«Bittersüsser Abschied» RTL-Aushängeschild hört nach 32 Jahren auf 

tsch/Teleschau

22.8.2024

Er brachte den seriösen Nachrichtenjournalismus ins Privatfernsehen – nun nimmt RTL-Anchorman Peter Kloeppel nach 32 Jahren seinen Hut. Wie sich der Abschied als Moderator anfühlt, wie er auf seine Karriere zurückblickt und was er für die Zukunft plant, verrät der 65-Jährige im Interview.

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  • Peter Kloeppel verabschiedet sich nach 32 Jahren und über 4500 Sendungen als Nachrichtenmoderator von «RTL aktuell», wo er massgeblich zum seriösen Journalismus im Privatfernsehen beigetragen hat.
  • Er moderierte zahlreiche wichtige Ereignisse, darunter eine prägende siebenstündige Sondersendung am 11. September 2001, die als bedeutender Moment in der deutschen Fernsehgeschichte gilt.
  • Kloeppel plant, weiterhin im Fernsehen tätig zu sein, jedoch ohne tägliche Sendungen, und wird seinen Lebensmittelpunkt verstärkt in die USA verlagern.

Seriös, vertrauenswürdig, amtlich, nüchtern: Mit Peter Kloeppel verbanden die Fernsehzuschauer drei Jahrzehnte lang jene Eigenschaften, die man sonst vor allem den Öffentlich-Rechtlichen zuschrieb. Doch der RTL-Anchorman, der sich nun nach 32 Jahren und über 4500 Sendungen «RTL aktuell» verabschiedet, fühlte sich seinem Haus- und Hofsender die gesamte Karriere lang verbunden. Mehr noch: Er war es, der den seriösen Nachrichtenjournalismus ins Privatfernsehen brachte.

Vom Nachrichtenalltag, über die Begleitung zahlreicher Wahlen bis hin zu den unvergessenen sieben Stunden Sondersendung am 11. September 2001: Das Publikum belohnte sein Auftreten, das von Verbindlichkeit und unerschütterlicher Unbestechlichkeit zeugte, und wählte ihn mehrfach zum beliebtesten Newsmoderator des Landes.

Wenn er nun – gemeinsam mit seiner langjährigen Kollegin Ulrike von der Groeben – als Moderator seinen Hut nimmt, hinterlässt der 65-Jährige eine grosse Lücke im deutschen Fernsehen. Am Freitag, 23. August, um 18:45 Uhr moderiert er zum letzten Mal die Nachrichten bei RTL.

Herr Kloeppel, wie bereitet man sich nach über 30 Jahren emotional auf die letzte Sendung als Nachrichtenmoderator vor?

Mit der Frage, wann es für mich beruflich einem Ende entgegengeht, habe ich mich schon seit einigen Jahren befasst. Dass es rund um meinen 65. oder 66. Geburtstag herum stattfinden soll, habe ich schon vor längerer Zeit entschieden. Das hat gut hingehauen, und insofern kommt der Abschied für mich nicht so überraschend. Ich musste mich mental nicht noch einmal neu darauf einstellen, dass ich ab Freitag quasi arbeitslos bin (lacht). Ich freue mich drauf. Es ist bittersüss, aber gut, dass es selbstbestimmt abläuft – und so, wie ich mir einen Abschied vorstelle.

Haben Sie ein wenig Sorge vor Überraschungen am letzten Tag?

Ich rechne mal damit, dass es Überraschungen geben wird (lacht)! Aber ja, ich bin – was das angeht – eher der Kontrollfreak und wüsste schon gerne, was auf mich und Ulrike von der Groeben zukommt. Trotzdem sind wir in freudiger Erwartung. In der Sendung haben wir es noch einigermassen in der Hand. Danach allerdings nicht mehr – da soll es eine Feier geben ...

Haben Sie sich schon überlegt, was Sie zu Ihrer letzten Abmoderation sagen wollen?

