Adelsexperte Michael Begasse «Die Monarchie muss sichtbar sein, um eine Berechtigung zu haben»

Von Carlotta Henggeler

9.9.2022

Die Welt trauert um Königin Elizabeth. Der Altar in der St. Patrick Kathedrale in Melbourne, Australien, wurde zu ihren Ehren geschmückt. Ingesamt gehören 52 Länder zum Commonwealth, deren Staatsoberhaupt die Queen war. 
Die Welt trauert um Königin Elizabeth. Der Altar in der St. Patrick Kathedrale in Melbourne, Australien, wurde zu ihren Ehren geschmückt. Ingesamt gehören 52 Länder zum Commonwealth, deren Staatsoberhaupt die Queen war. 
Sam Tabone/Getty Images

Elizabeth II. war die grosse Integrationsfigur des Commonwealth. Was bedeutet ihr Tod für die Monarchie – und werden William und Harry nun wieder zueinanderfinden? Adelsexperte Michael Begasse schätzt die Lage ein. 

Von Carlotta Henggeler

9.9.2022

Der Tod der Queen löst auf der ganzen Welt Trauer aus. Eine düstere Zeit für Nachfolger-König Charles III. Er muss jetzt den Platz der beliebten, Oma-artigen Königin einnehmen. Er wird Oberhaupt des Commonwealth. Das sind 52 Staaten aus dem früheren britischen Empire. Dazu zählen unter anderem Kanada, Südafrika, Australien und Neuseeland. Charles III. ist quasi über Nacht Herrscher von rund 2,6 Milliarden Menschen geworden. 

Doch in der Vergangenheit gab es immer wieder Widerstand gegen die Monarchie, gegen die Krone. Erst kürzlich, als William und Kate auf Karibikreise waren. Viele Menschen in den früheren Kolonien wollen nicht mehr Teil davon sein. Und auch in Grossbritannien sind längst nicht alle pro Königshaus. Kostet die Monarchie den Steuerzahler schliesslich ganz schön viele Pounds

Kann König Charles III. das Imperium zusammenhalten? Adelsexperte Michael Begasse sagt im RTL-Podcast, dass es wohl schwierig werde. Begasse: «Die Monarchie muss sich die Frage gefallen lassen, ist sie noch zeitgemäss? Vor allem wird es schwierig mit diesen Ländern, die nicht Grossbritannien sind. Ein 18-jähriger Kanadier stellt sich die Frage: ‹Wieso ist mein Staatsoberhaupt ein alter Mann im fernen London?›»

Royal-Experte Michael Begasse
Michael Begasse

Die Verwendung des sendungsbezogenen Materials ist nur mit dem Hinweis und Verlinkung auf RTL+ gestattet.
RTL/Anna Thoma

RTL-Adelsexperte Michael Begasse: «Die Welt hat eine Jahrhunderts-Königin verloren.» Der deutsche Journalist arbeitet seit mehr als
25 Jahren für Fernsehen und Radio. Er ist bei RTL, n-tv und VOX der Fachmann, wenn es um royale Themen geht. Oder wie er sagt: «Ich bin der Glatzkopf mit den Königshäusern.» Begasse studierte Journalistik, Politikwissenschaften und Soziologie. Sein Buch heisst «111 royale Momente für die Ewigkeit», und erschien beim Emons Verlag. 

Diesen Part werden nun König Charles III. und Königsgemahlin Camilla übernehmen müssen. Zusammen mit William, Kate, allen Yorks und Sussexes: «Die Monarchie muss sichtbar sein, um eine Existenzberechtigung zu haben», meint Begasse dazu. Das heisst, König Charles III. muss die Ärmel hochkrempeln. Fertig Dolcefarniente im Garten und gemütlich Tee trinken. 

Fallen die Windsors auseinander?

Die Queen war nicht nur starke Monarchin und der moralische Kompass des Commonwealth. Sie war auch vierfache Mutter und Familienoberhaupt.

Nach den vielen Familiendramen im und um den britischen Königspalast fragt man sich: Werden sich die Royals nach dem Tod der Queen wieder vertragen?

Das Ableben der Königin bringt die verfeindeten Brüder William und Harry zwangsweise wieder zusammen. Vor 25 Jahren mussten sie als Buben hinter dem Sarg ihrer Mutter herlaufen, 2022 hinter dem ihrer Grossmutter. 

Gestern, Donnerstagabend, zeigte ich vor dem Buckingham-Palast in London ein Regenbogen. Ein Abschiedsgruss der Queen? 
Gestern, Donnerstagabend, zeigte ich vor dem Buckingham-Palast in London ein Regenbogen. Ein Abschiedsgruss der Queen? 
KEYSTONE

Michael Begasse: «Vielleicht ist das der Anfang einer Versöhnung», meint er bei RTL. Vielleicht sei der Regenbogen beim Buckingham-Palast wie ein letzter Gruss der Queen zu deuten. Eine Art Zeichen mit dem Wunsch an die beiden blaublütigen Geschwister: Bitte vertragt euch, findet der Königshaus-Kenner.