Fehlerhafte Beta-Version Tesla spricht von «selbst fahrenden» Autos, doch Videos beweisen etwas anderes

Von Dirk Jacquemien

20.9.2021

Wirklich autonom können sich Teslas in Städten noch nicht fortbewegen.
Wirklich autonom können sich Teslas in Städten noch nicht fortbewegen.
Getty Images

Teslas Pläne, sein autonomes Fahrsystem bald breit verfügbar zu machen, stösst bei US-Behörden auf Ablehnung.

Von Dirk Jacquemien

Seit vergangenem Oktober bietet Tesla ausgewählten Fahrer*innen eine Beta-Version seines «Full Self-Driving»-Modus an. Dem Namen nach verspricht das System vollautonomes Fahren. Nächsten Monat möchte Tesla das System nun auf potenziell alle Tesla-Fahrer*innen ausdehnen. Doch für die Strassensicherheit zuständige US-Behörden melden jetzt Bedenken an.

Jennifer Homendy, die Chefin des für die Untersuchung von Verkehrsunfällen verantwortliche National Transportation Safety Board (NTSB), sagte laut «Wall Street Journal», Tesla müsse zunächst «fundamentale Sicherheitsprobleme» lösen. Ausserdem sei die Verwendung des Begriffes «full self-driving» «täuschend und unverantwortlich», so Homendy, da Nutzer*innen über das Ausmass der Fähigkeiten in die Irre geleitet werden.

Auch 10. Beta-Version mit Problemen

In der Tat ist das «Full Self-Driving» (FSD) von Tesla alles andere als voll autonom. Die Fahrer*innen müssen zu jeder Zeit bereit sein einzugreifen, was in der Praxis auch sehr häufig nötig ist.

Inzwischen gibt es die 10. Beta-Version von FSD. Doch Videos von Fahrer*innen, die die Funktion auf belebten Strassen ausprobierten, zeigen immer noch grosse Probleme. Bei einer Fahrt in Seattle beispielsweise bog der Tesla plötzlich völlig unvermittelt ab und hätte wohl Fussgänger*innen überfahren, wenn der Fahrer nicht im letzten Moment eingeschritten wäre.

Bei einer Testfahrt durch die Kleinstadt Newport in Rhode Island zeigte sich das System auch völlig überfordert von den engen Strassen und dichtem Verkehr. Die Fahrerin musste mehrmals pro Minute die Kontrolle wieder übernehmen.

«Button» zur Teilnehme an Beta-Test

Dennoch will Tesla laut Chef Elon Musk bereits im Oktober das Feature für potenziell alle Fahrer*innen freischalten, die für die Funktionalität zu zahlen bereit sind. Sie sollen sich über einen «Button» in der Systemsoftware ihres Teslas für den Beta-Test anmelden können. Danach wird für sieben Tage ihr Fahrverhalten durch Tesla beobachtet. Legt man ein «gutes Fahrverhalten» an den Tag, wird man für den Beta-Test freigeschaltet.

Nicht nach ihrem Einverständnis zur Teilnahme an einem Beta-Test gefragt werden natürlich andere Verkehrsteilnehmer*innen, die mit den Roboter-Teslas im Strassenverkehr in Kontakt kommen könnten.

Die NTSB hat selbst keine Befugnisse, Tesla oder anderen Autoherstellern Vorschriften zu machen. Die National Highway Traffic Safety Administration, die solche Befugnisse hat, bereite sich laut «Wall Street Journal» allerdings vor, entsprechende Regelungen zu erlassen.