Günther Jauch über 25 Jahre WWM «Die Lockerheit des ersten Millionärs ist mir geblieben»

Bruno Bötschi

11.1.2025

«Ich habe nichts gegen selbstbewusste Kandidaten. Aber wenn es dann schiefgeht, bin ich eben auch nicht tieftraurig»: Günther Jauch.
«Ich habe nichts gegen selbstbewusste Kandidaten. Aber wenn es dann schiefgeht, bin ich eben auch nicht tieftraurig»: Günther Jauch.
Bild: RTL / Stefan Gregorowius

Günther Jauch moderiert seit über 25 Jahren die RTL-Show «Wer wird Millionär?». Ein Gespräch über Krawatten, zu selbstbewusste Kandidaten – und darüber, wie sich der 68-Jährige seine Unberechenbarkeit bewahrt hat.

Bruno Bötschi

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die erste RTL-Show «Wer wird Millionär?» mit Moderator Günther Jauch wurde im Herbst 1999 aufgezeichnet und kurz danach ausgestrahlt.
  • Der Wuppertaler Professor Eckhard Freise knackte als erster Teilnehmer am 2. Dezember 2000 die Million – seine 15 Fragen beantwortete er souverän.
  • Zum Jubiläum der Quizshow durfte blue News Moderator Jauch 15 Fragen stellen.
  • «Wäre ich berechenbar, wäre das Format sicher für Macher und Zuschauer eher langweilig», sagt der 68-Jährige im Interview.

Günther Jauch, welche Erinnerungen haben Sie an die Aufzeichnung der ersten Ausgabe von «Wer wird Millionär?», die am 3. September 1999 von RTL ausgestrahlt wurde?

Das war natürlich ein aufregender Moment und im Rückblick hat sicher das Tempo in der Sendung noch nicht gestimmt. Aber nach drei relativ quotenschwachen Ausgaben ist das Format dann durch die Decke gegangen.

Wie stimmen Sie sich heute auf die Produktion von «Wer wird Millionär?» ein: Haben Sie sich irgendwelche Rituale angeeignet?

Nein, die gibt es tatsächlich bis heute nicht.

Wie viele Krawatten und Anzüge haben Sie als Moderator von «Wer wird Millionär?» bisher verbraucht?

Das ist schwer zu schätzen. Wir sind jetzt bei gut 1700 Sendungen. Dann wird das wohl auf 1400 Anzüge beziehungsweise Krawatten hinauslaufen. Aber genau weiss ich das nicht.

Wie haben Sie sich in alle den Jahren Ihre Unberechenbarkeit bewahrt?

Die kann man sich eigentlich nicht bewahren, weil man sie entweder in sich trägt oder eben nicht. Wäre ich berechenbar, wäre das Format sicher für Macher und Zuschauer eher langweilig.

In der «Süddeutschen Zeitung» sagten Sie im Oktober 2024 über «Wer wird Millionär?»: «Alles kann, nichts muss. Meine Schwiegermutter hat immer gesagt: Bei deiner Sendung tritt ja Gottes grosser Zoo auf.» Wie bereitet man sich auf den Zoo vor?

Am besten wie bei einem realen Zoobesuch: Gar nicht. Man lässt die Dinge auf sich zukommen und reagiert dann einfach spontan.

Welches Blackout als Moderator ist Ihnen bis heute peinlich?

Das kann ich nicht sagen. Mal ist das Licht ausgefallen, mal habe ich im Studio nicht ganz richtig gestanden, aber ansonsten hilft da inzwischen auch die Routine von 25 Jahren «Wer wird Millionär?».

Der Wuppertaler Professor Eckhard Freise knackte als erster Teilnehmer am 2. Dezember 2000 die Million – seine 15 Fragen beantwortete er souverän.
Der Wuppertaler Professor Eckhard Freise knackte als erster Teilnehmer am 2. Dezember 2000 die Million – seine 15 Fragen beantwortete er souverän.
Bild: imago images/Rainer Unkel

Welche Kandidatin werden Sie bis an Ihr Lebensende nicht vergessen?

Oh, das sind schon einige. Sicher die Millionäre, aber auch die Menschen, die von 500'000 oder mehr auf 500 Euro zurückgefallen sind.

Welches war der Kandidat, der über all die Jahre ganz besonders hervorgestochen ist?

Sicher die Lockerheit des ersten Millionärs, Professor Freise, aber auch das Glücksgefühl der ersten Millionengewinnerin, einer arbeitslosen Hausfrau.

Wirklich wahr, dass in den letzten Jahren der Hang zur Absicherung unter den Kandidat*innen spürbar zugenommen hat?

Ja, das ist wohl so. Viele gehen taktisch an die Sendung heran und versuchen den Verlauf vorab zu planen. Wenn es dann schwierig wird, sollen es eher schnell die Joker richten …

Warum hält sich Ihr Mitleid mit zu selbstbewussten Kandidat*innen in engen Grenzen?

Ich habe nichts gegen selbstbewusste Kandidaten. Aber wenn es dann schiefgeht, bin ich eben auch nicht tieftraurig.

Warum wurden gerade Sie zu Deutschlands erfolgreichstem TV-Moderator?

Das stelle ich zum einen infrage, aber wenn es wirklich so wäre, müssen Sie das Publikum und nicht mich fragen.

Was ist die Erfolgsgeheimnis – also neben Ihnen als Moderator – von «Wer wird Millionär?»?

Es ist das simple Konzept und die Tatsache, dass ich mich als Zuschauer zu jeder Zeit selbst mit den Kandidaten vergleichen kann. Das hat schon seinen Reiz.

Nach all den Jahren: Was nervt Sie an der Sendung am meisten?

Eigentlich gar nichts. Es gab vor vielen Jahren mal Versuche, am Prinzip der Sendung herumzudoktern, aber das war dann zum Glück schnell erledigt.

Wirklich wahr, dass Sie bis heute keinen Moderatoren-Vertrag besitzen, also alles nur mündlich und per Handschlag mit den Verantwortlichen von RTL vereinbart haben?

So ist es – und es funktioniert.

Reichen 15 Fragen, um sich in einen Menschen zu verlieben?

Die Frage verstehe ich nicht so ganz. Ob ich mich schon mal in eine Kandidatin verliebt habe? Antwort: Nein. Aber dass es sicher Menschen gibt, die Kandidatinnen und Kandidaten bei mir im TV sehen und sich in sie oder ihn verliebt haben, halte ich schon für sehr wahrscheinlich. Ganz grundsätzlich: Wenn man jemanden mag, ist es immer sinnvoller, Fragen zu stellen als nur über sich selbst zu reden …


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