RaubüberfälleTinder versetzt Brasiliens Männer in Angst und Schrecken
Von Dirk Jacquemien
3.3.2023
Brasilianische Männer wissen mittlerweile: Sehr viele vermeintliche Matches auf Tinder sind in Wahrheit nur Lockvögel für einen Raubüberfall.
Von Dirk Jacquemien
03.03.2023, 00:00
03.03.2023, 12:31
Dirk Jacquemien
Brasilianischen Männern ist die Lust am Online-Dating vergangenen. Grund ist eine wahre Epidemie an Raubüberfällen, die ihren Anfang in einem «Match» bei Tinder und anderen Dating-Apps hatten. Hauptziel sind einsame Männer zwischen 30 und 65 Jahren, wie «Rest of World» berichtet.
Sie werden von ihren vermeintlichen Matches auf den Dating-Plattformen an abgelegene Orte gelockt und dort ausgeraubt. Vielfach kommt es dabei auch zu sogenannten «Blitz-Geiselnahmen». Dabei werden die Opfer für eine kurze Zeit festgehalten und gezwungen, Geld via Online-Zahlungsdiensten zu überweisen.
Raub wird einfach gemacht
Brasilien ist dafür besonders anfällig, weil ein Zahlungssystem namens PIX dort weit verbreitet ist. Hier werden Zahlungen per QR-Code geleistet, die nur schwer nachverfolgbar sind. Das Problem hat so sehr überhandgenommen, dass im Bundesstaat São Paulo inzwischen neun von zehn Entführungen ihren Anfang durch einen Kontakt auf einer Dating-App nahmen.
Die Raubserie hat dazu geführt, dass jetzt auch heterosexuelle Männer völlig anderes mit dem einst so unbeschwerten Online-Dating umgehen. Bisher waren es vor allem Frauen, die bei Dates um ihre körperliche Unversehrtheit bangten und entsprechende Vorkehrungen treffen mussten.
Nun versuchen aber brasilianische Männer, vor einem Treffen die Identität ihres Matches zu verifizieren, etwa in dem sie die Person auf anderen Social-Media-Plattformen suchen. Beim Vereinbaren von Treffpunkten achten sie darauf, dass diese an sicheren Orten stattfinden.
So hat der 51-jährige João Eleutério da Silva schon vielversprechende Dates abgesagt, weil sich die Matches nicht in der Öffentlichkeit treffen wollten, wie er «Rest of World» erzählte: «Wenn sie 23 Jahre alt ist, wie kann ich dann nicht denken, dass ich für einen Überfall angelockt werden soll?»