30 Jahre MauerfallJan Josef Liefers, Rammstein oder Inka Bause: Erfolg aus der DDR
dpa/che
9.11.2019
Ohne den Mauerfall wäre die heutige Unterhaltungsbranche um einiges ärmer. Ein Blick auf die Biografien vieler Stars und vor allem prominenter Schauspieler der Bundesrepublik offenbart eine DDR-Herkunft.
Ausgerechnet im westdeutschen Münster, der katholisch geprägten Universitätsstadt in Westfalen, gehört Jan Josef Liefers zum «Tatort»-Team. Geboren wurde der Schauspieler vor 55 Jahren auf der ganz anderen Seite der Republik, in Dresden, in einem Land, das es heute nicht mehr gibt: in der DDR. Liefers gehört heute zu den beliebtesten TV-Promis. Und es fällt 30 Jahre nach dem Mauerfall auf, dass viele von Deutschlands populärsten Film- und Fernsehstars aus dem Osten kommen.
Eine gängige These lautet, dass Deutschlands Politik und Wirtschaft von Wessis dominiert würden. Als Gegenentwurf dazu liesse sich die These aufstellen, dass viele der bekanntesten Gesichter und Stimmen der Unterhaltungsbranche aus dem Osten Deutschlands stammen.
Es geht hier nicht um ausgebürgerte oder übergesiedelte Promis wie Manfred Krug, Winfried Glatzeder und Nina Hagen und auch nicht um die früheren Stars des DFF, des staatlichen DDR-Fernsehens, also Leute wie Wolfgang Lippert, Karsten Speck und Gunther Emmerlich, die mehr oder weniger auch Karriere im wiedervereinigten Deutschland machten.
Inka Bause, Carmen Nebel, Kai Pflaume, Sido …
Die Rede soll hier sein von Menschen, die ihre ersten Jahrzehnte oder auch nur Kinderjahre in der DDR erlebten und nach der Wende und Wiedervereinigung gesamtdeutsch oder gar international durchstarteten. In der Musikbranche gehören dazu die Musiker von Rammstein, Tim Bendzko, der Rapper Sido und die Magdeburger Zwillinge Bill und Tom Kaulitz von Tokio Hotel, bei den Fernsehmoderatorinnen und -moderatoren Inka Bause, Carmen Nebel und Kai Pflaume.
Eine Liste von bekannten ostdeutschen Schauspielerinnen und Schauspielern gerät rasch sehr lang: Neben Jan Josef Liefers gehören auch dessen Frau Anna Loos sowie die gebürtigen Dresdner Claudia Michelsen, Cornelia Gröschel und Martin Brambach dazu, ebenso die bei Potsdam aufgewachsenen Schwestern Anja Kling und Gerit Kling, die in Erfurt geborene Yvonne Catterfeld oder auch Sandra Hüller und Corinna Harfouch, die beiden im thüringischen Suhl geboren wurden.
Auch Matthias Schweighöfer
Aus Leipzig stammen Maria Simon und Simone Thomalla, Sven Martinek dagegen kommt aus Magdeburg und Sylvester Groth aus Jerichow in Sachsen-Anhalt. Charly Hübner kam in Neustrelitz in Mecklenburg-Vorpommern zur Welt, Devid Striesow in Bergen auf Rügen und Matthias Schweighöfer in Anklam nahe der Insel Usedom.
Anfang der 80er-Jahre in Ost-Berlin geboren wurden Filmstars wie Karoline Herfurth, Tom Schilling, Alexander Fehling, Friedrich Mücke und Nora Tschirner. Zur Wende schon Teenager oder älter waren die gebürtigen Ost- Berliner Jördis Triebel, Ronald Zehrfeld, Fritzi Haberlandt, Milan Peschel, Lina Wendel und Pierre Sanoussi-Bliss.
