Kolumne am Mittag Erst Rammstein, nun Porno – Lindemann zieht knallhart durch

Von Gil Bieler

21.2.2020

Till Lindemann: Superstar, Musiker, Lyriker und vor allem Berufsprovokateur. 
Till Lindemann: Superstar, Musiker, Lyriker und vor allem Berufsprovokateur. 
Bild: Getty Images

«Till Lindemann schockiert mit Sex-Video», schallt es durch die Medien. Dabei treibt der Rammstein-Sänger bloss sein bewährtes Spiel mit der Provokation fort.

«Till The End» heisst der Clip, der gerade für Wirbel auf meinen geliebten Musikwebsites sorgt. Wer 3,99 Euro hinblättert, kann Till Lindemann, den Sänger der deutschen Rockband Rammstein, beim Matratzensport mit Damen bestaunen. So jedenfalls wird der Inhalt des Videos, das exklusiv auf dem Pornoportal Visit-X hochgeladen wurde, allerorts umschrieben.

Obwohl ich Lindemanns Musik ganz schick finde, Rammstein auch mehrmals live abgefeiert habe und das auch künftig tun werden – auf dieses Erwachsenenfilmchen eines 57-Jährigen habe ich jetzt nicht unbedingt gewartet. Ohnehin habe ich die Faszination, anderen beim Sex zuzusehen, nie richtig verstanden. Ob nun hundskomuner Porno oder «Kunstprojekt», als das Lindemann sein Werk verstanden haben will.

Hinzu kommt: Bei einem, der die Karriere von Lindemann/Rammstein länger verfolgt, bei dem wird sich auch kein «Schockmoment» einstellen. Die Deutschen sind nun einmal Berufsprovokateure durch und durch. Das gehört nun mal zur DNA der Band. Sextourismus, der «Kannibale von Rotenburg», Josef Fritzls Horrorkeller, Leni-Riefenstahl-Aufnahmen aus der Nazi-Zeit, alles war schon als Inspiration respektive zur Illustration recht. Und die Liste lässt sich beliebig fortführen.



Soll ich? Da wären noch Songtitel wie «Rein Raus» und «Pussy», nicht eben subtil. In Russland küssten sich die Musiker auf der Bühne, als Protestnote gegen das Verbot von «homosexueller Propaganda». Und live werden gerne mal überdimensionierte Spermakanonen abgefeuert, damit auch der Hinterletzte checkt, wie der fickrige Hase läuft. 

Mit seiner Zweitband, die schlicht Lindemann heisst und die der Sänger mit seinem Porno-Clip bewerben will, treibt er dasselbe Spiel fort. Schon die allererste Single «Praise Abort» war ein genussvolles Vor-den-Kopf-stossen von Abtreibungsgegnern.

Und so geht das dann halt weiter. Live wirft Lindemann neuerdings zerhackten Fisch ins Publikum, hab ich gelesen. Noch einen Tabubruch abgehakt.

Ein eigener Sexfilm? Bloss der nächstlogische Schritt. Von «Till Lindemann schockiert mit Sex-Video», wie nun zum Beispiel «Focus» getitelt hat, kann da echt nicht die Rede sein. Eher vom Courant normal. Und das dürfte so weitergehen. Und weiter und weiter und weiter.

Till the End.

Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr bei «Bluewin» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.

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