«Tatort»-Check Ist Fleischkonsum tatsächlich gefährlich?

tsch

15.10.2023

Im Wiener «Tatort: Bauernsterben» bekamen es das Ermittlerduo mit skrupellosen «Schweineunternehmern» und radikalen Tierschützern zu tun. Doch was lernte man daraus – und warum ist billiges Fleisch unethisch und ungesund?

tsch

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Ein erschlagener Fleischunternehmer rief im Wiener «Tatort: Bauernsterben» die Ermittler Eisner (Harald Krassnitzer) und Fellner (Adele Neuhauser) auf den Plan.
  • Der TV-Krimi erzählte auf mehreren Ebenen von der Fleischproduktion und dem Verzehr desselben.
  • Im Vergleich mit den Nachbarländern Deutschland und Österreich verzehren Schweizer*innen jährlich weniger Kilogramm Fleisch pro Kopf.

Wenn der Österreicher sein Fleisch nicht mehr hätte, gäbe es immer noch die Mehlspeisen.

Doch Spass beiseite: In der Alpenrepublik isst man gerne vom Tier. Aber ist der Fleischkonsum dort tatsächlich höher als in Deutschland oder der Schweiz?

Warum gilt es als «unethisch», wenn man viel Fleisch isst? Und ist die Qualität des Fleischs wirklich schlechter, wenn es wenig kostet?

Der Wiener «Tatort: Bauernsterben» fühlte verschiedenen Aspekten der industriellen Fleischwirtschaft auf den Zahn.

Worum ging es?

Schweinemastbetrieb-Vorarbeiter Sepp Obermeier (Martin Leutgeb) fand seinen Chef tot im Stall. Festgestellt wurde, dass Fleischunternehmer Max Winkler zunächst erschlagen wurde – und das nicht von einem Schwein.

Doch danach hatten sich die Vierbeiner, bekanntlich Allesfresser, an ihrem «Chef» bedient. Es war deshalb ein sehr unschöner Tatort, den die von Wien aufs platte Land berufenen Ermittler Eisner (Harald Krassnitzer) und Fellner (Adele Neuhauser) im «Tatort: Bauernsterben» vorfanden.

Verdächtige gab es in der Familie des skrupellosen Massentierhalters, aber auch bei dessen Geschäftspartner, einem windigen bulgarischen Fleisch-Multi, der seine Zentrale allerdings in Wien hat.

Und auch eine Gruppe radikaler Tierschützer rund um Professorin Maria Vogler (Claudia Martini) und ihre junge Muse Mina Truschner (Julia Wozek) befand sich im Visier der Wiener Polizei.

Worum ging es wirklich?

Regisseurin Sabine Derflinger hat schon mehrere Wiener Folgen inszeniert. 2011 führten sie als erste Frau in Österreich Regie bei einem «Tatort», ihre Episode «Angezählt» wurde 2014 sogar dem Grimme-Preis geehrt.

Der «Tatort: Bauernsterben» (Buch: Lukas Sturm) behandelt für Sabine Derflinger die Frage, «ob wir Fleisch essen und wie und ob Fleisch produziert werden kann und soll, um die steigende Weltbevölkerung zu ernähren. Diese Frage wird inzwischen oft mit ungemeiner Härte verhandelt.»

Um die hitzige Diskussion mit fiktionalem Leben zu erfüllen, begegnen sich in Derflingers Krimi Menschen mit unterschiedlichen Realitätserfahrungen:

«Wir erzählen vom Überlebenskampf österreichischer Bauern ebenso wie von der Enttäuschung der Jungen darüber, dass sich die Alten nicht um deren Zukunft auf einem lebbaren Planeten ‹scheren› und von den Auswirkungen eines grenzenlosen Kapitalismus, der mafiöse Strukturen ermöglicht.»

Deutschland, Österreich, Schweiz: Wer isst am meisten Fleisch?

