Lebenserhaltende Geräte abgeschaltet Schauspielerin Anne Heche ist tot

dpa

15.8.2022 - 06:03

Anne Heche bei einer Veranstaltung in Beverly Hills am 12. März 2022.
Anne Heche bei einer Veranstaltung in Beverly Hills am 12. März 2022.
Bild: Keystone/Invision/AP/Jordan Strauss

Nach ihrem schweren Unfall war Anne Heche noch an lebenserhaltenden Geräten angeschlossen. Nun sind sie abgeschaltet worden. Damit endet ein bewegtes Leben mit dramatischen Tiefen und Höhen.

15.8.2022 - 06:03

US-Schauspielerin Anne Heche ist an den Folgen eines schweren Autounfalls gestorben. Die 53-Jährige sei «friedlich von lebenserhaltenden Geräten abgekoppelt» worden, teilte ihre Sprecherin Holly Baird am Sonntagabend (Ortszeit) mit. Zuvor war Heche schon für hirntot erklärt worden. Doch blieb sie weiterhin an lebenserhaltenden Geräten angeschlossen, damit geprüft werden konnte, ob ihre Organe für eine Spende infrage kommen. Diese Prüfung dauerte neun Tage.

Am 5. August war Heche in einem Viertel im Westen von Los Angeles mit ihrem Auto in hohem Tempo in ein Haus gerast. Dabei brach ein Feuer aus, als die Schwerverletzte dort eingeklemmt im Wagen sass. Heche kam mit schweren Verbrennungen ins Krankenhaus. Wegen Lungenverletzungen sei sie auch auf ein Beatmungsgerät angewiesen. Später teilten ihre Angehörigen und Freunde mit, dass Heche eine «gravierende anoxische Hirnverletzung» davongetragen habe. Die Schädigung ist Folge einer anhaltenden Unterbrechung der Sauerstoffversorgung des Gehirns.

Die Polizei ermittelte gegen Heche wegen Fahrens unter Alkohol- oder Drogeneinfluss ein und fand Rauschmittel in ihrem Blut. Nachdem sie für hirntot erklärt worden war, wurden jedoch alle Ermittlungen zu den Umständen ihres schweren Autounfalls eingestellt.

Als Kind sexuell missbraucht

Heche zählte in den späten 90er Jahren zu den grössten Hollywoodstars. Im Krimidrama «Donnie Brasco» spielte sie an der Seite von Johnny Depp, in «Sechs Tage, sieben Nächte» stand sie mit Harrison Ford vor der Kamera, im Katastrophenfilm «Volcano» mit Stars wie Tommy Lee Jones und Don Cheadle. Bekannt war sie ausserdem aus TV-Serien wie «Chicago P.D.» und «Ally McBeal».

In ihren Memoiren «Call Me Crazy» (dt. «Nennt mich verrückt») von 2001 machte Heche ihren jahrelangen Kampf mit psychischen Problemen und eine von sexuellem Missbrauch überschattete Kindheit zum Thema. Damals sorgte auch ein TV-Interview für Aufsehen, in dem Heche in erschütternden Details berichtete, wie ihr Vater Donald Heche sich in ihrer Kindheit über Jahre hinweg an ihr vergangen habe. Derart extrem sei ihr Leid gewesen, erzählte sie, dass sie eine gespaltene Persönlichkeit entwickelt habe. Sie habe sich etwa vorgestellt, von einem anderen Planeten zu stammen.

Ihr Vater, ein nach eigenem Bekunden tiefreligiöser Mann, starb 1983 an den Folgen von Aids. In den letzten Tagen seines Lebens habe sie erfahren, dass er insgeheim homosexuell gewesen sei. Sein Unvermögen, seine Sexualität offen und ehrlich zu leben, habe seine Wut und sein zerstörerisches Verhalten angefacht, mutmasste die Schauspielerin.

Bruder starb bei Autounfall

Nicht lange nach dem Tod des Vaters starb ihr Bruder Nathan – einer ihrer vier Geschwister – bei einem Autounfall.

«Ich bin nicht verrückt. Aber es ist ein verrücktes Leben. Ich wurde in einer verrückten Familie gross und es dauerte 31 Jahre, das Verrückte aus mir herauszukriegen», erklärte Heche 2001 in jenem Interview mit TV-Journalistin Barbara Walters. «Ich trank. Ich rauchte. Ich nahm Drogen. Ich hatte Sex mit Leuten. Ich tat alles, um die Scham aus meinem Leben zu bekommen.»

In den 1990er Jahren war Heche mehrere Jahre mit dem Komiker und Schauspieler Steve Martin zusammen. Auf einer Oscar-Party verliebte sie sich 1997 in Talkshow-Moderatorin Ellen DeGeneres. Sie galten bald als eines der ersten offen homosexuellen Paare in Hollywood. Nach drei Jahren ging ihre Beziehung in die Brüche.

Gleichgeschlechtliche Beziehung als Karrierehindernis

Später sagte Heche, dass ihre Karriere während ihrer Liaison mit DeGeneres einen Dämpfer bekommen habe, da die Verantwortlichen in der Traumfabrik sich gescheut hätten, ihr Hauptrollen zu geben. Sie erinnerte sich auch, wie ihr Berater davon abgeraten hätten, sich von DeGeneres zur Premiere des Katastrophenfilms «Volcano» begleiten zu lassen. Heche scherte sich nicht darum, aber: «Man tippte uns auf die Schulter, setzte uns im dritten Teil des Films in ihre (DeGeneres') Limousine und sagte uns, dass man von uns bei der Pressekonferenz keine Fotos schiessen könne», berichtete Heche 2018 im Podcast «Irish Goodbye».

«Das ist ein trauriger Tag», twitterte DeGeneres bereits am Freitag in einer Reaktion auf Heches Schicksal mit. «Ich sende Annes Kindern, Familie und Freunden meine ganze Liebe.»

Von 2001 bis 2009 war Heche mit dem Kameramann Coleman Laffoon verheiratet, mit dem sie einen Sohn hatte. Ein weiterer Sohn ging aus ihrer Beziehung zu Schauspielkollege James Tupper hervor, mit dem sie für die TV-Serie «Men In Trees» vor der Kamera stand.

dpa