Feiern 50 Jahre Zusammenarbeit: Regisseur Steven Spielberg und Komponist John Williams gaben sich am 12. Januar in der Writer’s Guild in Los Angeles für eine Masterclass die Ehre.
29 Spielfilme hat Steven Spielberg gedreht, zu denen John Williams die Musik geschrieben hat: «John Williams ist der beständigste Bruder und beruflicher Wegbegleiter meines Lebens», fasst Spielberg die Beziehung zusammen.
«Steven Spielberg ist vieles – aber er ist kein Mann, dem man ‹Nein› sagen kann», erklärt der 90-jährige John Williams, warum er noch nicht in Rente gegangen ist. «Und man kann sich von der Musik auch nicht pensionieren lassen. Musik ist wie atmen. Sie ist mein Leben. Ein Tag ohne Musik ist ein Fehler.» Williams ist übrigens auch für die Musik von «Star Wars», ein weiterer Klassiker der Filmmusik-Geschichte, verantwortlich.
Nach der Masterclass trafen sich Cast und Crew von «The Fablemans» zu einem Apéro im In-Lokal Spago in Beverly Hills. Der Film war zwei Tage zuvor bei den Golden Globes für den Besten Film – Drama und den Besten Regisseur ausgezeichnet worden.
Seit 50 Jahren unzertrennlich: Steven Spielberg und John Williams
Feiern 50 Jahre Zusammenarbeit: Regisseur Steven Spielberg und Komponist John Williams gaben sich am 12. Januar in der Writer’s Guild in Los Angeles für eine Masterclass die Ehre.
29 Spielfilme hat Steven Spielberg gedreht, zu denen John Williams die Musik geschrieben hat: «John Williams ist der beständigste Bruder und beruflicher Wegbegleiter meines Lebens», fasst Spielberg die Beziehung zusammen.
«Steven Spielberg ist vieles – aber er ist kein Mann, dem man ‹Nein› sagen kann», erklärt der 90-jährige John Williams, warum er noch nicht in Rente gegangen ist. «Und man kann sich von der Musik auch nicht pensionieren lassen. Musik ist wie atmen. Sie ist mein Leben. Ein Tag ohne Musik ist ein Fehler.» Williams ist übrigens auch für die Musik von «Star Wars», ein weiterer Klassiker der Filmmusik-Geschichte, verantwortlich.
Nach der Masterclass trafen sich Cast und Crew von «The Fablemans» zu einem Apéro im In-Lokal Spago in Beverly Hills. Der Film war zwei Tage zuvor bei den Golden Globes für den Besten Film – Drama und den Besten Regisseur ausgezeichnet worden.
Seit 50 Jahren arbeiten Steven Spielberg, 76, und der Komponist John Williams, 90, zusammen – es ist eine berufliche Partnerschaft, die in Hollywood seinesgleichen sucht. Letzte Woche blickten die beiden zurück.
Steven Spielbergs erster Kinofilm «The Sugarland Express» war auch die erste Zusammenarbeit mit John Williams. «Aber eigentlich begann alles noch früher», erinnert sich der Regisseur. «Ich schrieb ein Drehbuch um und hörte dabei den Soundtrack zu Mark Rydells Film ‹The Reivers›. Das war das erste Mal, dass meine Ohren John Williams' Musik hörten. Ich liess die LP endlos laufen und organisierte die noch unveröffentlichte Musik des nächsten Films der beiden, ‹The Cowboys›. Ich schwor mir, diesen Komponisten für meinen Film zu gewinnen.»
John Williams war damals in Hollywood bereits gut etabliert. Ein Manager arrangierte einen Lunch in einem vornehmen Restaurant in Beverly Hills. «Als mich der Kellner zum Tisch führte, sass da ein Junge, der nicht älter als 18 Jahre alt sein konnte. Ich dachte, vielleicht ist es der Sohn von Herrn Spielberg», sagt Williams heute mit einem Lachen.
«Dabei war ich bereits 24 Jahre alt», wirft Spielberg korrigierend dazwischen. Williams fährt fort: «Jedenfalls schaute er die Weinkarte an, als komme sie vom Mars – offenbar hatte er in seinen jungen Jahren noch nicht viele Weinkarten gesehen. Aber ich habe schnell gemerkt, wie gescheit er war. Er konnte diverse Teile meiner Musik singen, die ich schon längst wieder vergessen hatte.»
Williams war von Spielbergs Wissen über Film, Filmmusikgeschichte und von «The Sugarland Express» beeindruckt und willigte ein, die Musik dazu zu schreiben. «Kann ein Mann eine Muse sein? Master Spielberg wurde jedenfalls meine Inspiration und Muse.»
Ihr zweiter Film war «Jaws» («Der weisse Hai»), und Spielberg hielt Williams’ Zwei-Ton-Thema zuerst für einen Witz: «Aber es war sein Ernst. Und es hat funktioniert – im Gegensatz zu unserem Animatronic-Hai.»
Spielberg spielt Klarinette im Orchester bei der Aufnahme der Filmmusik. «Unser Solist war zu gut», erklärt Williams schmunzelnd. «Ich sagte ihm, er müsse schlechter klingen, da hat er die Klarinette an Steven weitergereicht.»
Musik, Mathematik – und wie man Indiana Jones den Marsch bläst
Für die Kommunikation zwischen dem Raumschiff und den Menschen in «Close Encounters of the Third Kind» verwendete Williams zuerst ein Synthesizer-Recording. «Aber wir mochten es beide nicht», so der Komponist. Dann kam die Idee mit der Tuba und Variationen von fünf Noten, die eine eigene Sprache bildeten.