Schon zu DDR-Zeiten ein Theaterstar waren Michael Gwisdek und Peter Kurth, ebenso wie der spätere «Landarzt» Walter Plathe und «In aller Freundschaft»-Chefarzt Thomas Rühmann. Die heute in Franken ermittelnde «Tatort»-Kommissarin Dagmar Manzel spielte eine unglücklich Verliebte im Defa-Schwulendrama «Coming Out», das am Abend des Mauerfalls 1989 in Berlin (Ost) Premiere feierte.
Billige Löhne
«Nach der Wende wurden viele handwerklich sehr gut ausgebildete Ostschauspieler zu extrem niedrigen Gagen eingekauft, einfach weil sie überhaupt keine Ahnung vom westdeutschen Filmmarkt hatten», erklärt die in der DDR geborene Künstleragentin und Managerin Ute Bergien in Berlin. «Das war für viele derjenigen, die heute prominent sind, ein Einstiegsgarant, ohne den so manche Karriere anders verlaufen wäre.» Die Schauspielerausbildung der DDR an nur wenigen Stellen wie der renommierten Ernst Busch in Berlin (Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch) und der Potsdamer Filmhochschule HFF (heute Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf) sei streng reglementiert, aber eben auch exzellent gewesen, betont Bergien.
Nur Talent
Der Schauspieler Thorsten Merten, bekannt geworden mit Filmen von Andreas Dresen («Halbe Treppe», «Halt auf freier Strecke»), erläutert seine Vermutung zum Thema: «Auf Bildschirm und Leinwand entsteht der Eindruck, dass Schauspieler mit ostdeutschem Geburtsort nicht so unterrepräsentiert sind, wie wir es von prominenten Berufen in anderen Bereichen kennen. Das könnte daran liegen, dass ein Schauspieler kein grosses Erbe oder elterliches Netzwerk braucht, sondern nur sich und sein Talent.» Und vielleicht liege es auch daran, sagt der im thüringischen Ruhla geborene Merten, dass in den vergangenen 30 Jahren unzählige Drehbücher über die DDR – oft erdacht und angeschoben von Westdeutschen – verfilmt wurden. «Diese manchmal mehr, oft auch weniger gelungenen Storys bedurften auch einer Beglaubigung durch ostdeutsche Gesichter.»
Ansonsten ist Merten, den Millionen als Kommissariatsleiter aus dem Weimarer «Tatort» kennen, aber Realist: «Ähnlich wie die Grundbücher von Prenzlauer Berg, Mitte und Friedrichshain in Berlin sind auch die Häuptlingsposten der Filmwirtschaft überwiegend in westdeutscher Hand.» Insgesamt gehe es sowieso nur um die wenigen Schauspieler, die oft im Film präsent sein dürfen. «Das Gros der ausgebildeten Mimen schafft es aber meistens kaum, mit der Schauspielerei die Miete zu verdienen. Und das ist die eigentliche Scheisse.»
Nichts für schwache Nerven: Die bizarrsten Leichenfunde beim «Tatort»
Der Leichenfund im Falke-«Tatort: Zorn Gottes» dürfte zu den bizarrsten in der Geschichte der Reihe zählen. Die Leiche des Flugreisenden Asis Berhan (Neil Malik Abdullah) ist aus grosser Höhe aus einem Flieger gefallen. Wir haben nachgeschaut und die denkwürdigsten «Fundstücke» in einer Galerie aufgebahrt.
Bild: Bild: NDR / Marion von der Mehden
Zum Beispiel dieses hier, vielleicht erinnern Sie sich: Der «Tatort: Du gehörst mir» lief vor einigen Wochen. Ein Bodybuilder wurde überfahren und verbrannt. Auto und Leiche scheinen zu einer Art Skulptur verschmolzen. Die Ludwigshafener Ermittler (von links: Andreas Hoppe, Ulrike Folkerts, Lisa Bitter, Peter Espelover) schauen sich am Tatort, einem Parkhaus, um.
