Weil junge Menschen offenbar nicht mehr so intensiv Dating-Apps nutzen wie vorherige Generationen, gerät der Tinder-Mutterkonzern in Straucheln.
Von Dirk Jacquemien
03.08.2022, 15:12
Dirk Jacquemien
Die Match Group, der Mutterkonzern von Dating-Apps wie Tinder oder OkCupid, hat mit schwachen Zahlen die Börse schockiert. Die Aktie des Konzerns brach um mehr als 20 Prozent ein. Vor allem Tinder trug zur schlechten Performance bei. Tinder-Chefin Renate Nyborg wird nach weniger als einem Jahr im Amt gefeuert.
Bei Tinder lief so einiges schief. Die App versuchte eine eigene virtuelle Währung zu etablieren oder Dating im sagenumwobenen Metaverse einzuführen. Beide Initiativen werden wieder eingestampft, meldet «TechCrunch». Vor allem scheint der App aber auch ein verändertes Dating-Verhalten der jungen Generation zu schaffen zu machen.
Keine neuen Nutzer*innen
Eigentlich war erwartet worden, dass es nach dem Ende der Hochphase der Corona-Pandemie einen regelrechten Dating-Boom geben wird. Und im Sommer 2021, als die Impfstoffe breit verfügbar wurden, konnte Tinder tatsächlich einen Zuwachs bei der Nutzung verzeichnen. 2022 folgte allerdings Stagnation.
Während Nutzer*innen, die bereits vor Corona Tinder nutzten, in Teilen zurückkehrten, hat das Unternehmen Probleme, ganz neue Nutzer*innen zu rekrutieren. Das liegt offenbar auch daran, dass Mitglieder der Generation Z, in etwa Menschen, die heute jünger als 25 Jahre sind, ein anderes Dating-Verhalten als die Älteren an den Tag legen.
So hat die Gen Z weniger Sex als die vorherige Generation der Millennials, vor allem wenn es um flüchtige Begegnungen wie One-Night-Stands geht. Stattdessen ist eher ein «Slow Dating» angesagt, bei der man potenzielle Partner*innen erstmal genauer kennenlernen will.
Eine fast ausschliesslich auf Äusserlichkeiten fokussierte App wie Tinder, bei der man häufig in Sekundenbruchteilen anhand eines Fotos entscheidet, ob man eine Person kennenlernen möchte, bietet da einen ungeeigneten Einstieg. Stattdessen erfolgt die Kontaktaufnahme häufig über Direktnachrichten auf Snapchat, Instagram oder TikTok, wo man zuvor schon einen zumindest rudimentären Einblick in das Wesen des Gegenübers bekommt.