einem kleinen Orang-Utan kämpfen zwei rebellische Kinder gegen die geplante Abholzung des Urwaldes.
Die Dreharbeiten zum Stop-Motion-Film fanden in einer ehemaligen Fabrik in Martigny statt. Das Budget belief sich auf knapp 13 Millionen Franken. Pro Tag wurde 30 bis 40 Sekunden Filmmaterial abgedreht, denn der Gesichtsausdruck der Puppen musste fortlaufend angepasst werden.
Claude Barras greift in «Sauvages» hochaktuelle Themen wie Naturschutz und die Unterdrückung von Indigenen auf. In den Deutschschweizer Kinos startet der Streifen voraussichtlich im Februar 2025.
Erstmals läuft am Filmfestival in Locarno auch eine Schweizer TV-Serie. Die ersten zwei Folgen der RTS-Koproduktion «Espèce Menacée» feiern ihre Weltpremiere am 10. August.
Worum geht’s? Ein Skigebiet ohne Schnee, eine verschwundene Braut, ein Paar in der Krise, Männer in einem Selbstfindungskurs, Murmeltierjäger und ein Gletscher in Gefahr: Die Zukunft einer Berggemeinschaft ist ungewiss.
In der 6-teiligen Serie spielen bekannte Persönlichkeiten aus der Westschweizer Comedy-Szene wie Vincent Veillon und Vincent Kucholl mit. An Humor sollte es also nicht fehlen. Die absurde Komödie um die fiktive Alpengemeinde Excelsior wurde 2023 im Wallis abgedreht.
Ob «Espèce Menacée» genauso durchstartet wie die Krimiparodie «Tschugger», die ebenfalls im Wallis spielt? Auf Play Suisse ist die Serie ab 10. August für 30 Tage zum Streamen verfügbar.
«Die wundersame Verwandlung der Arbeiterklasse in Ausländer» von Samir
In letzter Zeit hat Filmemacher Samir vor allem wegen Tweets zum Krieg im Nahen Osten von sich hören lassen. Nun läuft sein neuester Dokumentarfilm in Locarno ausserhalb des Wettbewerbs.
Samir widmet sich in «Die wundersame Verwandlung der Arbeiterklasse in Ausländer» dem Schicksal von Gastarbeiter*innen, die in den 1960er- bis 1980er-Jahren in die Schweiz kamen. Der Dokumentarfilm beleuchtet anhand von Interviews, Archivaufnahmen und Animationen das Aufkommen von Rassismus zur Zeit der Schwarzenbach-Initiative.
Im Film wird eine Computeranimationstechnologie verwendet, die aus dem Game-Bereich stammt. Ein digitaler Avatar von Samir zeigt ihn als Flüchtlingskind in Zürich. Ob diese Technologie mit konventionellen Animationen mithalten kann? AI lässt grüssen.
Simon Jacquemets Erstlingswerk «Chrieg» über Jugendliche in einem Erziehungscamp räumte 2014 diverse Preise ab. «Der Unschuldige» (2018) spielte im freikirchlichen Milieu und feierte am Toronto International Film Festival Premiere. Nun ist Jacquemet zurück mit einem Sci-Fi-Thriller.
«Electric Child» nimmt sich dem Thema KI an. Als sein neugeborener Sohn von einer seltenen Krankheit bedroht wird, schliesst ein verzweifelter Computerwissenschaftler einen Pakt mit einer komplexen KI. Dadurch wird eine gefährliche Kettenreaktion ausgelöst. Regisseur Simon Jacquemet sagt im Gespräch mit «Outnow»: «Die Frage ist, wie weit will man gehen mit der Technik und wohin das führen wird?»
Inhaltlich fordern Jacquemets Filme den Zuschauer heraus. Visuell dürfen wir uns auf atmosphärische Bilder freuen. Im international besetzten Film wird mehrheitlich Englisch gesprochen. Gefilmt wurde nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Deutschland und auf den Philippinen.
«Electric Child» feiert seine Uraufführung am Freitag, 9. August, auf der Piazza Grande. Der Deutschschweizer Kinostart ist noch nicht bekannt.
Infos zum weiteren Programm des Locarno Film Festival finden Sie hier.
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