Interview Luna Wedler: «Einige Szenen wären am Anfang der Pandemie heikel gewesen»

Von Fabian Tschamper

21.8.2020

Luna Wedler ist ein aufgehender Stern am Schweizer Schauspielhimmel: Ihre Performance in «Blue My Mind» brachte ihr den Filmpreis als beste Schauspielerin ein. Hier in «Biohackers».
Luna Wedler ist ein aufgehender Stern am Schweizer Schauspielhimmel: Ihre Performance in «Blue My Mind» brachte ihr den Filmpreis als beste Schauspielerin ein. Hier in «Biohackers».
Netflix

Die Schweizer Schauspielerin Luna Wedler schaffte den Sprung zum Streaminggiganten Netflix und dessen Produktion «Biohackers». Mit der Hauptrolle geht für die 20-Jährige ein Traum in Erfüllung.

Luna Wedler erhielt 2018 den Schweizer Filmpreis als beste Hauptdarstellerin für den Coming-of-Age-Streifen «Blue My Mind» – von da an erlebte sie einen kometenhaften Aufstieg, der ihr nun eine Hauptrolle in «Biohackers» beim Streamingdienst Netflix ermöglicht hat.

Mia (Wedler) beginnt ihr Medizinstudium an der Uni Freiburg. Doch schnell wird klar, dass ihr Interesse an revolutionärer Biohacking-Technologie nicht nur wissenschaftliche Gründe hat: Sie will das Vertrauen von Star-Dozentin Prof. Dr. Tanja Lorenz (Jessica Schwarz) gewinnen, mit der sie ein dunkles Geheimnis verbindet. Um den Tod ihres Bruders aufzuklären, begibt sich Mia in eine gefährliche Welt voller illegaler Gen-Experimente. Als sie den schlauen Biologiestudenten Jasper und seinen geheimnisvollen Mitbewohner Niklas kennenlernt, muss sie sich entscheiden: zwischen ihren Gefühlen und Prinzipien, zwischen der Rache für die Familie und dem Schutz ihrer neuen Freunde.

Luna, das ist Dein erster Job bei Netflix, was ist das für ein Gefühl?

Als ich den Anruf gekriegt habe, konnte ich es kaum fassen. Es ist ein Traum. Erstens habe ich Glück, bei einer solch tollen Serie dabei sein zu dürfen, und zweitens ist das für mich als Schauspielerin ein riesiger Schritt in Richtung internationales Publikum. Netflix kann man in 190 Ländern schauen, die Serie wird in über zehn Sprachen übersetzt. Das ist völlig absurd! (lacht) Ich bin mega dankbar.

‹Biohackers› läuft auf Netflix, wie kommt man für so einen grossen Streamingdienst überhaupt an ein Casting ran?

Das läuft über meine Agentur in Berlin – die bekommen Aufgebote und schicken mich dann dorthin. Wenn man Glück hat, kriegt man schon ein Skript oder eine Synopsis und auf geht’s!

Und das Netflix-Abo ist damit nun gratis?

Nein! Das habe ich auch gefragt.

Bist Du momentan eigentlich zu Hause?

Ja, ich bin seit etwa vier Monaten zu Hause hier in Zürich. Ich wäre eigentlich auf Dreh, aber der wurde auf nächstes Jahr verschoben.

Dein Charakter in ‹Biohackers›, Mia, ist eine junge, zielstrebige und auch starke Frau. Die Materie ist aber doch etwas happig, sehr wissenschaftlich. Habt ihr vieles gemeinsam?

Für Schauspieler ist es spannender, sage ich mal, wenn man jemanden spielen darf, der einem völlig fremd ist. Mia und ich sind nicht so verschieden. Ich denke, wir teilen die Zielstrebigkeit. Wenn sie etwas will, dann setzt sie ihre gesamte Energie dafür ein, ich bin ähnlich.

In Sachen wissenschaftlicher Inhalt stimmt das schon. Aber das ist ja das Spannende an unserem Beruf! Man darf sich neue Dinge beibringen, wie zum Beispiel Instrumente spielen oder – wie bei ‹Biohackers› – in die Medizinwelt eintauchen. Das ist natürlich mit viel Recherche verbunden. Mein Vater ist Arzt, ich konnte ihn darum vieles fragen. Ich hatte aber keine Ahnung, was Body- und Biohacking überhaupt ist – also die Optimierung von Körpern und das Herausschneiden von DNA. Das sind reale Technologien, nichts in der Serie ist Science Fiction.

Man bewegt sich da aber auf einem schmalen Grat bezüglich der Ethik und moralischen Verwerflichkeit.

Diese Welt ist sehr faszinierend, man könnte mithilfe dieser Technologie unzählige Krankheiten auslöschen. Gleichzeitig ist es aber auch sehr gefährlich, im Sinne, wie weit wir in der Natur rumpfuschen dürfen. Das ist die grundlegende moralische Frage. Es hat mir unheimlichen Spass gemacht, mich in das Thema hineinzulesen.

Jetzt, da Du Dich auskennst, wie stehst Du zum Biohacking?

Da befinde ich mich in einer Zwickmühle. Es ist absurd, seine ungeborenen Kinder auf Beeinträchtigungen zu testen und diese dann gegebenenfalls rauszuschneiden. Man kennt die Nebenwirkungen nicht. Wie lange wird es leben etc., es ist dann nicht mehr so, wie es die Natur eigentlich vorgesehen hat. Ganz abgesehen davon, dass es auch nicht legal ist, Experimente an einem Menschen durchzuführen.

Luna Wedler im Coming-of-Age-Film «Blue My Mind».
Luna Wedler im Coming-of-Age-Film «Blue My Mind».
Tellfilm

Noch zu Corona: Das hat euch bei den Dreharbeiten vor einem Jahr nicht tangiert, weshalb hat Netflix das Startdatum von ‹Biohackers› (20. August) trotzdem verschoben?

Es geht zwar nicht um Viren oder eine Pandemie, aber es gibt halt ein paar Szenen, die beim ursprünglichen Launch heikel gewesen wären. Und obwohl wir noch nicht über den Berg sind mit Covid, wir haben jetzt mehr Klarheit, was das Virus angeht, und darum befand Netflix den Zeitpunkt nun für in Ordnung.

Was macht man als Schauspielerin während eines Lockdowns, da nicht gearbeitet werden kann?

Kochen, Filme schauen. Jetzt da wir wieder raus dürfen, geniesse ich auch mal das schöne Wetter!

Welche Filme hast Du Dir angeschaut?

Eine ganze David-Lynch-Sammlung! Und natürlich habe ich viel Netflix geschaut.

Ist schon absehbar, wann Du ohne Einschränkungen wieder vor der Kamera arbeiten kannst?

Das ist schwer abzusehen. Momentan laufen ja schon wieder verschiedene Drehs, allerdings mit Masken und Abstandsregeln. Wenn das Licht zum Beispiel aufgebaut wird, dann sind entsprechend nur diese Leute auf dem Set, beim Dreh selbst halt nur der Regisseur und die Schauspieler. Es teilt sich so in Grüppchen auf.

Leidet die Kunst nicht darunter?

Ich denke nicht. Davon sieht man beim Endprodukt nichts, aber die Atmosphäre auf dem Set ist sicherlich eine andere. Als Schauspieler geht es darum, sich gegenseitig zu spüren, berühren – eine Chemie zu entwickeln. Das ist momentan wahrscheinlich nicht so schön. Trotzdem muss es halt weitergehen! Da darf man sich nicht aufregen.

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