Nein, das kommt wahrscheinlich erst am letzten Tag. Klar, man wälzt verschiedene Sachen hin und her. Ich kann aber definitiv sagen: Es wird keine apodiktische Rede oder etwas Finales geben. Es ist einfach viel Dankbarkeit dabei, dass wir so lange diesen tollen Job machen konnten, gesund geblieben sind und selbstbestimmt gehen können. Dass wir journalistisch arbeiten durften an Themen, die uns interessieren, und einen Sender im Rücken haben, der uns das alles ermöglicht hat. Möglich gemacht haben das letztlich auch die Zuschauer, die uns jeden Abend gern in ihre Wohnzimmer einladen.

Sie wurden mehrfach als beliebtester Nachrichtenmoderator ausgezeichnet, gern beschreibt man Sie als «Anker» oder mit Attributen wie «Verlässlichkeit». Finden Sie sich darin wieder?

Ja, darin finde ich mich wieder. Als Nachrichtenmoderator sollte man ja den Anker und die Ruhe im Sturm verkörpern. Man braucht einen Kompass und sollte wissen, was einem selbst und den Zuschauern wichtig ist. Mit sich selbst im Reinen zu sein bei der Auswahl, Bewertung und Beurteilung von Themen – das halte ich für wichtig, musste es mir zugegebenermassen aber auch erarbeiten.

Können Sie das ausführen?

Als ich mit der Moderation von «RTL aktuell» anfing, war ich 33. Damals herrschte eine ganz andere Lebenswelt um mich herum. Ich habe mir aber immer vorgenommen, diese Ruhe im Sturm zu sein – und mit den Jahren konnte ich das auch erfüllen. Heute, mit über 30 Jahren Moderationserfahrung, gehe ich mit deutlich mehr Gelassenheit und Ruhe an bestimmte Ereignisse und lasse mich nicht so leicht erschüttern.

Am 11. September 2001 begleiteten sie die Anschläge in New York über sieben Stunden live. Für Ihre Sondersendung wurden Sie vielfach prämiert, oft war die Rede von «Fernsehgeschichte», die damals geschrieben wurde. War dieser Tag auch für Sie eine Zäsur in Ihrer journalistischen Karriere?

Es war sicher insofern eine Zäsur, als dass wir von da an auch von vielen Kritikern wahr- und ernst genommen worden sind. Die haben einfach sehr schnell gemerkt, was wir an diesem Tag geleistet haben, wie wir ein Nachrichtenereignis von globaler Bedeutung angemessen abgebildet haben – und ich meine damit nicht nur mich, sondern das ganze Team bei RTL. Es war vielleicht auch für das deutsche Fernsehen eine Zäsur, weil es bis dahin keine so lange Livestrecke bei einem Breaking-News-Ereignis gegeben hatte. Ich war ja nicht der Einzige, die anderen kamen nur etwas später. Für mich persönlich war es gefühlt weniger eine Zäsur, weil ich wusste, was wir alles geleistet haben. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir mit «RTL aktuell» schon 17 Jahre lang gute Nachrichten gemacht. Das war nur ein weiterer Beleg dafür.

Sie haben angekündigt, dass Sie dem Fernsehen auch nach dem Ausstieg bei «RTL aktuell» nicht ganz den Rücken kehren werden. Ganz ohne können Sie also nicht?

Es macht mir einfach sehr viel Spass (lacht)! So freue ich mich, dass ich mit dem Format «Durchleuchtet» weitermachen kann. Dann werde ich bei der US-Wahl wahrscheinlich hier im Studio sein und kommentieren. Und wenn es ansonsten Bedarf gibt – dann stehe ich dafür auch zur Verfügung. Aber ich werde keine täglichen Sendungen mehr moderieren, und beileibe nicht mehr in der Schlagzahl On Air sein, wie ich das in den vergangenen 30 Jahren war.

Stattdessen wollen Sie Ihren Lebensmittelpunkt in die USA verlegen?

Meine Frau ist ja Amerikanerin und unsere Tochter lebt in New York. Wir haben in den USA schon ein Domizil und werden dort mehr Zeit verbringen. Ich muss nicht mehr so viel hin- und herfliegen. Das wird schön.


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