Spielberg erinnerte sich dabei auch daran, was sein Vater, der Elektro-Ingenieur war und klassische Musik liebte, ihm lehrte: «Er hat immer behauptet, dass die eine Gehirnhälfte Musik und die andere Mathematik repräsentiere. Musik und Mathe seien sich sehr ähnlich. Daher kam die Idee, dass beim ersten Kontakt variable Tonabfolgen als Kommunikation vom Raumschiff gesendet würden.»
Eine der berühmtesten von Williams' Kompositionen ist der «Raiders March» aus den «Indiana Jones»-Filmen. «Wir haben bei Konzerten Actionszenen aus ‹Indiana Jones and the Last Crusade› ohne Musik gezeigt», so Spielberg. «Es fühlt sch dreimal länger an und langweilt die Leute. Wenn wir die Szene dann wiederholen mit Johnnys Musik, fetzt es.»
Das Tempo sei eben besonders wichtig, meint John Williams: «Wir versuchen immer auf die Beschleunigungen zu achten, denn wenn die Musik zu langsam ist, wirkt der Film zu schnell. Aber wenn man den Rhythmus richtig hinkbekommt, empfindet man vier Film-Minuten nur als zwei.
Auch bei ‹E.T.› machte sich Williams viele Gedanken zum Thema Geschwindigkeit und Gravität und was es brauchte, damit die Velos Richtung Mond abheben konnten. «Jemand von der Nasa hat mir gesagt, es brauche eine Geschwindigkeit von 17'500 Meilen pro Stunde (ca. 28'000 km/h). Und es dauere acht Minuten, bis man diese Geschwindigkeit erreicht habe. Darüber habe ich mir beim Dirigieren dieser Passage oft den Kopf zerbrochen», sagt der 90-Jährige.
Die perfekte Ehe
Der Ablauf der Zusammenarbeit ist immer etwa ähnlich: Spielberg liefert das Drehbuch, aber in 80 Prozent der Fälle wolle es John Williams nicht lesen, so der Regisseur: «Ihm reicht ungefähr die Geschichte, aber die Musik kommt erst, wenn er sieht, was ich gefilmt habe.»
Meinungsverschiedenheiten haben sie angeblich keine: «Es ist die perfekte Ehe», findet Williams. «Ich habe Steven schon vieles auf dem Piano vorgespielt und er hat noch nie gesagt, es gefalle ihm nicht. Höchstens: Lass uns noch etwas anderes versuchen.»
Bei «Jurassic Park» dominierte die Idee der kindlichen Freude an den Dinosauriern, die sich in der Musik widerspiegelte. Spielberg verpasste die Aufnahmen ausnahmsweise, weil er in Europa «Schindler’s List» drehte. Der Film über einen Retter von Juden während des Holocaust berührte Williams besonders: «Ich sagte: Steven, das ist ein grossartiger Film: Du brauchst einen besseren Komponisten. Und seine Antwort war: ‹Ich weiss, aber die sind alle tot›.»
Der Star-Geiger Itzhak Perlman, der Williams seit Jahren um ein Film-Solo bat, aber dann doch Bedenken hatte, bei einem Film mitzuwirken, liess sich schliesslich für das emotionale Violin-Solo verpflichten.
Einer besonders grosse Nachfrage erfreut sich die «Hymn to the Fallen» aus «Saving Private Ryan» beim amerikanischen Militär: «Sie wird die ganze Zeit in Armee-Kreisen gespielt, weil sie einen tiefen Respekt für jene, die ihr Leben für die Freiheit gelassen haben, ausdrückt», erklärt Spielberg. Es war hingegen beiden klar, dass zum legendären Beginn des Films bei der Landung in der Normandie keine Musik nötig sein würde. «Wir verloren kein einziges Wort darüber.»
Nach Exkursionen zum Jazz («Catch Me if You Can») und zur amerikanischen Musik des 19. Jahrhunderts («Lincoln») schliessen die beiden Meister ihres Fachs den unterhaltsamen Abend mit ihrer jüngsten Kollaboration «The Fabelmans» ab.
Es ist die Geschichte der Familie Spielberg und derer Geheimnisse, die sie hütete, als Steven ein Teenager war. «Vor zehn Jahren hätte ich mir nicht vorstellen können, einen Film über so etwas Privates zu machen, aber meine Mutter meinte immer, sie hätte mir ja viel guten Stoff für Filme gegeben. Wann ich denn endlich etwas damit machen würde.»
Leah Adler und Arnold Spielberg liessen sich 1966 scheiden, als Leah sich in einen Freund von Arnold verliebte. Erst nach ihrem Tod – Leah starb 2017 im Alter von 97 Jahren und Arnold 2020 als 103-Jähriger – war ihr Junior bereit, die Geschichte seiner Eltern auf der Leinwand zu offenbaren.
«Ich kannte Stevens Eltern und hoffe, die Musik in ‹The Fabelmans› ist ihrer würdig», sagt Williams. «Oh, das ist sie», erwidert Spielberg und legt die Hand auf den Arm seines Freundes. Wie Arnold Spielberg, der bis 100 bei der von seinem Sohn gegründeten Shoah Stiftung arbeitete, will Williams noch zehn Jahre weiter beruflich aktiv bleiben. Steven Spielberg gibt sich erstaunt: «Wirklich? Dann muss ich ja jetzt an die Arbeit und schauen, was ich als Nächstes mache!»