Bild: Bild: SWR / Alexander Kluge
Da schau her! Schlüpfriger war wahrscheinlich kein Leichenfund der «Tatort»-Geschichte. Der Musikmanager Udo Hausberger (Peter Karolyi) wurde nackt und stranguliert in pikanter Pose gefunden. Die Wiener Ermittler Bibi Fellner (Adele Neuhauser) und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) glauben zunächst an einen Sex-Unfall.
Bild: Bild: ARD Degeto / ORF / Petro Domenigg
Sie gehört zum «Tatort» wie Vorspann und Titelfanfare: die Stippvisite im Leichenschauhaus. Die niedersächsische LKA-Frau Lindholm (Maria Furtwängler) informiert sich hier bei Gerichtsmediziner Hans Jepsen (Niels Bormann) über das Mordopfer. Die zweite «Leiche» im Hintergrund ist allerdings fast noch interessanter, sie wird von Kai Diekmann gespielt, dem damaligen Chefredakteur der «Bild» und heutigen Herausgeber der Publikationen der «Bild»-Gruppe. Wie sich leider (oder zum Glück) nur im Film zeigt, hat der Maskenbildner gerade im Bauchbereich bei ihm Erstaunliches geleistet.
Bild: Bild: NDR / Frederic Batier
Nur gut, dass das Geruchsfernsehen noch nicht erfunden ist: Die Berliner Robert Karow (Mark Waschke, Mitte) und Nina Rubin (Meret Becker, rechts) wurden im «Tatort» mit dem passenden Titel «Ätzend» zu einem Säurefass gerufen, in der eine halb zersetzte Leiche schwimmt. Später fingert Karow auf dem Seziertisch einen Herzschrittmacher aus dem Glibberkorpus. Prost Mahlzeit!
Bild: Bild: RBB / Volker Roloff
Resozialisierung: fehlgeschlagen! Bezeichnenderweise in einem Stuttgarter Müllcontainer wird die Leiche des Vergewaltigers und Mörders Jörg Albrecht (David Bredin) gefunden. Der gerade aus der Haft entlassene Kriminelle hat seinen ersten Tag in Freiheit nicht überlebt.
Bild: Bild: SWR / Stephanie Schweigert
Abfallszenarien sind bei den «Tatort»-Machern durchaus beliebt. Einen starken Magen brauchte man für das Debüt der Berlin-Ermittler Robert Karow und Nina Rubin. Die Leichenteile einer zerstückelten und ausgeweideten Drogenkurierin werden in einer Mülldeponie sichergestellt. Viel Luft nach oben haben sich die Macher in Sachen Gewaltdarstellung da nicht gelassen.
Bild: Bild: RBB / Frédéric Batier
Wenn aus Bierleichen echte Leichen werden: An der U-Bahn-Station Marienplatz fällt dem Münchner Kommissar Leitmayr (Udo Wachtveitl, hinten), der auf dem Weg in die Ferien ist, ein italienischer Tourist auf. Dass der Wiesnbesucher nicht betrunken ist, sondern betäubt wurde und später verstirbt, kann der Kommissar da noch nicht ahnen.
Bild: Bild: BR / Wiedemann Berg Television / Bernd Schuller
«Borowski und der brennende Mann» ist dieser Kieler «Tatort» betitelt, was exakt die eine Szene beschreibt, die sich beim Zuschauer, nun ja, «einbrennt». Der Schulleiter Michael Eckart stürzt lichterloh entflammt aus den Unterrichtsräumen und bricht tot zusammen.
Bild: Bild: NDR / Marion von der Mehden
In der bisweilen exzentrischen Bodensee-Folge «Chateau Mort» wird Kommissar Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) in ein finsteres Verlies eingesperrt, dort ist er nicht allein. Sein Leidensgenosse, ein Revolutionär aus den Zeiten des Vormärz, ist aber schon gut 150 Jahre tot. Am Ende klärt der Kommissar en passant auf, wer den Freischärler auf dem Gewissen hat - satte anderthalb Jahrhunderte nach der Tat. Wahrscheinlich «Tatort»-Rekord.
