Sylvester Stallone als trauriger Superheld Dieser Samariter braucht selber Hilfe

Von Fabian Tschamper

1.9.2022

Für Amazon Prime prügelt sich Sylvester Stallone als untergetauchter Superheld «Samaritan» durch eine düstere Stadt. Ein Film, der wehmütig macht.

Von Fabian Tschamper

Das absolut Letzte, was wir brauchen, ist ein weiterer Superheld. «Samaritan» ist zudem ein weiterer Eintrag in die lange Liste von Filmen, bei denen ein bekannter Name ans Produkt geklebt und aufs Beste gehofft wird.

In diesem Fall begeben wir uns mit Sylvester Stallone nach Granite City, einem Ort, der den Eindruck erwecken soll, dass er noch viel krasser ist als beispielsweise Batmans Gotham City.

Stallone verkörpert den untergetauchten Übermenschen Samaritan, der in einem erbitterten Kampf gegen seine Nemesis – namens Nemesis, kein Witz – bei einer Explosion vermeintlich ums Leben kommt. Nemesis war zudem Samaritans Bruder.

Weil ihre Eltern in einem gelegten Brand ums Leben kamen, entschied sich Samaritan, Gutes zu tun – sein Bruder wollte schlicht Rache, wurde zum Bösewicht. Zu einem Bösewicht, der seinen Hass in einen gigantischen Hammer gegossen hat. Und der somit das Kryptonit von Samaritan wird?

So wird uns das jedenfalls aufgetischt.

Die Öffentlichkeit glaubt, Samaritan sei tot. Doch der Junge Sam (Javon Walton) zweifelt an der offiziellen Story und sucht seinen Helden in Granite City. Jede ältere Person, die in irgendeiner Form mehr Stärke zeigt, als sie haben sollte, wird von Sam unter die Lupe genommen. Bis er eines Tages auf den Müllmann Joe trifft. Die Visage des graubärtigen Stallone lässt uns wissen, dass er kein Statist ist.

Als Samaritan nach einer kleineren Auseinandersetzung angefahren wird und sich seine Knochenbrüche selbst zusammenflickt, kann Sam seine Suche endlich beenden.

Ein Chaos, das wehmütig macht

Die Handlung hat mehr Löcher als ein Emmentaler Käse. Und das Tempo des Films ist zu langsam, als dass einem diese Löcher nicht auffallen würden. Der Regisseur versucht, mit Gemetzel davon abzulenken, aber auch jene Szenen sind so repetitiv, dass die Gedanken wieder um die Löcher kreisen.

Zum Beispiel: Wenn Samaritan so weltberühmt war und alle seine Kräfte kannten, warum versuchen Dutzende Leute noch immer, ihn zu erschiessen oder k.o. zu schlagen?

Vor 27 Jahren spielte Stallone schon mal eine ähnliche Figur: Judge Dredd im gleichnamigen Film war amüsant, gerade weil er sie so humorlos dargestellt hat. Auch in «Expendables» war Sly unterhaltsamer als in «Samaritan».

Der Film auf Amazon Prime ist ein Chaos, das mich dennoch wehmütig macht. Ich sehe den alten Stallone, die jahrzehntelange Karriere, wie kaputt sein Körper zu sein scheint. Und doch entscheidet er sich für Filme wie «Samaritan» oder «Rambo: Last Blood». Und nimmt sich aus dem dritten Teil «Creed» raus.

«Creed» war seine beste Arbeit der vergangenen Jahre. Den Helden muss er ja echt nicht spielen – scheinbar.

«Samaritan» ist auf Amazon Prime abrufbar.