Franken-Krimi im Check So «verkleidet» waren die prominenten «Tatort»-Gaststars

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1.5.2022

Im Franken-«Tatort» ging es um den Tod eines jungen Mannes, den jeder liebte. So verrückt wie der Plot war auch die Besetzung der Nebenrollen – mit prominenten Darstellenden, die kaum zu erkennen waren.

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Der achte fränkische «Tatort: Warum» begann mit einer geschmackvollen, weil liebevoll sanft inszenierter Bettszene sowie einem Mutter-Sohn-Telefonat. Zwei Szenen, aus denen – mit sanftem Folk-Pop unterlegt – hervorging, dass es sich beim gezeigten Protagonisten um einen geliebten Menschen handelte.

Allerdings war dieser Mensch nach der ungewöhnlichen Eröffnungssequenz tot – und ein tief melancholischer «Tatort» über die Trauer von Hinterbliebenen und ihrem Verlust nahm seinen Lauf. Dabei hätte man beinahe die prominenten Darstellenden hinter ungewöhnlichen Masken und in seltsamen «Outfits» übersehen.

Worum ging es?

IT-«Brain» Lukas Keller (Caspar Schuchmann) wurde ermordet – ein überaus freundlicher und von allen geliebter junger Mann, der eigentlich keine Feinde gehabt haben konnte. Zurück blieben die neue Freundin des Opfers (Julie Engelbrecht) sowie dessen getrennt lebenden Eltern (Valentina Sauca, Karl Markovics). Felix Voss (Fabian Hinrichs) und Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel), Ermittelnde im Fränkischen, fanden anfangs kein Motiv für die Tat, stiessen aber auf einen Fall, bei dem das Opfer auf sehr ähnliche Weise ums Leben kam.

Worum ging es wirklich?

Max Färberböck, der den Franken-«Tatort» 2015 erfand und bereits bei drei früheren Episoden auf dem Regiestuhl sass, schrieb mit Drehbuch-Stammpartnerin Catharina Schuchmann – kurioserweise die Mutter jenes Schauspielers, der das Opfer mimte – das Drehbuch und inszenierte. Den 71-jährigen Färberböck («Aimée & Jaguar») darf man getrost als traurigsten «Tatort»-Regisseur Deutschlands bezeichnen, denn in seinen Krimis geht es meist um den Umgang mit Verlust, Schuld und ähnliche Themen, die dabei oft komplexer und psychologischer durchleuchtet werden, als im Krimi üblich.

In «Warum» stellen Färberböck und Schuchmann die Frage, was ein offenbar sinnloser Mord mit jenen Angehörigen macht, die zurückbleiben. Mit dem älteren Ehepaar, das sein einziges Kind verlor? Mit der alleinerziehenden Mutter, die in einer neuen Liebe gerade neue Lebensfreude gewonnen hatte? Eine ungewöhnliche Herangehensweise für einen «Tatort».

Götz Otto, Ralf Bauer, Julie Engebrecht: Hast du sie erkannt?

Überraschend in diesem Krimi war die Besetzung tragender Nebenrollen: Neben der schönen Julie Engelbrecht als eher grau gezeichnete Frust-Mutter, waren auch der ehemalige Action-Teutone Hollywoods, Götz Otto (als verständnisvoller Unternehmer) sowie Ex-Surf-Schönling Ralf Bauer (als düsterer Obdachloser) komplett gegen den Typ besetzt. Vielleicht ja, um einen Hauch von Humor in dieser ungemein traurigen Geschichte unterzubringen.

Woher kennt man noch mal Ralf Bauer?

Der 1966 in Karlsruhe geborene Beau spielte von 1995 bis 1999 eine Hauptrolle in der ARD-Surfer-Serie «Gegen den Wind», eine Art deutsches «Baywatch» – und auch fast ebenso populär. Damals galt Bauer als einer der heissesten Typen Deutschlands, doch seine Schauspiel-Karriere versandete irgendwie im Nirwana. Apropos Nirwana: Bauer interessierte sich zunehmend für Yoga und veröffentlichte 2008 das Buch «Yoga – Unterwegs zu mir» über die Philosophie des tibetischen Yoga. Ralf Bauer setzt sich ausserdem für die Rechte der Tibeter in Tibet und den Exilländern ein. 2015 war er bei den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg als «Old Firehand» zu sehen.

Und was war noch mal mit Götz Otto?

Der 1967 in Offenbach am Main geborene Götz Otto wurde schlagartig bekannt, als er 1997 als Handlanger des Bösewichts Elliot Carver (Jonathan Pryce) im James-Bond-Film «Der Morgen stirbt nie» Pierce Brosnan das Leben schwer machte. Die Rolle machte aus dem 1,98 Meter grossen Hessen den Bad Guy im internationalen Film, wobei man auch in Deutschland für seinen Teutonen-Typus Verwendung fand: Otto spielte in Oliver Hirschbiegels «Der Untergang» den Sturmbannführer Otto (!) Günsche. Privat ist der 54-Jährige – wie im «Tatort» – ein Mann der Familie: Mit seiner Frau und vier Kindern lebt er in Krailling bei München, von dort kommt seine Frau. Ein sehr bodenständiger «Bösewicht», wie es scheint.

Wie geht es beim fränkischen «Tatort» weiter?

Dass es weitergeht, steht fest. Im Sommer werden Dagmar Manzel und Fabian Hinrichs für ihren neunten gemeinsamen «Tatort» vor der Kamera stehen. Jedoch sind bisher weder Titel noch Inhalt der nächsten Ermittlungs-Aufgabe von Ringelhahn und Voss bekannt. Ausgestrahlt werden könnte sie wiederum im Frühjahr 2023 – wenn der bisherige Ein-Jahres-Rhythmus des Franken-«Tatorts» beibehalten wird.