In Österreich isst man mehr Fleisch als in Deutschland: 58,6 Kilogramm waren es im Schnitt pro Kopf im Jahr 2022. Tatsächlich wird im ORF-Gebiet am liebsten Schwein gegessen: Der Pro-Kopf-Konsum ist mehr als dreimal so hoch wie der von Rind- und Kalbfleisch.

In Deutschland hat sich laut des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL) der Trend zum geringeren Fleischkonsum fortgesetzt: Mit 52 Kilogramm pro Person sank der Pro-Kopf-Verzehr 2022 im Vergleich zu 2021 um rund 4,2 Kilogramm und ist so niedrig wie noch nie seit Beginn der Verzehrsberechnung im Jahr 1989.

Und wie sieht es in der Schweiz aus? Hier wird am wenigsten Fleisch konsumiert, aber dieser Wert blieb zwischen 2021 und 2022 (minus 0,9 Prozent) weitgehend stabil.

Er lag pro Kopf-Verbrauch 2022 bei 50,8 Kilogramm – übrigens bei einem Inlands-Produktionsanteil von 82,2 Prozent. Am meisten Fleisch – mit pro Kopf-Werten über 100 Kilogramm – isst man übrigens in den USA, Argentinien, Spanien und Australien.

Ist (billiges) Fleisch immer schlecht?

Massentierhaltung ist nötig, um Fleisch zu günstigen Preisen anzubieten. Wer davon ausgeht, dass ein Tier, das besser ernährt wird und ein artgerechteres Leben führt, auch besseres Fleisch liefert, sollte auf Bio-Produktion, lokale Herkunft und nachprüfbare Haltungsformen achten.

Zudem empfiehlt es sich, wenig Fleisch zu essen, um beispielsweise Darmkrebs, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen, die mit hohem Fleischkonsum statistisch in Verbindung gebracht werden können.

Auch wenn der Fleischkonsum in Ländern wie Deutschland zurückgeht, global betrachtet steigt er! Die Heinrich-Böll-Stiftung vermeldet in ihrer «Fleischatlas 2021»-Studie: «Ohne Kurswechsel wächst die Fleischproduktion bis zum Jahr 2029 noch einmal um 40 Millionen Tonnen auf dann mehr als 360 Millionen Tonnen Fleisch pro Jahr.»

Ein hoher Fleischkonsum ist aus vielerlei Gründen problematisch: Massentierhaltung schadet dem Klima und der Biodiversität. Wälder werden für Futtermittel gerodet, Lebensräume für Wildtiere schrumpfen, Pandemien werden gefördert. Ausserdem produziert Massentierhaltung viele klimaschädliche Gase.

Wie geht es beim Wiener «Tatort» weiter?

Im bereits abgedrehten «Tatort: Dein Verlust» (Arbeitstitel) gerät Ermittler Moritz Eisner selbst unter Mordverdacht. Viele Indizien sprechen dafür, dass er Otto Hübner, einen bunten Hund der Wiener Nachtklubszene, getötet haben könnte. Als Moritz in Untersuchungshaft landet, versucht Bibi mit aller Kraft seine Unschuld zu beweisen. Der nächste ORF-«Tatort» wird wohl erst 2024 ausgestrahlt.

Noch bis Ende Oktober 2023 laufen bereits die Dreharbeiten zum übernächsten Fall: In «Hurenkind» (ebenfalls Arbeitstitel), der in der Musikszene spielt, wird ein aufstrebender Wiener Rapper tot aufgefunden. In seinem Umfeld wimmelt es nur so vor Verdächtigen.

Steckt der Label-Besitzer, der kurz davor war, sein Zugpferd zu verlieren, hinter der Gewalttat?


Mehr Videos aus dem Ressort

«Provokation»: «Tatort»-Star Carol Schuler täuscht Schwangerschaft vor

«Provokation»: «Tatort»-Star Carol Schuler täuscht Schwangerschaft vor

Das neue Baby von Schauspielerin Carol Schuler («Tatort») heisst «Nitroglycerine». Um den Rocksong zu promoten, zeigte sie sich mit XXL- Babybauch auf Instagram. Eine bewusste Provokation, die zum explosiven Protest-Song passt.

11.08.2023