Twitter-Klon auf Überholspur Threads-Erfolg treibt Elon Musk in den Wahnsinn

Von Dirk Jacquemien

10.7.2023

Threads geht Elon Musk mächtig auf die Nerven.
Threads geht Elon Musk mächtig auf die Nerven.
Imago

Der Twitter-Klon Threads schlägt alle Erwartungen. Elon Musk scheint deswegen die Nerven zu verlieren und intensiviert seine Angriffe auf Meta-Chef Mark Zuckerberg.

Von Dirk Jacquemien

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Twitter-Klon Threads kann mit bereits 100 Millionen Nutzer*innen ein rasantes Wachstum verzeichnen.
  • Das löst bei Twitter-Eigentümer Elon Musk Panik aus, der Meta-Chef Zuckerberg nun auch mit Vulgärbeleidigungen angreift.
  • Derweil gehen die Twitter-Nutzungszahlen weiter zurück und Werbetreibende wenden sich ab.

Knapp 100 Millionen Nutzer*innen hat Threads, der Twitter-Klon von Facebook-Mutter Meta, in den ersten Tagen bereits gewinnen können — und das, obwohl die App in weiten Teilen Europas nicht verfügbar ist. Damit ist Threads um ein Vielfaches erfolgreicher als andere Twitter-Kopien wie Bluesky oder Mastodon, die bisher von dem von Eigentümer Elon Musk verursachten Chaos profitieren wollten.

Ausschlagend für den Erfolg von Threads ist sicherlich die tiefe Integration mit Instagram und seinen Milliarden Nutzer*innen. Diese können sich mit wenigen Klicks auch bei Threads anmelden. Damit könnte die App schon bald eine kritische Masse an Nutzer*innen erreichen, um sich als die Alternative Nummer eins zu Twitter zu etablieren, das noch rund 350 Millionen Nutzer*innen hat, allerdings sinkende Nutzungszahlen verzeichnen muss.

Haltlose rechtliche Drohungen

Auch Elon Musk scheint zu realisieren, dass Threads zur ernsthaften Gefahr für Twitter werden könnte. Zunächst liess er seinen Anwalt Alex Spiro einen Drohbrief an Meta-Chef Mark Zuckerberg schreiben. Darin wirft Spiro Meta vor, Geschäftsgeheimnisse und Urheberrechte Twitters zu verletzten, unter anderem, indem es Ex-Twitter-Mitarbeiter*innen eingestellt habe.

Musk hat allerdings Zehntausende Mitarbeiter*innen entlassen und verweigerte ihnen in vielen Fällen eine Abfindung. Er kann sich kaum beschweren, dass sie sich eine neue Arbeit bei einem Konkurrenzunternehmen suchen. Ein Meta-Sprecher dementierte sogleich, dass diese neue Mitarbeiter*innen an Threads mitgewirkt hätten.

Nun hat Threads zweifellos das Geschäftsmodell von Twitter kopiert, so, wie Meta es bereits früher mit den Features Stories von Snapchat sowie Reels von TikTok getan hat. Das mag gegen den guten Stil verstossen, illegal ist es aber offensichtlich nicht. Denn abstrakte Ideen, wie einen Webdienst für Kurznachrichten zu betreiben, lassen sich nicht patentieren.

Humor eines 14-Jährigen

Juristisch wird Musk also Threads kaum stoppen können. Also versucht er es mit persönlichen Angriffen gegen Zuckerberg. Der hat allerdings seine bisher als eher passiv wahrgenommene Persönlichkeit abgelegt und schlägt zurück. So nahm er Musks Herausforderung zu einem Käfigkampf an und scheint voll entschlossen zu sein, dort auch anzutreten, was bei Musk selbst zweifelhaft erscheint. Derweil imitiert Zuckerberg Musks Antwort-Stil und macht sich über ihn lustig.

Nun bezeichnete Musk seinen Rivalen als «Cuck», eine vulgäre Beleidigung ohne direkt deutsche Übersetzung, die in diesem Zusammenhang einen schwächlichen Mann bezeichnet, der sexuell gedemütigt wird. Ausserdem hat er Zuckerberg zu einem, auf gut Deutsch ausgedrückt, Schwanzvergleich herausgefordert.

Es erscheint zweifelhaft, dass Musk mit diesem infantilen Humor Werbetreibende vom Abgang zu Threads abhalten kann. Zumal Meta bereits verlautbaren liess, dass man Threads so politikfrei wie möglich halten wolle. 

Denn bei politischen Diskussionen verfallen Nutzer*innen schnell in Rage, was ein katastrophales Umfeld für Werbeanzeigen ist. Musk hingegen setzt alles daran, Twitter so politisch kontrovers wie möglich zu machen.