Christoph Maria Herbst «Ich bin nicht der Typ, der kurz vor einem Burn-out steht»

Von Fabian Tschamper

19.10.2023

Christoph Maria Herbst ist zurück: In «Ein Fest fürs Leben» spielt er einen Hochzeitsplaner, bei dessen letztem Auftrag alles schiefgeht. Im Interview spricht er über Ensemble-Filme, Humor und Stress im Alltag.

Von Fabian Tschamper

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Christoph Maria Herbst ist in seinem neuen Film wieder als Teil eines grossen Cast in einer Komödie zu sehen.
  • «Ein Fest fürs Leben» handelt vom Hochzeitsplaner Dieter  Salzmann (Herbst), der seinen Job eigentlich nicht mehr machen will – zu viel Stress.
  • «Ich bin das Frontschwein, aber ohne das Ensemble wäre ich nichts», sagt Herbst zu der Komödie.

Stress ist ein grosses Thema in Ihrem neuen Film. Was stresst Sie in Ihrem Leben so, dass Sie einen Gang runterschalten müssen?

Das gibt’s bei mir nicht so. Ich habe eine gute Work-Life-Balance – ich bin nicht der Typ, der kurz vor einem Burn-out steht. Gott sei Dank! Dafür ist mein Beruf zu vielfältig und nur punktuell aufreibend und enervierend. Phasen der Ruhe kommen stets auch, das hat man als freischaffender Schauspieler oftmals selbst in der Hand.

Christoph Maria Herbst ...

... hat sich seit 1989 einen Namen in der deutschen Unterhaltungsindustrie gemacht. Seine Anfänge hatte der gebürtige Wuppertaler im Theater, später erhielt er seine Chance, in Film und Fernsehen aufzutreten. Bekannt wurde er in der Serie «Stromberg». Der 57-Jährige ist seit 2012 mit Gisi Herbst verheiratet, das Paar ist kinderlos.

In anderen Situationen, in denen Menschen an die Decke gehen, da zeichne ich mich ehrlicherweise durch übertriebene Langmut aus – was andere um mich herum dafür auf die Palme bringt. So nach dem Motto: «Wie kann man hier so geduldig sein?»

Zum Beispiel im Strassenverkehr, das ist eine der Hasssituationen schlechthin für viele. Da weiss ich ja, wo ich mich in das gefährliche Fahrwasser des deutschen Strassenverkehrs begebe.

Ich persönlich rege mich beim Autofahren gern auf – ohne jetzt gleich komplett den Verstand zu verlieren.

Ich glaube, das ist eine gute Sache. Das sorgt für eine Blitzentspannung. In sich hineinfressen sollte man sowas sicherlich nicht.

Welche Bausteine muss ein gelungener Ensemble-Film für Sie haben?

Drei wichtige Dinge: ein gutes Buch, ein gutes Buch und ein gutes Buch. Das war hier der Fall und darum habe ich ziemlich schnell zugesagt – obwohl noch gar nicht klar war, wer denn das Ensemble sein wird. Das ist allerdings das Wesentliche. Da ist dem Regisseur und dem Castingbüro – mit meiner punktuellen Mithilfe – ein super Cast gelungen.

Selbst kleine Rollen müssen auf den Punkt besetzt werden, weil sonst so merkwürdige schwarze Löcher entstehen, die kriegst du an anderen Stellen nicht mehr aufgefüllt. Es ist eine Freude, dass wir die tollsten Kolleginnen und Kollegen bekommen haben. Da fühlte ich mich sehr zu Hause, ich komme ja ursprünglich aus dem Theater. Ich bin das Frontschwein, aber ohne das Ensemble wäre ich nichts.

In der Komödie sind Sie als Hochzeitsplaner tätig. Und da geht bei einem Auftrag alles schief, was schiefgehen kann. Können Sie sich an ein Fest in Ihrem Leben erinnern, wo das auch der Fall war?

Ich bin katholisch erzogen, was Sie unschwer an meinem zweiten Vornamen erkennen können. Und ich war lange als Ministrant tätig und da habe ich natürlich auch Beerdigungen begleitet. Ich habe tatsächlich mal eine Katastrophe erlebt: Einem Sargträger ist beim Herablassen das Band gerissen, an dem man den Sarg runterlässt. Er wollte nachgreifen und ist selbst ins Grab gefallen – und lag mit dem Rücken auf dem Sarg. Wir Ministranten sind in schallendes Gelächter ausgebrochen, die anderen fanden das nur so mittellustig, glaube ich. Es war eine bizarre Situation.

Ihre Figur Dieter Salzmann möchte seinen Beruf endlich an den Nagel hängen. Ist das ein Gedanke, der Christoph Maria Herbst als Schauspieler auch schon durch den Kopf gegangen ist?

Nein, mir macht das Schauspiel nach wie vor sehr Laune. Solange das der Fall ist, werden sich mein Spass und meine Spielfreude auch transportieren. Daran halte ich fest. Zudem ist das mein Brotberuf. Meinen Ausbildungsberuf als Bankkaufmann habe ich damals allerdings sehr gern und eigeninitiativ an den Nagel gehängt.

In Ihrer Karriere haben Sie von rabenschwarzem über kinderfreundlichem zu aktuell sehr herzlichem Humor alles abgedeckt. Welche Art Humor liegt Ihnen persönlich am nächsten?

Im Alltag sind es Dinge, die ich bei anderen Menschen beobachte. Manchmal würde ich am liebsten unsichtbar in der U-Bahn oder auf einer Bank die Leute anschauen, das finde ich wahnsinnig spannend.

Oder beispielsweise auch bei unserer Maisonette-Wohnung in Köln: Wir müssen für alles immer fünf Stockwerke runtergehen. Und mir ist es schon unzählige Male passiert, dass die Tür unten abgeschlossen ist und ich meinen Schlüssel nicht dabeihabe. Also muss ich wieder hoch, um den zu holen – und ich werde in 13 Jahren 70! Solche Dinge amüsieren mich.

Schliesslich noch eine Vermutung meinerseits: Sie sind bestimmt sehr schwer aus dem Konzept, zum Lachen zu bringen – zum Beispiel bei einer lustigen Szene während eines Drehs.

Da vermuten Sie richtig. Das hatte bei «Ein Fest fürs Leben» allerdings damit zu tun, dass wir im Vorhinein den Text und die Dialoge geübt und gekannt haben. Da konnten wir uns schon vor der Ankunft auf dem Set vor Lachen kringeln – und haben uns so schon abgearbeitet. Vor Ort war das alles sehr diszipliniert, nur das Team konnte sich manchmal nicht beherrschen. Generell war alles so in drei bis fünf Takes im Kasten.

«Ein Fest fürs Leben» läuft ab 19. Oktober in allen blue Cinema Kinos.


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