Bild: Bild: SWR / Martin Furch
Nicht nur menschliche Leichenfunde halten die «Tatort»-Kommissare auf Trab, manchmal ist es auch ein (fast) verendeter Vierbeiner. In Ludwigshafen ging dereinst ein sadistischer Pferderipper um, der sein Opfer schwer verletzt und leidend zurückgelassen hatte. Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) setzt zum Gnadenschuss an.
Bild: Bild: SWR / Alexander Kluge
Wie Sie sehen, sehen Sie nichts! Auch das gab's beim «Tatort»: einen Leichenfund ohne Leiche. Wie Kriminaltechniker Menzel (Maxim Mehmet, vorne) den Leipziger Hauptkommissaren Saalfeld (Simone Thomalla) und Keppler (Martin Wuttke) erklärt, ist ein Mann mit Phosphor in Berührung gekommen und dabei nahezu rückstandslos verbrannt.
Bild: Bild: MDR / Junghans
«Es ist böse» ist einer der abgründigsten und blutigsten «Tatorte» aller Zeiten: Ein perverser Frankfurter Serienkiller metzelt Prostituierte nieder. An den Tatorten sieht es aus wie auf einem Schlachtfeld. Die Hauptkommissare Mey (Nina Kunzendorf) und Steier (Joachim Król, rechts) sind ziemlich fassungslos, und das ist man als Zuschauer auch. Umso mehr, wenn man weiss, dass die Folge auf einer authentischen Mordserie im Raum Bremen basiert.
Bild: Bild: HR / Johannes Krieg
Nicht immer gelingt es den «Tatort»-Ermittlern, ihre Leichen am Stück sicherzustellen. Oft kommen ihnen auch erst mal nur Leichenteile unter. So wie hier in Münster, als Professor Boerne (Jan Josef Liefers, rechts) eine mausgraue Mauke inspiziert. Zufälle gibt's: Den Rechtsmediziner erinnert der abgetrennte Fuss wegen einer seltenen Zehenfehlstellung an eine alte Klassenkameradin. Alberich (ChrisTine Urspruch) kann da nur staunen, Thiel (Axel Prahl) dreht sich der Magen um.
Bild: Bild: WDR / Thomas Kost
Skurril? Surreal? Oder geht das zu weit für einen «Tatort»? Der Kieler Kommissar (Axel Milberg) steht in der Folge «Borowski und der vierte Mann» vor einem besonders schaurigen Rätsel der Sorte: «Jetzt bloss nicht den Kopf verlieren!» Wer sich so etwas Makaberes ausdenkt? Natürlich ein Schwede! Die Drehbuchidee stammte seinerzeit vom inzwischen verstorbenen Krimiautor und «Wallander»-Erfinder Henning Mankell.
Bild: Bild: NDR / Marion von der Mehden
Und noch mal Stückwerk. Seien Sie froh, dass Sie nicht sehen müssen, was dem armen Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) am Ufer des Münsteraner Aasees so schwer auf den Magen schlägt: eine Leiche ohne Kopf. Den Rechtsmediziner Professor Karl-Friedrich Boerne kann so ein Anblick freilich nicht mehr schocken.
Bild: Bild: WDR / Michael Böhme
Tatwaffe: Silberbesteck. Die Münchner Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl, rechts) staunen nicht schlecht über das, was sich ihnen in der Folge «Nicht jugendfrei» bietet: Der Apotheker Karl Kreuzer wurde mit einem Kaffeelöffel erstochen, den ihm der Täter ins Ohr gerammt hat.
Bild: Bild: BR / Bavaria Film / klick / Christian A. Rieger
Zum Abschluss der Galerie noch etwas ganz Besonderes, eine mörderische Performance: Die Kunststudentin Viktoria Schneider hängt im Engelsgewand von der Decke ihres Installationsraumes. Die Saarbrücker Ermittler Stefan Deininger (Gregor Weber, links), Franz Kappl (Maximilian Brückner) und Rhea Singh (Lale Yavas) begutachten das schaurig-schöne Kunstwerk.
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