Kolumne am Mittag Nena, Udo Lindenberg und ein bisschen Achselhaar

Von Bruno Bötschi

3.9.2020

1982 zeigte die Sängerin in der TV-Sendung «Musikladen» ihre unrasierten Achseln. Der Auftritt löste eine Kontroverse in den Medien aus.
1982 zeigte die Sängerin in der TV-Sendung «Musikladen» ihre unrasierten Achseln. Der Auftritt löste eine Kontroverse in den Medien aus.
Bild: Keystone

An glatte Achselhöhlen sind wir gewöhnt. Jetzt versuchen prominente Frauen zu ändern, was Sängerin Nena bereits 1982 zeigte. Achselhaare sollen nicht nur schön, sondern auch ein politisches Statement sein.

Gestern Abend – ich schaute gerade den Film «Lindenberg!» – musste ich an Sängerin Nena denken. Nena und Udo Lindenberg sollen vor Jahren ein bisschen zusammen geturtelt haben.

«Das war sehr witzig und ist und bleibt geheim», erzählte der Sänger Anfang Jahr in einem Interview mit dem «Playboy». «Nena ist ne Hammerfrau aus Oberammergau. Mehr kann ich nicht sagen.»

Im Film über Lindenbergs Leben gibt es zwei Schwimmbad-Szenen, in denen die (aufgeklebten?) Achselhaare von einer Turmspringerin jeweils einen Moment lang zu lang gezeigt werden. Ich nehme nicht an, dass diese Szene eine Reminiszenz an Nena ist. Obwohl, möglich wäre es ja …

«Nena, we love your Achselhaar!»

Bei den Hardcore-Nena-Fans hat es längst geklingelt: 1982 zeigte die Sängerin in der TV-Sendung «Musikladen» ihre unrasierten Achseln.

Der Auftritt löste eine Kontroverse in den Medien aus. Bei Konzerten in den USA und England wurde das «deutsche Fräuleinwunder» fortan von schwärmenden Fans mit Spruchbändern mit der Aufschrift «Nena, we love your Achselhaar!» begrüsst.

Das US-amerikanische Modemagazin «Harper's Bazaar» schlug bereits 1915 den Frauen vor, die «unanständigen» Haare zu entfernen, bevor Frau sich dem Tanz oder anderen Ausschweifungen hingeben wolle.



In den 1980er-Jahren dann ein Sinneswandel: Während der Bewuchs bei Männern achselzuckend als «normal» hingenommen wurde, wertete die Medienwelt das Ganze bei Nena als Ausdruck von Rebellion und Unangepasstheit.

Ein veritabler Shitstorm

Wegen ein paar verschwitzter Achselhärchen gleich von Rebellion sprechen? Na ja, so weit würde ich jetzt nicht gehen.

Eigentlich sollten ein paar Haare längst keine Sensation mehr sein. Wie kontrovers das Thema aber bis heute diskutiert wird, zeigt ein Werbefoto, das Nike im vergangenen Jahr auf Instagram postete. Darauf zu sehen: Model Annahstasia Enuke in Sport-BH und mit Flaum unter ihren Achseln. Resultat: ein veritabler Shitstorm.

In letzter Zeit lassen gerade jüngere Frauen vermehrt ihre Achselhaare wachsen (manche färben sie auch) – und präsentieren das Resultat auf Instagram. Als Statement für die Akzeptanz des eigenen Körpers und gegen den «wahnwitzigen Rasurkult», der vor allem Frauen unter Druck setze. Denn Achselhaare sind nicht nur schön, sondern ein politisches Statement. Auch Miley Cyrus und Madonna sollen den Rasierer bereits aus der Hand gelegt haben.

Und mein haariges Fazit? Ich finde, jede und jeder soll unter der Achsel nach seiner Fa­çon selig werden. Aber einen Tipp habe ich für jene, die es spriessen lassen:

Bitte gut gepflegt – so wie Nena es in den 1980er-Jahren auch getan hat.

Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «Bluewin» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.

Zurück zur Startseite