Schwarzenegger-Doku «Arnold» kann mich mal

Von Fabian Tschamper

10.6.2023

«Arnold» erzählt die längst bekannte Lebensgeschichte von Arnold Schwarzenegger. Beim Rückblick mit Netflix wird klar: Sie ist selbstgefällig und frei von echter Kritik – ein weiterer Schritt in seiner PR-Maschinerie. Eine Kritik.

Von Fabian Tschamper

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Arnold Schwarzenegger hat bei Netflix seine dreiteilige Doku «Arnold» veröffentlicht.
  • Darin spricht er erwartungsgemäss über Bodybuilding, Schauspiel und Politik.
  • Er blickt auf verschiedene Momente in seinem Leben zurück und kommentiert den Einfluss, die sie auf seine Karriere hatten.

Die schmeichelnde Doku «Arnold» verpackt Arnold Schwarzeneggers Leben in drei einstündige Folgen, die sich mit Bodybuilding, Schauspiel und Politik beschäftigen.

Dabei gibt Schwarzenegger seinen Senf zu verschiedenen Filmausschnitten oder auch Interviews. Er äussert sich selbstgefällig über sein Leben und die «Rückschläge», welche seinen zukünftigen Erfolg aufgleisten.

Eigentlich weiss man schon fast alles, was Arnie hier als neu verkaufen will – und wird damit wohl nur diejenigen abholen, die eh schon Fans waren und gern eine alte Leier in neuer Verpackung kaufen: Der unaufhaltsame Fremde und Held des Volkes, der grosses Unglück überstand und seine wildesten Träume Realität werden liess. Alles, während er Zigarren paffend ein Fotobuch durchblättert, das ihn hochauflösend in seinen verschiedenen Lebensabschnitten zeigt.

Eine Plattitüde jagt die nächste

Er hat eine PR-freundliche Anekdote für fast jeden Moment in seinem Leben. Zum Beispiel als er seiner Ex-Frau Maria Shriver das erste Mal begegnet und gegenüber ihrer Mutter erwähnt, wie ihm der Arsch ihrer Tochter gefällt. Oder auch der ausserehelichen Affäre mit Mildred Baena und dem gezeugten Sohn Joseph.

Weiter macht die österreichische Eiche nur kurz Halt bei grossen Ereignissen in seinem Leben, etwa beim Tod seines Bruders Meinhard oder dem Kino-Flop «Last Action Hero». Er tut diese Dinge mit einem Schulterzucken ab und lässt Plattitüden vom Stapel.

Auch verurteilt er Antisemitismus als eine «schreckliche Verlierer-Ideologie», dabei wird seine Bewunderung für die Rhetorik von Adolf Hitler ignoriert. Jene erwähnt er lobend in seiner Biografie «Total Recall». Sein Vater Gustav wird zudem zwar als misshandelnder Patriarch dargestellt, doch dessen Verbindung zu den Nazis wird nur kurz tangiert.

Was Schwarzenegger natürlich zu seinem Vorteil spinnt: Als er als angehender Gouverneur von Kalifornien eine Pressekonferenz gibt, sagt er: «Wenn du dich in die Politik wagst, versuchen sie deine Persönlichkeit zu zerstören und alles, wofür du stehst.»

«Die letzten Dinosaurier»

Solche pseudo-inspirierenden Zitate hat Arnold zuhauf. Als er über die Misshandlung durch seinen Vater spricht, stimmt er Nietzsche zu: «Alles, was dich nicht umbringt, macht dich stärker» und so weiter.

Eventuell bist du – wie auch ich –  wegen des unaufhaltsamen Laufs der Zeit anfälliger auf die Doku «Arnold». Das wird klar, als auch Sylvester Stallone sagt: «Wir sind die letzten Dinosaurier.» Es erklärt wohl, warum der «Rocky»-Star in der Dokumentation vorkommt – und auch, warum jene überhaupt existiert. Schwarzenegger wird sein Schicksal weiterspinnen, bis die Menschen vergessen – oder er denkt, er habe genug für seine vergangenen Missetaten kompensiert. Sie ist nicht mehr als eine Ehrenrunde.

«Arnold» kannst du auf Netflix streamen.


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