Kolumne am Mittag Beyoncé – eine Lichtgestalt

Von Gil Bieler

8.9.2020

Talentiert, sexy und erfolgreich: Beyoncé bei der Verleihung der Grammy-Awards 2017.
Talentiert, sexy und erfolgreich: Beyoncé bei der Verleihung der Grammy-Awards 2017.
Bild: Keystone

Beyoncé ist eine Überfliegerin, das ist unbestritten. Ein Star, der sogar andere Stars ganz nervös macht. Dass es so gekommen ist, ist kein Zufall. Eine Huldigung an die Königin der Popmusik.

Katy Perry kann sich glücklich schätzen. Die Popsängerin ist vor Kurzem erstmals Mutter geworden. Und als wäre die Mutterschaft allein nicht schon ein Segen, hat Perry ein Blumenarrangement erhalten – von niemand Geringerem als Beyoncé. Ein Ritterschlag!

Für all jene, die die letzten Jahre unter einem Stein gefangen waren: Beyoncé ist nicht irgendein Promi, nein, sie ist ein Star unter Stars. Andere Showbiz-Grössen berichten jeweils ganz aufgeregt, wenn sie an einer Preisverleihung «Queen Bey» erspäht haben. Oder ganz konkret: Würde Roger Federer auf Beyoncé treffen, wäre er es, der schüchtern stammelnd um ein Selfie bitten würde – und nicht umgekehrt.

Ihr neuester Coup, der exklusiv auf Disney+ veröffentlichte Musikfilm «Black Is King», kommt bei den Kritikern auf sagenhafte 98 Prozent positive Bewertungen. Das sind Zustimmungswerte, von denen selbst ein Lukaschenko nur träumen kann!

Wieso Beyoncé und nicht Kelly Rowland?

Jetzt fragt sich natürlich, wieso das eigentlich so ist: Wieso ist ausgerechnet Beyoncé, die in den 2000er-Jahren nur eines von vielen Popsternchen war, in überirdische Sphären aufgestiegen? Und nicht ihre Kolleginnen Kelly Rowland und Michelle Williams, mit denen sie in der Gruppe Destiny’s Child ihre ersten Erfolge gefeiert hat?

Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum Beispiel waren Destiny’s Child zwar eine Band, aber auch als Vehikel für Beyoncés Karriere gedacht. Ihr Vater Mathew Knowles war nicht umsonst Manager der Gruppe – natürlich kam das eigene Töchterchen da am besten weg.

Dann ist da noch die Ehe mit Jay-Z. Die beiden sind ziemlich sicher das derzeit erfolgreichste Paar der Musikwelt. Das «Forbes»-Magazin hat berechnet, dass Jay-Z es 2019 als erster Rapper zum Milliardär brachte. Dass er Beyoncés ersten Hit als Solokünstlerin, «Crazy In Love», mit einem Gastauftritt veredelte, versteht sich von selbst.

Doch mit ihren privaten Verbindungen allein lässt sich der Aufstieg der Texanerin natürlich nicht erklären. Beyoncé, so heisst es in einer Huldigung beim Magazin «Vox» ehrfürchtig, sei «eine Naturgewalt». Normalerweise seien Popstars entweder gute Sängerinnen oder gute Tänzer. Jennifer Lopez etwa tanze famos, habe aber keine überragende Stimme. Katy Perry habe «nie zu tanzen gelernt».

Beyoncé dagegen brilliert in beiden Disziplinen: Man muss sich nur mal ihre ausgefeilten Choreografien während ihrer Auftritte ansehen.

Keine tanzt besser als Beyoncé.

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Dann gilt bei Beyoncé natürlich auch die uralte Showbuisness-Regel: Sex sells. Die Texanerin verfügt über Sexappeal und weiss diesen einzusetzen. Sinnlich, versteht sich, nicht plump.

Hinzu kommt, dass sie ihre PR-Arbeit so gut macht wie kaum jemand sonst. In einer Zeit, in der sich Musiker gegenseitig mit spektakulären Aktionen übertrumpfen müssen, um auf ihr neues Album hinzuweisen, wählt die 39-Jährige den anderen Weg: Sie veröffentlichte ihr Album «Beyoncé» 2013 völlig ohne Vorankündigung, ebenso «Lemonade» von 2016. Beide wurden von Fans wie Musikpresse wie Geschenke vom Pophimmel angenommen.

Ein mystisches Wesen

Und: Beyoncé macht sich rar. Sie hat es nicht mehr nötig, ein Interview zu geben, wenn sie nicht mag. Eine Homestory in der «Schweizer Illustrierten»? Weit unterhalb ihres Niveaus. Angebliche Eheprobleme mit Jay-Z sprach sie nicht in der Presse an, sondern direkt via Message auf ihren Social-Media-Kanälen. Und danach auf «Lemonade».

So entrückt Beyoncé dem gemeinen Promifussvolk immer weiter, wird zu einem mystischen Wesen. Comedian John Oliver etwa schwärmte einmal lang und breit vor, wie aufregend es gewesen sei, bei den Arbeiten zum 2019er-Remake von «König der Löwen» im selben Raum wie sie gewesen zu sein – wenn auch nicht gleichzeitig. Bei einem Fotoshooting sei jene Stelle markiert gewesen, an der später Beyoncé posieren würde. «Allein schon die künftige Anwesenheit von Beyoncé war einschüchternd!», erklärte er. 

So setzt sich das Trara um Beyoncé, die Lichtgestalt, wie ein Naturgesetz fort, dem sich keiner entziehen kann. Auch dieser Kolumne fehlt – Sie haben es bemerkt – jegliche kritische Distanz. «Beyoncé Knowles-Carter herrscht als Königin über die Popmusik der Gegenwart», stellt die «Zeit» fest. Das Magazin «laut.de» analysiert: «Beyoncé geht nicht einfach auf die Bühne, Beyoncé erscheint. (...) Beyoncé singt nicht ins Mikro, Beyoncé hat die Gnade, die Welt an Tönen teilhaben zu lassen, die sie in selbige setzt.» 

Und wenn sie wollte, könnte Beyoncé sich eigenmächtig zur Herrscherin des Universums ernennen. Ach, was könnten wir uns alle glücklich schätzen!

Genau so reagieren Menschen, die unvorbereitet auf Beyoncé treffen.

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Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «Bluewin» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.

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