Chinesische App aufgeflogen Tiktok verfolgt Journalistin anhand ihrer Katze

Von Dirk Jacquemien

10.5.2023

Vorsicht beim Social-Media-Account von Katzen. Denn darüber können auch ihre Besitzer*innen verfolgt werden.
Vorsicht beim Social-Media-Account von Katzen. Denn darüber können auch ihre Besitzer*innen verfolgt werden.
Imago

Um den Standort einer Journalistin zu ergründen, verfolgte Tiktok den Account ihrer Katze. Mit nur 170 Follower*innen ist das Tier alles andere als ein Social-Media-Star.

Von Dirk Jacquemien

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der Account der Katze wurde dazu genutzt, eine britische Journalistin zu verfolgen.
  • Diese hatte zuvor kritisch über Tiktok berichtet.
  • Das chinesische Unternehmen spricht von unautorisierten Handlungen einzelner Mitarbeiter*innen, steht aber nun weltweit unter Druck.

Im vergangenen Dezember musste TikTok-Mutterkonzern Bytedance eingestehen, dass seine Mitarbeiter*innen westliche Journalist*innen ausspioniert hatten. Ziel war offenbar, die Quellen für kritische Berichterstattung über das chinesische Unternehmen zu finden.

Bytedance sprach danach von unautorisierten Handlungen einzelner Mitarbeiter*innen, die entlassen worden seien. Nun wurden weitere Details bekannt, wie die Spionage abgelaufen ist. Im Fall der «Financial Times»-Journalistin Cristina Criddle, die keinen eigenen Tiktok-Account hatte, erfolgte es stattdessen über das Konto ihrer Katze Buffy.

Standort verfolgt

Auf Buffys Tiktok-Konto hatte Criddle während drei Jahren knapp 20 Videos hochgeladen. Mit 170 Followern war Buffy dabei alles andere als ein grosser Social-Media-Star. Dadurch, dass die Tiktok-App jedoch auf Criddles privatem Smartphone installiert war, war es Bytedance möglich, ihren Standort zu verfolgen. Damit sollte offenbar ergründet werden, ob sie sich heimlich mit Tiktok-Whistleblowern traf.

Neben Criddle wurden auch Journalist*innen von «Forbes» verfolgt, das die Spionage durch die eigene Berichterstattung erst ans Licht brachte. Im März musste sich Tiktok-CEO Shou Zi Chew vor dem US-Kongress verantworten. In den USA gibt es ernsthafte Bestrebungen für ein Verbot der App.

Tiktok nur noch auf Wegwerf-Handy

Chew traf in einem Ausschuss des Repräsentantenhaus dabei auf ungewöhnliche Einigkeit unter Republikanern und Demokraten, die ihm fast durch die Bank feindlich gegenüberstanden. Wenig Sympathien brachten ihm auch seine semantischen Akrobatik ein. «Ich glaube nicht, dass ‹ausspioniert› die richtige Art ist, dies zu beschreiben», sagte Chew in Bezug auf der Verfolgung der Journalist*innen.

Criddle legt derweil angesichts der eigenen Erfahrungen mehr Augenmerk auf ihre «digitale Sicherheit», wie sie der BBC erzählte. Zu Arbeits- und Recherchezwecken nutzt sie zwar weiterhin Tiktok. Allerdings ist die App nun nur noch auf einem Wegwerf-Handy installiert, das permanent an ihrem Büro-Arbeitsplatz verbleibt.