So war die letzte Sendung Deville verabschiedet sich mit seinem Mami

Von Lukas Rüttimann

30.5.2023

Letzte Sendung: «Deville» verabschiedet sich mit seinem Mami

Letzte Sendung: «Deville» verabschiedet sich mit seinem Mami

Dominic Deville bot zu seiner letzten Sendung sein Mami auf. Mit ihrer Ehrlichkeit sorgte die Deutsche im Schweizer Fernsehen für Lacher.

30.05.2023

Die Late-Night-Comedyshow mit Dominic Deville hatte von Anfang an Freunde und Feinde. Die gestrige Dernière war so gut, dass ihn beide Lager bald vermissen werden.

Von Lukas Rüttimann

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Nach fast sieben Jahren der SRF-Satireshow «Deville» gibt Dominic Deville die Sendung freiwillig auf.
  • blue News hat die letzte «Deville»-Sendung für dich geschaut.
  • Dominic Deville kehrt 2024 mit einem neuen Soloprogramm auf die Bühne zurück.

«Wenn du die Herzen deiner Zuschauer gewinnen willst, zeig ihnen deine Mutter.» So lautet eine alte Weisheit aus dem Showbusiness, von der Dominic Deville offensichtlich auch schon gehört hat. Für seine gestrige Sendung bot der SRF-Komiker deshalb (und nicht zum ersten Mal) seine Mama auf. Doch das mit den Herzen des Publikums ist so eine Sache.

Denn nach sieben Jahren und über 150 Sendungen ist Schluss mit «Deville»; die Ausgabe am Pfingstmontag-Abend war seine letzte. Ungeteilte Zuneigung hat der Innerschweizer mit deutschen Wurzeln in dieser langen Zeit eher selten erfahren. Deshalb begrüsste er auch gleich zu Beginn besonders jene im Publikum, die ihn sonst selten oder nie schauen. Und die «einfach sicher sein wollen, dass ich danach auch wirklich weg bin».

Sattelfest und pointiert

Wer «Late Night Deville» sonst nur selten geschaut hat, dürfte sich gestern jedoch gewundert haben: Der ehemalige Kindergärtner hat in seinen sieben Jahren SRF-Late-Night-Show eine erstaunliche Entwicklung durchgemacht. War ihm früher oft eine gewisse Unsicherheit anzumerken, führte der Punkmusiker diesmal mit einer Souveränität durch die Sendung, die den Vergleich auch international nicht zu scheuen braucht.

Bei seiner Dernière lief er gar zu besonders lustiger Form auf. Die sechs Minuten von Beginn bis zum ersten Act etwa bestanden ausnahmslos aus sattelfest und treffsicher vorgetragener Stand-up-Comedy. Mit Pointen, die allesamt ins Schwarze trafen. Vom Ableben Tina Turners über ein Partyportal-Aus bis hin zu einer App, die perfekte Bewerbungsfotos generiert – alles aktuelle Themen, zu denen Deville mehr oder weniger boshafte, aber nie geschmacklose Witze parat hatte. Seitenhiebe auf Gölä, die FDP, Köppel und den Bundesrat inklusive. Und wenn ein Gag mal grenzwertig war, parierte Deville das mit einem selbstironischen Spruch.

«Deville»-Team hat Groove gefunden

Was für ein Unterschied zu den oft wackeligen Pointen oder übertrieben wirkenden Aktionen der Anfangstage, von denen der Host in seinem Rückblick auch den einen oder anderen Ausschnitt einspielte. «Das war damals Lampenfieber kombiniert mit Angstschweiss», meinte er zu seiner Premiere aus dem Zürcher Nachtklub Mascotte.

Auch und ganz besonders bei Comedy ist es eben «le ton, qui fait la musique» respektive die Tonalität. Dominic Deville und sein Autorenteam haben ihren Groove gefunden; und in dieser Form ist sein Abgang zweifellos ein Verlust für die hiesige Comedy-TV-Landschaft.

Klar, Everybody’s Darling oder gar ein «Satiriker der Nation» wie sein im Publikum anwesender Vorgänger Viktor Giacobbo war und wird Dominic Deville nie. Dafür ist sein Humor zu kantig, die Lust an der Abgründigkeit zu gross. Sein wiederkehrendes Olten-Bashing etwa hätten sich Giacobbo/Müller in dieser radikalen Form kaum getraut. Und auch der Seitenhieb auf die SRF-Ombudsstelle zeigte einmal mehr Devilles Biss.

Lustige Nachfolger*innen gesucht

Tatsächlich hat sich aber auch die TV-Landschaft verändert. Die Abende des nationalen SRF-Lagerfeuers mit der Satiresendung als Wochenabschluss sind passé; heute misst sich der Erfolg auch an YouTube-Klicks und Facebook-Shares. Dass Deville und sein Team dort mit ihrem «America first, Switzerland second»-Video einen viralen Hit landen konnten, unterstreicht, dass die Sendung wohl erfolgreicher ist, als es die Einschaltquoten zeigen.

Bleibt die Frage, wer den freien Comedy-Platz bei SRF übernimmt. Stand heute ist die Nachfolge offen. Sicher ist: Einfach wird es für niemanden. Wer immer es versucht, wird Zeit brauchen, um an das «Deville»-Level dieser enorm kurzweiligen und wohltuend unsentimentalen Dernière heranzukommen. Vielleicht gar keine schlechte Idee, das Mami gleich von Anfang an mitzunehmen.

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